23. November: „Maister-Tag“ Staatsfeiertag in Slowenien:

General Rudolf Maister: „Vater des Volkes mit blutigen Händen“
23. November: „Maister-Tag“. Staatsfeiertag in Slowenien.

 

23.11.2018 Marburg. 100 – Jahrfeier: Staatsfeiertag („Maister-Tag“) in Slowenien in Erinnerung an jenen Tag, als General Rudolf Maister in Marburg „in einer eigenständigen militärischen Aktion die deutsche Schutzwehr entwaffnete“. Damit übernahm Maister die militärische Herrschaft und festigte die sloweni-sche politische Macht in Marburg.

 

Am Vortag fand im Nationaltheater in Marburg eine Festveranstaltung statt. Teilnehmer sind u.a. Staats-präsident Borut Pahor, Regierungschef Marjan Šamec und mehrere Minister. Die Festansprache hält Parlamentspräsident Dejan Židan.

 


 

Staatspräsident Borut Pahor verleiht dem Obmann des Verbandes der General-Maister-Vereine, Milan Lovrenčič, den staatlichen Verdienstorden.

 

Dejan Židan: Auch unsere Zeit braucht Menschen wie Maister – entschlossene, selbstbewusste, kluge, (…) selbstlose und anständige, Patrioten mit einer künstlerischen Seele. (…) Es ging um Sein oder Nichtsein. (…) Erst nach der Eigenständigkeit Sloweniens hat die offizielle Politik seine historischen Verdienste gewürdigt. Die Maister-Kämpfer aber haben ihn buchstäblich vergöttert“, so Židan.

 

Auch der ORF-Kärnten (slowenische Abteilung) berichtet in diesem Sinne unkritisch: General Rudolf Maister hat mit seinen Kämpfern Ende des 1. Weltkrieges einen bedeutenden Beitrag dazu geleistet, dass Marburg und seine Umgebung heute slowenisch sind. Nachdem der lokale deutsche Gemeinderat Marburg und seine Umgebung als Teil Deutsch-Österreichs erklärte hatte, übernahm Maister mit seinem Heer im November 1918 die Herrschaft über Marburg und über die gesamte Untersteiermark.1

 

Maister habe Marburg befreit und ab 1. 11.1918 sei ohne Maister in Marburg und Umgebung nichts mehr passiert, sagt der slowenische Historiker Lojze Penič. Am 23.11. 1918 habe er in 47 Minuten die Schutz-wehr entwaffnet und am selben Tag beauftragte er bereits den Leutnant Franjo Malgaj, vom Mießtal aus-gehend mit der Besetzung von Bleiburg und Völkermarkt.
Für die Slowenen sei Maister ein Held, für die andere Seite aber „das Allerschlimmste“. Man gibt ihm die Schuld für die blutigen Demonstrationen, als am 27. 1.1919 der amerikanische Experte für Grenzfragen, Sherman Miles, Marburg besucht hat. Die Schüsse sind gefallen, als (angeblich) jemand dem Anführer der Polizei die Pistole entrissen habe. Auch wegen der Geiselnahmen wurde Maister angefeindet, so der slowenische Historiker Penič.2

 

Es gibt 26 örtliche Maister-Vereine. Aleš Arih, Obmann der Maister-Vereines in Marburg: „Die National-regierung in Laibach hat General Maister in Stich gelassen, ansonsten wehte heute auf dem Zollfeld die slowenische Fahne“.3
General Rudolf Maister habe auch eine dunkle Seite, stellt die linksgerichtete Wochenzeitung Mladina fest. Im Hinblick auf den Blutsonntag sei er ein „Vater des Volkes mit blutigen Händen“, schreibt Vasja Jager.4
Dušan Kolnik, Rechtsanwalt in Marburg, geht davon aus, dass es sich beim „Blutsonntag“ vom 27.1.1919 um eine Straftat gegen die Menschlichkeit handle und heute Carla del Ponte gegen den slowenischen General Rudolf Maister eine Anklage einbringen würde.5

 

Anmerkung: Im Hinblick auf die 100-Jahrfeier der Kärntner Volksabstimmung 1920 ist von Interesse, dass in Marburg/Maribor, abgesehen von bereits bestehenden ständigen Ausstellungen, bis 31.8.2019 eine Ausstellung ausschließlich der Zeit 1918-1920 gewidmet ist. Damit wird nicht nur die entscheidende Rolle des General Maister gewürdigt, sondern auch die Erwartungen der Deutschen und der „deutsch-freundlichen Slowenen“, also der Windischen, werden thematisiert. Im „Maister-Jahr“ 2018 wurden von den 26 örtlichen Maister-Vereinen allein im November 32 Veranstaltungen organisiert. Ein Maister-Buch wird herausgegeben. Das ganze Jahr hindurch werden von Protagonisten der Maister-Vereine Schulen besucht und Vorträge gehalten. Der Verband der Maister-Vereine wurde vom Staatspräsidenten für seine Verdienste ausgezeichnet. Viel eher verdienten es Vereinigungen in Kärnten ausgezeichnet zu werden, die sich mit der demokratischen Volksabstimmung 1920 beschäftigen.

 

In diesem Zusammenhang wäre zu beachten, dass in Slowenien eine Partei mit dem programmatischen Namen „Vereinigtes Slowenien“ agiert, ihr Obmann am 1.9.2018 im Grenzgebiet eine illegale bewaffnete Garde angelobt hat, der General Rudolf Maister als Vorbild dient.
 
Das Land Kärnten hat dazu keine Stellungnahme abgegeben.

 

Zum Thema Rudolf Maister existiert ein Beitrag im Archiv 2017 (30. Jahrestag der Errichtung des Rudolf Maister-Denkmals)

 

1 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/29490942/, 23.11.2018.
2 www.rtvslo.si/prva-svetovna-vojna/zgodbe-in-pricevanja/rudolf-maister-od-miti…, 23.11.2018. Kommentare zum Beitrag u.a.: „Wenn wir heute die Steirer fragten, ob sie lieber unter der österreichischen oder slowenischen Regierung leben wollen, dann dürfte das Ergebnis überraschend sein. Unsere Politiker führen Slowenien in den Abgrund. (…) Also ist Maister daran schuld, dass die Marburger über die Grenze zur Arbeit fahren müssen. (…) Das Problem liegt darin, dass die Kärntner die Volksabstimmung bekamen, die übrigen Slowenen aber nicht.
3 Dnevnik, 23.1.2018.
4 Mladina, 23.11.2018, S. 47,48.
5 Laibacher Zeitung, 23.5.2018, S. 4,5.