Antifa spaltet wieder das Land und die Minderheit

Bild vom Klub slowenischer Studierender in Wien 2023 | Klub slovenskih študentk in študentov na Dunaju
Bild vom Klub slowenischer Studierender in Wien 2023 | Klub slovenskih študentk in študentov na Dunaju

Info Nr. 90

27.10.2025  Danke AntifaKlaus Schönberger dankt in der Kleinen Zeitung der Antifa: „Zielscheibe der Aktion am Peršmanhof war die sogenannte Antifa – also Menschen, die sich gegen Faschismus engagieren. Und genau das ist das Problem: Wenn antifaschistisches Engagement zum Sicherheitsrisiko erklärt wird, dann werden die Grundlagen einer jeden demokratischen Kultur beschädigt. Dabei wird auch das Apriori des österreichischen Selbstverständnisses – „Nie wieder“ – mit Füßen getreten. (…) Aber was da passiert ist, reicht tiefer – es zeigt, wie brüchig die Erinnerung ist, die wir im Erinnerungsjahr des Landes Kärnten/Koroška versucht haben zu stärken (…) Und nochmals: Danke Antifa“.1 Prof. Schönberger (AAU Klagenfurt) ist im Rahmen des Kärntner Kulturbeirates für das Kärntner Gedenkjahr 2025 zuständig. Mit dem Antifa-Camp 2025 wurde diese Bewegung mit ihrem politischen Umfeld zu einem konfliktbeladenen Bestandteil des Kärntner Gedenkjahres 2025. Das Erinnerungsjahr 2025 war ein Erfolg und „so paradox das klingt“, seien auch die Ereignisse am Peršmanhof ein Erfolg gewesen: „Sie haben den Hof ins Licht gerückt“, so Klaus Schönberger. Die Bedeutung der Gedenkstätte Peršman wurde in diesem Kontext auch von Landeshauptmann Peter Kaiser hervorgehoben. Vom Land Kärnten ist dem Museum Peršman daher ein Dreijahresfördervertrag zugesichert worden.2 Der Klub slowenischer Studierender in Wien (KSŠŠD), der im Museum Peršman die Antifa-Camps 2024 und 2025 organisiert hatte, erhielt im Jahre 2024 neben der üblichen Volksgruppenförderung einen sonstigen Zuschuss von 74.359 Euro.3 In Slowenien wird der Klub hingegen als eine „linke extremistische Zelle“ diffamiert. Der rote Stern werde als ein Symbol des Vereines geführt. Es fehle nicht die Fahne des ehemaligen sozialistischen Jugoslawien, so die gelegentliche Kritik.4 Siehe Bild zum Beitrag.
– In Kärnten gibt es für die Antifa-Bewegung viel Unterstützung. „Beim Perschmannhof versammelten sich vor kurzem wieder junge Antifaschisten. Sie gingen auf alten Partisanenwegen, lernten den (zivilen) Widerstand, sicherlich identifizieren sie sich in einem bestimmten Maße mit den Partisanen“, berichtet der Insider Daniel Wutti.5 Daniel Wutti, Professor an der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt, trat beim Antifa-Camp 2024 auch als Vortragender auf.
RA Rudi Vouk argumentierte für die Verteidigung der Wahrheit und der demokratischen Werte in der slowenischen Kirchenzeitung: „Es reicht. Damit muss man aufhören. Diese Lügen, dass die Antifaschisten linke, gewalttätige Sektierer seien, müssen ein Ende haben“.6
– In Slowenien tritt die linke Wochenzeitung „Mladina“ seit Jahrzehnten sachkundig als Protagonistin des (titoistischen) Antifaschismus auf. Es ist daher von einer authentischen Interpretation des Antifaschismus bzw. der Antifa auszugehen. Der bekannte antifaschistische Autor Marcel Štefančič Jr. beschreibt die Antifa bzw. den Antifaschismus wie folgt: „Ihr habt Angst vor den Antifaschisten! Wie ist es möglich, dass auf einmal der Antifaschismus und nicht der Faschismus als kriminell gilt. (…)  Brasilien übernahm der faschistoide Bolsonaro, Ungarn Orban, Israel Netanjahu, Indien Modi, Russland Putin, die Kroaten und Janša…(…). Dass der Faschismus an die Macht kam, scheint offensichtlich allen durchaus normal zu sein. Und legitim. Früher regierten uns die Liberalen, Demokraten, Rechtsgerichtete und die Mitte, nun aber haben für uns die Faschisten die Regierung übernommen. (…) Das überrascht uns nicht – an den Faschismus gewöhnt man sich schnell. Die Faschisten hören auf Faschisten zu sein, wenn man sich daran gewöhnt. Deshalb ist der Faschismus nicht mehr problematisch, sondern der Antifaschismus. Die slowenischen Antifaschisten, die beim Peršmanhof in Eisenkappel, wo die Nazis knapp vor Kriegsende 11 Zivilisten ermordetet haben, an einem antifaschistischen Camp teilnahmen, wurden von österreichischen bis auf die Zähne bewaffneten Polizisten und Spezialisten brutal überfallen und vertrieben. Dies mit Hubschraubern, Drohnen und Hunden. Als wären sie Terroristen. Als wir auf der offenen Szene diese Kriminalisierung des Antifaschismus, die Kriminalisierung des aktiven Widerstandes gegen den Faschismus  beobachteten, konnten wir uns nur verwundert fragen: Wie hat sich die Logik so unglaublich gedreht, dass nun der Antifaschismus und nicht der Faschismus als kriminell gilt? Wenn der Faschismus als kriminell gelten würde, hätte man schon längst eine Razzia am Sitz der Freiheitlichen durchgeführt. (…) Trump konnte die Antifa nicht als eine „terroristische Organisation“ erklären, da sie überhaupt nicht organisiert ist. Antifa hat keine Führung, keine Zentrale, keine Hierarchie, keine Struktur, keine klassische Mitgliedschaft, sie ist nicht monolithisch. Antifa ist eine Bewegung. Und gleichzeitig eine Stellung von Techniken, Taktiken und Mitteln, die die antifaschistischen Aktivisten im Kampf gegen die Faschisten einsetzen. Es ist dies eine Kollektion von Praxen, womit die Antifaschisten den Faschisten das Leben vergällen, eine Kollektion von Gruppen und Netzen, die sich aggressiv und militant den Faschisten entgegenstellt. (…) Antifa war die deutsche antifaschistische Aktion, die zu Beginn der 1930er Jahre gegen den Faschismus kämpfte. Antifa war die italienische Arditi del Popolo, die gegen den Faschismus 10 Jahre vorher kämpfte. Antifa waren die deutschen Maoisten, die Skvotarji und Autonomisten in den 1960er und 1970er Jahren. Antifa waren die Punker am Ende der 1970er Jahre. Antifa ist das Netz Anti-Racist Action, alias Torch Antifa, die Ende der 1980er Jahre entstand. Antifa ist die Gruppe Rose City Antifa, die vor gut zehn Jahren entstanden ist. Antifa waren alle, die sich dem Faschismus widersetzten und alle, die im Zweiten Weltkrieg den Nazismus und Faschismus zerbrochen haben. (…) Es ist Ziel der Antifaschisten, die Faschisten aufzuhalten und ihnen das Leben zu vergällen. (…) Ist es nicht so, dass auch die slowenischen Revisionisten behaupten, dass die Domobranci nur deshalb kollaborierten, um Slowenien vor dem bolschewistischen Kommunismus zu schützen? (…) Behauten sie nicht, dass für die Gewalt – und den brudermordenden Krieg – nicht die Domobranci, sondern die Kommunisten schuld wären? (…) Es trifft zu, dass die Antifaschisten aggressive, militante, gewaltsame Taktiken und Techniken einsetzen: Fäuste, Ketten, Schleudern, Pfeffersprays und verschiedene Projektile, von Wasserflaschen bis zu Ballonen, die mit Urin gefüllt sind. (…) Und es trifft zu, dass die Antifa vor den aggressiven und militanten Techniken und Taktiken nicht flüchtet. Warum nicht? Hej, sie will die Faschisten aufhalten! Sie tut alles, damit sich nicht wiederholt, was in den 1930er Jahren des vorigen Jahrhunderts passiert ist. Die Faschisten will sie aufhalten, bevor sie damit beginnen, die Menschen wieder in Öfen zu werfen. Sie tritt nicht nur gegen den Faschismus auf, sondern gegen jede Strategie, die zum Faschismus führen könnte. (…) Sie stellen sich dem Kapitalismus entgegen, der vom Faschismus genährt wird und der mit seiner Instabilität den Faschismus herbeiruft. Sie treten den Behörden, den Eliten und der Polizei entgegen, die den Faschismus schützen. (…) Damit sie Gewaltlosigkeit schützen ist Gewalt nötig, sagen sie, deshalb kämpfen sie gegen die Faschisten mit Fäusten, damit man gegen sie nicht einmal mit Panzern kämpfen müsste. Besser ist es, sie nun zu konfrontieren, da es auf den Gassen davon noch wenige gibt. (…) Je friedvoller und gewaltloser die Proteste sind, umso aufdringlicher und gewaltsamer sind die Neofaschisten und Neonazisten, denn sie verschwinden nicht, wenn sie ignoriert werden“.7
Soweit eine relativ authentische Interpretation der politischen Bewegung Antifa.
In Slowenien werden die Antifa und das Antifa-Camp von der derzeitigen linksorientierten Regierung und der Staatspräsidentin (s.o.) sehr positiv bewertet. Im November 2025 wurde in Slowenien die neue Partei „Mi, socialisti!“ (Wir Sozialisten) gegründet. Es soll eine organisierte Unterstützung der Arbeiterklasse stattfinden, die Herrschaft des Marktes wird durch die Volksherrschaft ersetzt und die bestehende Gesellschaftsordnung in eine solidarische sozialistische Gesellschaftsordnung umgewandelt werden. Die Antifa-Idee scheint also tatsächlich im Vormarsch zu sein. Davon ist auch Kärnten betroffen.

– Im Gegensatz dazu gibt es in Slowenien zur Antifa aber auch äußerst kritische Stimmen. Demnach seien die Kärntner, wie es scheint, naiv und glaubten, dass es um ein gewöhnliches Treffen der Slowenen gegangen sei, und nicht um ein Treffen radikaler Mitglieder der Organisation Antifa, die von alten jugoslawischen Kommunisten unterstützt wird. Dies bestätige die Tatsache, dass zu den Teilnehmern des „Studentencamps“ auch Methusalems aus dem Milieu prominenter slowenischer Kommunisten, wie es Sonja Lokar und Živa Vidmar seien, gehörten: „Im Zusammenhang mit der ungewöhnlich schnellen und unverhältnismäßig scharfen Reaktion der slowenischen „antifaschistischen“ Regierung stellt sich die Frage, ob die Kärntner Aktion der slowenischen extremistischen Studenten in Wien mit der slowenischen Staatsspitze abgesprochen worden ist“, so eine kritische Stimme zur Antifa aus Slowenien.9
In Slowenien wird der Fortschreibung der Partisanengeschichte Widerstand geleistet.
Im Jahr 2020 wurde folgende Sachverhaltsdarstellung vom staatlichen „Studienzentrum für nationale Versöhnung“ im Spanischen Bericht der Europäischen Kommission verankert. Laut dem Studienzentrum unterrichteten an den Universitäten noch immer Historiker, die als Handlanger der Tito-kommunistischen Partei tätig waren. Diese Historiker würden nun Lehrer und Professoren erziehen. Dieses Zitat betrifft laut der Studienkommission auch andere Bereiche. Es sei eine Tatsache, dass Slowenien der einzige Staat der EU ist, der auf staatlicher Ebene den Kommunismus nicht verurteilt hat. In Deutschland wurden die Mitarbeiter des Geheimdienstes Stasi von bestimmten öffentlichen und staatlichen Posten ausgeschlossen. Die belasteten Professoren, Juristen und Beamten mussten ihre Posten verlassen. In Slowenien gab es überhaupt keine Lustration.10 Auch davon ist Kärnten betroffen.

– Die Antifa wird auch in Kärnten nicht überall unterstützt.
Der Kärntner slowenische Politiker Vladimir Smrtnik beantworte beispielweise die Frage betreffend das „berüchtigte“ Antifa-Camp und die Razzia der österreichischen Polizei wie folgt: „Diesbezüglich bin ich der Meinung, dass ein Gedenkort und ein Gedenkmuseum keine geeigneten Plätze für ein Camp irgendwelcher extremen Gruppen sind. Die Antifa ist, wie wir wissen, eine äußerst linksextremistische Gruppe. Es geht ihr nicht darum, der tragischen Ereignisse der halbvergangenen Geschichte zu gedenken, sondern um die Schaffung von Spannungen und um das Aufwiegeln gegen alles, was nicht linksextrem ist. (…) Persönlich bin ich bei all diesen historischen Fakten der Meinung, dass die Revitalisierung einer Partisanenmythologie an diesem Ort nicht angebracht ist“.11
Auch Janko Krištof, Dechant und Obmann des slowenischen Christlichen Kulturverbandes in Kärnten, sieht die Antifa eher kritisch: „Jeder Demokrat ist ein Antifaschist, es ist aber nicht jeder Antifaschist ein Demokrat, vor allem derjenige nicht, der den Slogan Tod dem Faschismus auf die Fahne mit dem roten Stern eines anderen verbrecherischen Totalitarismus anbringt. Ich bin über das Nationalbewusstsein der Jugend erfreut, was uns vor dem Verschwinden retten wird. Ich werde aber dort vorsichtig, wo sich die Jugend unkritisch und leichtsinnig mit Kräften verbindet, die keinesfalls demokratisch sind. Es gibt nämlich auch einen „linken Faschismus“, der alles, was nicht im Einklang mit seinem Denken und seiner Auffassung ist, als „Faschismus“ definiert“.12

– Wegen der Absicht des Kärntner Partisanenverbandes, im Rahmen seines Museums Peršman und der Antifa-Bewegung die gesamte slowenische Minderheit zu vertreten, bahnt sich innerhalb der slowenischen Minderheit somit wieder ein Konflikt an. Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg ist die titoistische antifaschistische Bewegung nämlich bestrebt, das gesamte  slowenische Volk grenzüberschreitend zu vereinnahmen. In Slowenien kam es daher in der Kriegszeit zum Kampf mit den vornehmlich katholischen Domobranci. Diese Antikommunisten hatten vor dem Tito-Kommunismus noch mehr Angst als vor dem Nationalsozialismus. Nach dem Krieg wurden die antikommunistischen Domobranci (bis ca. 15.000) von den Partisanen in wenigen Tagen „liquidiert“.

Die Partisanenbewegung ist optimistisch, mit dem traditionellen Antifaschismus die slowenische Bevölkerung unterwandern zu können. Der Versuch einer Trennung zwischen dem Antifa-Camp und dem Museum bzw. der slowenischen Volksgruppe funktioniere nicht, denn die Geschichte des Museums sei stark mit der Volksgruppe und der antifaschistischen Bildungsarbeit verbunden, wird von Markus Gönitzer (Verein Peršman) bereits mit Optimismus angekündigt.13
Wenn bereits wieder von einem Kalten Krieg ausgegangen wird, dann kann man in dieser Kärntner ideologischen Reaktivierung, die im Rahmen des Kärntner Gedenkjahres 2025 gestartet wurde, auch in Kärnten Vorzeichen für einen beginnenden Kalten Krieg erkennen! Mit Provokationen (Schmieraktionen, Denkmalschändungen…) die wie in den 1970er Jahren zu einer Destabilisierung der Gesellschaft geführt hatten, wurde bereits begonnen. Diese werden wieder von Profis ausgeführt, die Täterseite praktiziert wie in den 1970er Jahren das eingeübte Verwirrspiel und verunsichert die Kärntner Bevölkerung.  

1 Kleine Zeitung, 27.10.2025, S. 20.

2 https://www.ktn.gv.at/Service/News?nid=38887 , 25.10.2025.

3 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVIII/AB/2146/imfname…, 14.8.2025.

4 https://nova24tv.si/klub-slovenskih-studentov.na-dunaju-je-leva-ek…, 12.11.2023

5 Novice, 8.8.2025, S. 4.

6 Nedelja, 2.11.2025, S. 4.

7 Mladina, 8.8.2025, S. 17 ff; https://www.druzina.si/storage/app/media/Ivo%20%C5%BDajdela…, Abruf: 10.11.2025.

8 https://www,rtvslo.si/slovenija/kordis-smo-mirovna-podnebna-stranka-koncni-cilj-je-odprava-kapit…, 16.11.2025.

9 https://nova24tv.si/zakaj-antifa-niso-antifasisti-temvec-njihove-dej…, 31.7.2025, I.K.

10 https://www.scnr.si/odgovori-lanice-sveta-scnr-dr-tamara-griesser-pe…, Abruf: 10.4.2020;
www.scnr, 3.2.2011.

11 https://www.domovina.je/mag-vladimir-smrtnik-podzupan-obcine-bi…, 9.8.2025. Autor: Dr. Jože Možina.

12 Janko Krištof, Leserbrief, in: Novice, 29.8.2025, S. 41.

13 https://www.diepresse.com/20237896/persmanhof-museum-und-bet…, 24.10.2025.