EU soll Österreich unter Druck setzen…

Brüssel, 8.4.2024: Präsentation der Petition der Kärntner Slowenen

Info Nr. 76

8.4.2024  EU – Das Europäische Parlament befasst sich in Brüssel mit der Kärntner Minderheitenfrage. Vertreter der Kärntner Slowenen haben sich an das EU-Parlament gewandt, um weitere Minderheitenforderungen durchzusetzen. In Österreich werde gegen die Grundsätze eines Rechtsstaates verstoßen. Sie wünschen sich, dass die EU Österreich im Sinne der Petitionsforderungen unter Druck setzt. Die am 14.11.2023 eingebrachte, gegen die österreichische Minderheitenpolitik gerichtete Petition wurde unterfertigt von:  Gabriel Hribar (Einheitsliste/EL), Valentin Inzko (Rat der Kärntner Slowenen/NSKS), Manuel Jug (Zentralverband slowenischer Organisationen/ZSO) und Bernard Sadovnik (Slowenische Gemeinschaft/SKS).


1. Die Petition bleibt offen
Am 8.4.2024 wurde die gemeinsame Petition der slowenischen Volksgemeinschaft vor dem Petitionsausschuss (PETI) des Europäischen Parlaments, betreffend die mangelhafte Erfüllung von
Minderheitenrechten und die Verletzung von Grundsätzen des Rechtsstaates in Österreich, behandelt. Nun müsse die Europäische Kommission zur Petition eine Erklärung abgeben. Nach der Erörterung zitierte der Obmann der EL, Gabriel Hribar, den Bürgermeister von Globasnitz und Vorsitzenden der SKS, Bernard Sadovnik, dass es „brennt“. Der Rechtsberater Rudi Vouk machte auf Mängel aufmerksam und kritisierte das Bildungssystem, welches der wesentliche Grund für den dramatischen Rückgang der Zahl der Slowenisch-Sprechenden in Kärnten sei. Augustine Gasser, Stellv. Obfrau des ZSO, machte darauf aufmerksam, dass die Kenntnis der Sprache nachlässt. Sie hofft auf die Unterstützung aus Brüssel, weil man in Wien für die Probleme der slowenischen Volksgemeinschaft kein Gehör finde.1

Das Thema bleibe auf der Tagesordnung und die Kommission müsse sich dazu äußern, sagte Valentin Inzko, Obmann des NSKS. Neben dem zweisprachigen Schulwesen und den Kindergärten gehe es auch um die Amtssprache in den Gemeinden und um die topografischen Aufschriften. Auch um die Gerichtsbarkeit geht es, berichtet der ORF.
Die Forderungen der Unterzeichneten wurden dem Petitionsausschuss (PETI) des Europäischen Parlaments von den Juristen Roman Roblek und Rudi Vouk vorgestellt. Die Europäische Kommission wurde bei der letzten Sitzung vor den EU-Wahlen von der Juristin Christel Mercade Piqueras vertreten. Sie sagte, dass „die Petition leider nicht das EU-Recht betrifft, sondern die nationalen Behörden in Österreich, die die Achtung der Rechte der slowenischen Minderheit sicherstellen müssen“. Damit hat die Vertreterin der Kommission vor der Verhandlung verneint, dass die EU-Kommission für die Forderungen der Unterzeichneten der Petition zuständig wäre. Die Abgeordneten Lorant Vincze (Christ-Demokraten, Rumänien), Thomas Weitz ( Grüne), Ljudmila Novak (Nova Slovenija), Franc Bogovič (Slowenische Volkspartei) und Lydie Massard (Radikale Linke Partei, Frankreich) haben alle betont, dass die Europäische Kommission die Werte der sprachlichen Vielfalt ernster nehmen müsste. Wie Vincze betonte, werden vergleichbare Petitionen regelmäßig beim PETI-Ausschuss eingebracht, die Antwort der Kommission lautet aber regelmäßig, dass sie nicht zuständig sei. (…) Die Petition bleibt offen, auf ihre Forderungen muss in drei Monaten die neue EU-Kommission reagieren.2
Dass die Vertreter der Kärntner Slowenen überhaupt die Möglichkeit erhielten, ihre Forderungen im Petitionsausschuss vorzustellen, haben sie vor allem dem FUEN-Präsidenten Lorant Vincze, dem Mitglied der ETA Ana Miranda (Spanien) und dem slowenischen EU-Abgeordneten Milan Brglez zu verdanken. Vor allem sei es ihnen gelungen, der einheimischen und der internationalen Öffentlichkeit zu vermitteln, dass sie der leeren Versprechen und der minderheitenpolitischen Ignoranz satt sind, berichtet Janko Kulmesch.3
Roman Roblek
, der Verfasser der Petition, war bisher Bediensteter bei der FUEN. Der EU-Abgeordnete und FEUN-Präsident, Lorant Vincze, war sein Chef.4 Vincze kooperiert mit dem ungarischen Präsidenten Victor Orban.

2. Petition am 23.11.2023 eingebracht
Diese Petition wurde von den slowenischen Organisationen und der Einheitsliste ursprünglich am 14.11.2023 beim PETI-Ausschuss des Europäischen Parlaments eingebracht.
Die Beschwerde wird offensichtlich auch von Landespolitikern und Landesbediensteten, die als Mitglieder dieser slowenischen Gremien wirken, befürwortet. Um nur ganz wenige Beispiele zu nennen: Manuel Jug (ZSO) ist der Vertreter von LH Peter Kaiser bei Regierungssitzungen. Franc Jožef Smrtnik (EL) erfüllt auch die Funktion eines Landtagsabgeordneten (Team Kärnten). Die Petition unterstützt auch  Olga Voglauer (Obfrau der Kärntner  Grünen).5  Es ist bemerkenswert, dass der von der Globasnitzer Bevölkerung gewählte Bürgermeister Bernard Sadovnik und der pensionierte  österreichische Diplomat Valentin Inzko die Rechtsstaatlichkeit Österreichs anzweifeln. Besonders zahlreich sind einflussreiche Landesbedienstete in den slowenischen Gremien vertreten, die offensichtlich mit der Petition ebenfalls einverstanden sind.  
Die am 14.11.2023 eingebrachte, gegen die österreichische Minderheitenpolitik gerichtete Petition wurde unterfertigt von:  Gabriel Hribar (Einheitsliste/EL), Valentin Inzko (Rat der Kärntner Slowenen/NSKS), Manuel Jug (Zentralverband slowenischer Organisationen/ZSO) und Bernard Sadovnik (Slowenische Gemeinschaft/SKS).
Dazu die Information des NSKS: Wir, Vertreter von EL, ZSO, NSKS und SKS haben Anfang November 2023 beim Petitionsausschuss des Europäischen Parlamentes (PETI) eine gemeinsame Petition über die mangelhafte Durchführung von Minderheitenrechten und die Verletzung von rechtsstaatlichen Grundsätzen in Österreich eingebracht.  Mit dieser Petition machen wir gemeinsam auf die nicht entsprechende Realisierung von Minderheitenrechten in Österreich, vor allem bezüglich der slowenischen Volksgemeinschaft, aufmerksam (…) Krippen und Kindergärten müssten deshalb ein Teil des Minderheiten-Schulgesetzes werden. Weil insbesondere die Bundesregierung unsere Forderungen nicht anhört, folgten wir der Anregung der Vorsitzenden von „Minority Intergroup“ und wendeten uns an den PETI, den Ausschuss des Europäischen Parlamentes (…) Für unsere Petition haben wir uns auch die Unterstützung des Abgeordneten des Europäischen Parlamentes und Mitgliedes des PETI, Lorant Vincze (EPP) und der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses (PETI), Ana Miranda (EFA), gesichert.6

3. Wer sind die kontaktierten EU-Abgeordneten?
3.1. Ana Miranda
(Partei: Bloque Nacionalista Galego) ist Mitglied der Europäischen Freien Allianz (EFA). Beim Bloque Nacionalista Galego handelt es sich „um eine Gruppe von linken nationalistischen Parteien in Galicien.7
Vertreter der slowenischen Einheitsliste (EL) nahmen am 8./9.3.2024 an der Generalversammlung der EFA teil (Gabriel Hribar, Luka Olip, Taja Hedenik). Der EFA gehören „verschiedene regionale, minderheitliche, separatistische bzw. autonomistische“ Parteien an. Zu den 41 Mitgliedern gehört auch die EL. Hribar: „Wir freuen uns, dass wir Verbündete bei den Abgeordneten der EFA haben. Dazu gehört Ana Miranda aus Spanien, die uns helfen, dass man unsere Petition im Europäischen Parlament behandeln wird“.8 Ana Miranda nahm im Jahre 2018 an einer pro-russischen Demonstration in Riga teil. Im Februar 2023 wollte sie als Mitglied einer Delegation des Europaparlaments Israel besuchen. Die Einreise wurde ihr verweigert, da sie die israelische „Besatzung“ Palästinas verurteilt hatte.9
Die Ausrichtung der EFA ist laut Wikipedia der Regionalismus und der Separatismus. Bereits an der Sitzung der EFA am 31.3.2017 in Kattowitz nahmen Vertreter der Kärntner Einheitsliste teil (Gabriel Hribar, Lena Kolter, Luka Hribar) und informierten das Plenum über die Verfassungsdiskussion in Kärnten. Der Katalane Josep-Maria Terricabras wollte dieses Thema auch im Europäischen Parlament zur Sprache bringen und dazu Gabriel Hribar einladen.10 Die Partei des Katalanen Terricabras, die Republikanische Linke Kataloniens, tritt für ein von Spanien unabhängiges Katalonien ein. Zur EFA gehören aber auch die sezessionistische, linksliberale Schottische Nationalpartei und die Neu-Flämische Allianz, die die Unabhängigkeit Flanderns von Belgien anstrebt. Die politische Partei „Süd-Tiroler Freiheit“ ist auch in der EFA vertreten und setzt sich für die Loslösung Südtirols von Italien ein.11 Am 25.4.2024 wurde von der Mohorjeva/Hermagoras in Klagenfurt eine Information zur Frage organisiert, ob Südtirol ein eigenständiger Staat werden könnte. Nach Ansicht der Autoren eines diesbezüglichen Buches (Marco Manfrini, Oliver David Hopfgartner) sei die Überlegung über einen selbständigen Staat Südtirol nicht illusorisch. In diesem Zusammenhang erwähnten sie das Engagement der Katalanen für eine absolute Autonomie und Schottland, das sich von England verabschieden wünsche.12
3.2. Lorant Vincze (EPP) gilt als  Vertrauter des ungarischen Präsidenten Viktor Orban. Er ist Präsident der FUEN. Vincze ist Angehöriger der ungarischen Minderheit in Rumänien.  Orban gab bei dieser Minderheit eine Erklärung ab, die nicht nur von der österreichischen Öffentlichkeit heftig kritisiert worden ist. Auch das Auschwitz-Komitee war über die Aussagen empört und sprach von „rassistischen Grundtönen“. Orban sagte nämlich, dass es eine Welt gebe, „in der sich europäische Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen“. Das sei eine „gemischtrassige Welt“. Die Ungarn würden aber nicht zu „Gemischtrassigen“ werden wollen.13
Lorant Vincze stimmt im Wesentlichen mit Orbans Ansichten überein. Vincze: „Man kann erkennen, dass Ungarn sowohl die nationalen Minderheiten in Ungarn als auch die Ungarn im Ausland sehr unterstützt. (…) Nationalismus ist keine schlechte Sache, wenn er darauf abzielt, die nationale Identität und Kultur zu stärken und ein gemeinsames Narrativ für die Menschen zu kreieren. (…) Heute möchte Ungarn keine Immigranten als Arbeitskräfte einsetzen und dies sollte respektiert werden“.14 Ungarn sei laut Vincze der „bedeutendste Unterstützer“ der FUEN. Es wäre daher „undankbar“ Budapest zu kritisieren. Nur die Unterstützung Ungarns habe die FUEN in den letzten vier Jahren vor dem finanziellen Bankrott bewahrt.
Orbans Erklärung stimme mit den Hauptgrundsätzen der FUEN überein. Darin wird laut dem Politikwissenschaftler Samuel Salzborneine komplette ethnische Separierung von Menschen“ gefordert.  Samuel Salzborn geht in seiner Dissertation, die von Prof. Anton Pelinka begutachtet worden ist, davon aus, dass von der FUEN (vormals: FUEV) die Distanz zum Nationalsozialismus zwar formell gewahrt wird, die inhaltliche Grenze jedoch schwer zu ziehen sei. Die national-konservative FUEN wird vom Politikwissenschaftler mit „völkischer Subversionstätigkeit“, einer „deutsch-völkischen“ Haltung und mit einer mit „NS-Politik kontaminierten Volksgruppentheorie“ in Verbindung gebracht.15
Hans Heinrich Hansen, Ehrenpräsident der FUEN befürchtet „eine politische Spaltung“ der FUEN: „Ich begrüße ausdrücklich die Initiative der Mitgliedsorganisationen, die sich für eine Kritik an der unsäglichen Spaltungspolitik von Viktor Orban stark gemacht haben. Ich kann es nicht anders ausdrücken: Wehrt den Anfängen!“
Domovina kritisiert den „Orbanismus“ an der Spitze des Dachverbandes FUEN: „Orbanismus und Minderheitenpolitik sind unvereinbar. (…) Deshalb fordern wir das FUEN-Präsidium auf, den FUEN Präsidenten (Lorant Vincze) schnellmöglich in die Schranken zu weisen, nur so kann die Arbeitsfähigkeit dieses europaweiten Dachverbandes wieder hergestellt werden“.16

Die slowenischen Organisationen in Kärnten werden also vom Gesinnungsgenossen des ungarischen Präsidenten Orban dabei unterstützt, Österreich in Brüssel die Verletzung von rechtsstaatlichen Grundsätzen zum Vorwurf machen.
In Kärnten war FUEN-Präsident Lorant Vinzce trotz seiner Partnerschaft mit dem ungarischen Präsidenten Viktor Orban anlässlich der „Europeada“ im Jahre 2022 ein willkommener Gast.17
 
4. Hilfe Sloweniens
 Am 13.6.2023 haben die drei slowenischen Zentralorganisationen und der Verein Kärntner slowenischer Juristen (Obmann: Rudi Vouk) am Sitz des slowenischen Generalkonsulates eine gemeinsame Erklärung mit der Verpflichtung unterzeichnet, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass Österreich im Einklang mit Art. 7 des Staatsvertrages eine Ausweitung des Geltungsbereiches des zweisprachigen Gerichtswesens auf das gesamte zweisprachige Gebiet zusichert. Das gemeinsame Vorgehen wurde in Anwesenheit des slowenischen Generalkonsuls Dr. Anton Novak, der slowenischen Justizministerin Dominika Švarc Pipan und des slowenischen Ministers Matej Arčon (zuständig für die slowenische Kärntner Minderheit) fixiert.18
 
Generalkonsul Dr. Anton Novak stellte bereits in seiner Dissertation19, die vom Hermagoras-Verlag in Klagenfurt publiziert worden ist, ebenfalls fest, dass Österreich bezüglich der slowenischen Minderheit die Kriterien eines demokratischen Rechtsstaates nicht erfüllt (S. 261). Daraus einige  Rechtsansichten des slowenischen Generalkonsuls :
– Novak bezweifelt, dass die Minderheitenschule in Kärnten dem Artikel 30 der UNO-Konvention über die Rechte des Kindes  entspricht: „Es stellt sich nämlich die Frage, ob eine Schule, an der bei Eintritt in die 1. Klasse mehr als die Hälfte der Kinder nicht Slowenisch spricht und nicht aus slowenischen Familien kommt, die slowenische Kultur und Identität vermitteln kann (S. 57).
– In rund 800 Orten, im Bereich, in dem im Jahre 1945 der verpflichtende zweisprachige Unterricht eingeführt worden ist, müssten zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden (S. 73).
– Slowenien ist laut Artikel 5 der Verfassung verpflichtet, für die autochthonen slowenischen Minderheiten in den Nachbarstaaten zu sorgen (S. 245).
– Gebiete in den Nachbarstaaten, in denen slowenische Minderheiten leben, bilden mit dem slowenischen Staatsgebiet den gemeinsamen Kulturraum (S. 247).
– Die Notwendigkeit einer Internationalisierung der Minderheitenfrage sieht die slowenische Minderheit auch heute, denn Österreich benimmt sich nach Ansicht von Rudi Vouk so, als wäre es kein Rechtsstaat (S. 260).
– Schlussfolgerungen des Generalkonsuls:
Österreich verletzt wegen der unerfüllten Verpflichtungen gegenüber der slowenischen Minderheit in Kärnten und in der Steiermark die Menschenrechte der Minderheitenangehörigen und erfüllt somit in diesem Bereich nicht die Kriterien eines demokratischen Rechtsstaates (S. 261). Slowenien könnte Maßnahmen der EU zur Sicherung der Menschenrechte von Angehörigen der slowenischen Minderheit in Österreich und zur Achtung der Grundsätze eines Rechtsstaates verlangen (S. 264).

5. Ein Ende des Minderheitenkonflikts in Kärnten ist somit nicht in Sicht.
Der traumatisch empfundene Rückgang der Slowenen (Valentin Inzko) auf derzeit 9.000 dürfte sich fortsetzen. Die strittige EU-Petition dürfte diesen Prozess eher beschleunigen. Umfragen zufolge wollen Kärntner Slowenen zunehmend als slowenischsprachige Kärntner und Österreicher gelten. Auch die „deutschsprachigen Österreicher“ gelten seit dem Zweiten Weltkrieg bekanntlich nicht mehr als Deutsche. Die „slowenischsprachigen Österreicher“ pflegen die slowenische Sprache und Kultur und meiden völkisch-nationale Abgrenzungen und die Vereinnahmung durch den Mutterstaat Slowenien. Die europäische Fußballmeisterschaft „Europeada“, an der im Team Koroška (Kärnten) ausschließlich Angehörige der slowenischen Volksgemeinschaft (narodna skupnost) teilnehmen durften, wurde daher auch von Teilen der slowenischen Minderheit abgelehnt.
„Alle nationalen Ideologien haben kulturelle und politische Ab- und Ausgrenzungen zum Ziel. Das steht der Vereinigung Europas entgegen“, schrieb der Kärntner slowenische Professor Andreas Moritsch im Jahr 1996.20 Viele Kärntner Slowenen folgen ihm.

6. Resümee
Die nationale europaweite Netzbildung mit fragwürdigen Politikern, wie Ana Miranda und Lorant Vincze
(somit auch mit Viktor Orban), erscheint aus staatspolitischer Sicht besorgniserregend. Die Rolle der Landespolitik erscheint aufklärungsbedürftig.  
Der FUEN mit ihrem ungarischen Präsidenten Vincze könnte es mit Unterstützung Sloweniens am Beispiel der Kärntner Slowenen gelingen, die EU mit völkisch-nationalen Themen zu destabilisieren.
Der slowenische EU-Abgeordnete Matjaž Nemec besuchte am 15.4.2024 nach der Präsentation der PETI-Petition (Brüssel) die slowenische Minderheit in Kärnten und versprach ausdrücklich eine konkretere Unterstützung der slowenischen EU-Abgeordneten für die slowenische Minderheit in Kärnten. Der Politiker der slowenischen Sozialdemokraten (Nachfolgepartei des Bundes der Kommunisten) hatte gemeinsam mit dem österreichischen EU-Abgeordneten Andreas Schieder eine Aussprache bei LH Peter Kaiser.21
Die Petition bei der EU ist als Versuch zu werten, die EU mit völkisch-nationalen Konfrontationen zu belasten und somit zu schwächen.

Fassen wir zusammen:
– Die Petition gegen Österreich wurde nur von der slowenischen Minderheit eingebracht. Von den anderen alten und neuen österreichischen Minderheiten wird diese Beschwerde nicht unterstützt, obwohl sie schlechter gestellt sind.
– Die slowenischen Organisationen werden dabei auch von separatistischen  Parteifunktionären unterstützt, die für eine Verschiebung von Staatsgrenzen agitieren.
– In Slowenien wurde das Jahr 2024 zum „General Rudolf Maister-Jahr erklärt. Maister agitierte 1918-1920 ausschließlich mit Gewalt und okkupierte Südkärnten. Im Hinblick auf den bekannten „Marburger Blutsonntag“ vom 27.1.1919 sei Maister ein „Vater des slowenischen Volkes mit blutigen Händen hält die linksgerichtete Wochenzeitung „Mladina“ fest.22 Maister wird der slowenischen Jugend als Vorbild präsentiert.
Maister-Gedenken finden auch in Kärnten statt.
Die slowenische Botanikerin Angela Piskernik war die bedeutendste pro-jugoslawische Mitkämpferin des Generals. In letzter Zeit wurden dieser separatistischen Akteurin in Kärnten drei Gedenktafeln gewidmet.
–  Die slowenische Minderheit wird vom „Mutterstaat“ Slowenien nachhaltig unterstützt und kooperiert mit diesem Staat eng und vertraulich. Diese Vernetzung ist bei den anderen österreichischen Minderheiten nicht gegeben. Slowenien ist laut der slowenischen Verfassung für die slowenische Minderheit in Österreich ausdrücklich zuständig. Diese Aufgabe erfüllt ein eigener Minister.
– Die Bestandsaufnahme der Perspektiven der slowenischen Volksgruppe in Kärnten durch das OGM reserch& communication geht von einer  „Revitalisierung“ ( Reslowenisierung, Slowenisierung?) der slowenischen Volksgruppe durch Zuzug aus Slowenien aus.23 Heute leben 7.900 Menschen in Kärnten, die in Slowenien geboren wurden oder slowenische Staatsbürger sind.24
Dieser slowenische Zuzug (Migration) ist von völkisch-nationaler Bedeutung.
– Landeshauptmann Peter Kaiser ist nachdrücklich bemüht, die Wünsche der slowenischen Minderheit zu erfüllen. Dies wurde von slowenischer Seite oft dankend zum Ausdruck gebracht. In Anbetracht der vorgebrachten Kritik der slowenischen Organisationen stellt sich die Frage, ob die derzeitige Minderheitenpolitik kontraproduktiv wirkt.
Ist Kärnten also in eine Nationalismus-Falle geraten?

 

 

 

1 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/3252316/, 9.4.2024.

2 https://kaernten.orf.at/stories/3252395/, 9.4.2024; Novice, 12.4.2024, S. 2.

3 Novice, 19.4.2024, S. 2.

4 Nedelja, 21.4.2024, S. 3.

5 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/3234207/, 27.11.2023.

6 https://www.nsks.at/aktualno_aktuell/detail/sl/el-nsks-sks-in-zso-vlo…, 14.11.2023; Novice,
17.11.2023, S 5.

7 https://de.wikipedia.org/wiki/Bloque_Nacionalista_Galego, Abruf: 23.11.2023.

8 Novice, 22.3.2024, S. 2.

9 https://de.wikipedia.org/wiki/Ana_Miranda_Paz, Abruf: 23.11.2023.

10 Novice,  14.4.2017, S. 22.

11 de.wikipedia.org, Abruf: 17.4.2017.

12 Novice, 10.5.2024, S. 2.

13 Kronen Zeitung, 27.6.2022, S. 6.

14 https://fuen.org/de/article/Die EU-sollte-der-Beschuetzer-nationaler-Minderheiten-sein, 26.4.2018.

15 Samuel Salzborn, Ethnisierung der Politik,Frankfurt/Main 2005. S. 73, 204, 215, 216, 226, 254, 275, 287.

16 https://www.minderheitensekretariat.de/aktuelles/minderheitenrat-di, 12.10.2022; https://www.minderheitensekretariat.de/aktuelles/domovina-kritisier…, 13.10.2022;
imap://josef%2Elausegger%40chello%2Eat@mail,mymagenta, Abruf: 16.10.2022.

17 https://www.ktn.gv.at/Service/News?nid=34604, 26.6.2022. Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser hat sich für die Europeada und die Kooperation mit der FUEN engagiert. LH Kaiser eröffnete die Europeada 2022: „Kärnten zeigt einen gemeinsamen Weg beispielgebend für ganz Europa, wir setzen ein Zeichen – für den Frieden“. Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle war bereit, an einer Podiumsdiskussion mit dem strittigen FUEN-Präsidenten gemeinsam mit Rudi Vouk und Olga Voglauer teilzunehmen. Quelle: KZ, 29.8.2022, S. 39.

18 https://kaernten.orf.at/stories/3233886, 24.11.2023; https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/3233882, 24.11.2023; https://www.gov.si/2023-06-13-svarc-pipan-in-arcon-o-zagot…, 13.6.2023.

19 Anton Novak, Pravno varstvo slovenske manjšine v Avstriji, Klagenfurt 2005.

20 Austria Slovenica, Klagenfurt 1996, S. 23, 57; Kärntner Slovenen – Koroški slovenci 1900-2000, Klagenfurt 2000, S. 28.

21 Novice, 19.4.2024, S. 2; dazu gibt es seitens des Landespressedienstes keine Presseaussendung.

22 Mladina, 23.11.2018, S. 47, 48.

23 Johannes Klotz, Demografische Entwicklungen der Volksgruppe im 21. Jahrhundert, in: Kärnten Dokumentation 2023, S. 115 ff.

24 https://kaernten.orf.at/stories/3255097/, 29.4.2024.