Info Nr. 81
7.9.2024 – LH Peter Kaiser zeigt sich verwundert über den Abbau der zweisprachigen Kunstinstallation der Künstlerin Tanja Prušnik auf der Draubrücke in Lavamünd.
Diese wurde 2020 im Zuge der Landesausstellung aufgestellt und stelle das Verbindende zwischen den Volksgruppen in den Mittelpunkt. Der Abbau des Kunstwerkes erfolgte ohne vorherige Absprache. Diese Vorgangsweise entspricht nicht dem Stil, den wir in Kärnten mittlerweile miteinander pflegen, sagt Peter Kaiser. Zudem wurde bereits veranlasst, dass die bereits abgebaute Installation vorübergehend vom Museum Moderner Kunst verwahrt wird.1
Der zuständige LH-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) betonte, dass es sich bei der Installation um ein „zeitlich befristetes Projekt“ gehandelt habe. Man sei darauf aufmerksam gemacht worden, dass das Landesausstellungsprojekt „seit Jahren der Witterung ausgesetzt“ sei. Rückfragen hätten ergeben, dass seit 2021 keine Vereinbarung über die weitere Nutzung der Landesbrücke bestehe, weshalb die Entscheidung für den Abbau gefallen sei.
Tanja Prušnik, vor mehr als einem Monat selbst vor Ort, betont: „Ich bin selbst die ganze Brücke abgegangen, für mich gab es nichts zu beanstanden und war von dem guten Zustand überrascht“, berichtet umfassend die Kleine Zeitung.2
„Das hat mich wirklich erschüttert“, so die Künstlerin in der Kleinen Zeitung. Es gehe da ja nicht nur um Kunst per se, die man als Künstlerin der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, sondern auch um die Botschaft des Projekts, das im Rahmen der Landesausstellung Carinthija 2020 entstanden ist und mit dem auch im wahrsten Sinn des Wortes Brücken gebaut werden sollen. Sie freue sich, dass LH Peter Kaiser sofort klare Worte gefunden hat und gesagt hat, dass das nicht unser Stil in diesem Land ist.3 So gehe man mit der Kunst im öffentlichen Raum nicht um, insbesondere dann nicht, wenn es um Arbeiten geht, die mit Mitteln der Kunst versuchen, einen Dialogprozess in die Wege zu leiten, habe Peter Kaiser zur Freude der Künstlerin erklärt. Man habe bereits darüber gesprochen, dass man die Ständer für ein Schulprojekt nützen würde, sagt Tanja Prušnik.4
Faktum ist, dass von der Künstlerin Tanja Prušnik die Kunst für die Vermittlung politischer Botschaften in der Tradition ihres Großvaters Karel Prušnik-Gašper mit öffentlicher Unterstützung, insbesondere des Landes Kärnten, eingesetzt wird. Die Partisanenbewegung war seit jeher um die Unterstützung von Künstlern bemüht. Boris Kidrič, einer der Gründer der Kommunistischen Partei Sloweniens, betonte 1944 im Rahmen des Slowenischen Kunstvereines: „Die Befreiungsfront (OF) war sich bereits zu Beginn des Befreiungskampfes dessen bewusst, dass man eine nationale Erneuerungsbewegung ohne die Beteiligung und Mitarbeit von slowenischen Künstlern nicht erreichen kann“. Im Dienste der Befreiungsfront standen auch Theatergruppen, Gesangsvereine (mit revolutionären Partisanenliedern) und sonstige Kulturinitiativen.5
Von der Künstlerin Tanja Prušnik wird eine der Partisanentradition verpflichtete Erinnerungskultur gepflegt. Diese politische Agitation ist durchaus zwiespältig, zumal Karl Prušnik einerseits als Held und andererseits als Feindbild gilt: „Karel Prušnik-Gašper: ein Held und Mythos des Partisanenkampfes – Feindbild der Heimattreuen“ lautet beispielsweise der Titel eines Beitrages, für den drei bekannte Kärntner Historiker verantwortlich zeichnen: „In seinen Erinnerungen `Gemsen auf der Lawine´ stellte sich Prušnik-Gašper selbst die Frage, ob die Partisanen vielleicht jemandem Unrecht zugefügt haben, um darauf eine Antwort zu geben, die einen inhumanen Zynismus erkennen lässt. (…) Die Erhebungsabteilung des Landesgendarmeriekommandos für Kärnten übermittelte der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt am 10.9.1956 eine Anzeige gegen Karl Prušnik, da dieser verdächtig erscheine, zur Zeit seiner Tätigkeit als Partisanenkommissar und Befehlshaber dreier Partisanenbataillone im Gebiet Südkärnten-Untersteiermark in den Jahren 1942 bis 1945 mehrere Morde an unschuldigen Personen begangen bzw. an ihm unterstellte Partisanen den Befehl zur Ermordung dieser Personen erteilt zu haben. In einem mit 28. 1.1957 datierten Einsichtsvermerk der Abteilung 12 zum Akt wird (vom Justizministerium) dahingehend argumentiert, dass sich die Taten Prušniks fast ausschließlich gegen Frauen und Kinder gerichtet hätten; sie wurden heimtückisch oder grausam oder um eine andere Straftat zu verdecken, begangen, wären daher unter Mord nach
§ 211 StGB zur Tatzeit gefallen. (…) Die nach 1945 unter dem Etikett des Antifaschismus konsequent betriebene Stilisierung Prušnik-Gašpers ließ die brutalen Schattenseiten des Partisanenkampfes völlig ausgeblendet. Die Verstrickung Prušnik –Gašpers in die Verschleppungen ist evident. So wie sich Prušnik-Gašper jeder Aussage zu den ihm angelasteten Mordfällen entzog, unterblieb aus außenpolitischen Überlegungen und diplomatischer Rücksichtnahme gegenüber Jugoslawien auch eine Einvernahme bezüglich der Verschleppungsfälle. Zudem stand die Befürchtung im Raum, mit einer neuerlichen Festnahme Prušnik-Gašpers und der Einleitung eines Strafverfahrens den Nationalitätenkonflikt in Kärnten aufzuheizen und ein gefährliches Fanal zu schaffen“.6
Die Küstlerin Tanja Prušnik lässt tatsächlich die brutalen Schattenseiten des Partisanenkampfes bzw. ihres Großvaters Karel Prušnik-Gašper völlig ausgeblendet. In diesem Zusammenhang einige Kunstprojekte der Künstlerin Prušnik mit Bezug auf Karel Prušnik-Gašper:
„Koroška unser“ lautete im Klagenfurter Künstlerhaus eine Ausstellung „beider Volksgruppen“. Die Kuratorin Tanja Prušnik hat die Ausstellung, die im Rahmen von Carinthija 2020 hervorgegangen ist, „mit größtmöglicher Leichtigkeit und teilweiser Ironie gestaltet. Wobei gerade ihr eigener Beitrag, der ihrem Großvater – einem legendären Partisanen – gewidmet ist, die Last der Vergangenheit und das einst Trennende in Erinnerung bringt“, schreibt Erwin Hirtenfelder.7 Tanja Prušnik ergänzt ihr Projekt mit zusätzlichen Zitaten aus dem Buch ihres Großvaters „Gämsen auf der Lawine“, womit ein Blick auf die dunkle Geschichte der Kärntner Geschichte geworfen wird.8
Der 37. Gedenkmarsch des Kärntner Partisanenverbandes „Auf den Wegen von Johan, Gašper und Lenart“ wurde als ein aufwendiges Kunstprojekt inszeniert. Das Projekt wurde seit 2 Jahren von einem künstlerischen Team von 20 Personen unter der Leitung von Tanja Prušnik ausgearbeitet. Es nahmen allerdings nur 100 Personen an der Veranstaltung teil.
Die Wanderung führte vom Wölflhof (Heimathaus von Karel Prušnik-Gašper) bis zum Perschmannhof (Massaker am Perschmannhof 1945). Die Künstlerin Tanja Prušnik machte mit den Texten ihres Großvaters Karel Prušnik- Gašper und einer „Kunstinstallation“ die Geschichte „lesbar, erfahrbar und begehbar“. Damit werde der Widerstand gegen das Nazi-Regime und auch die Hoffnung auf ein freies Leben des slowenischen Volkes verdeutlicht. Peter Kaiser (SPÖ) sprach Grußworte: „Es war der historisch belegte Widerstand der Kärntner Partisanen, der dazu beitrug, dass wahrscheinlich der Startschuss in diese Zweite Republik – nach vielen Jahren der Verhandlung – gelang“. Gustav Brumnik sprach für den Partisanenverband. Danilo Prušnik verlas die Grußworte des Bundespräsidenten Van der Bellen.9
Im Wiener Künstlerhaus wurde am 1.2.2024 der slowenische Kulturfeiertag begangen. Gastgeberin ist Tanja Prušnik. Am Ende des Konzerts erklingt im Künstlerhaus die „Zdravljica“, die slowenische Nationalhymne. Tanja Prušnik forderte die Leute auf, die Demokratie zu schützen und nicht zu erlauben, dass sie jemand wegnimmt.10
Die Künstlerin Tanja Prušnik verbreitet mit ihrer Kunst politische, ideologische Botschaften.
Resümee:
Der Abbau der zweisprachigen Kunstinstallation, wofür offensichtlich Landeshauptmann-Stv. Martin Gruber (ÖVP) politisch verantwortlich ist und das engagierte Eintreten von Landeshauptman Peter Kaiser (SPÖ) im Interesse der Künstlerin Tanja Prušnik lässt ideologische Gegensätze erkennen.
Martin Gruber kritisierte im Rahmen einer Wahlversammlung der ÖVP am 22.2.2023 auch die linke Positionierung der Universität Klagenfurt: „Man wird die Uni Klagenfurt bald in Karl-Marx-Universität umbennenen müssen“ habe Gruber laut Markus Sebestyen (Kleine Zeitung) „gepoltert“.11
Faktum ist, dass es beispielsweise nach Ansicht des kommunistischen Geheimdienstes STASI in Österreich gelungen sei, endlich eine linke Kaderschmiede für die Ausbildung der künftigen roten Führungselite zu gründen. Das meldete nach der Taufe der Universität Klagenfurt ein in Österreich lange Zeit tätiger Meisterspion jubelnd dem damaligen DDR-Spitzelapparat, berichtete die Kronen Zeitung.12 Bei den Personalvertretungswahlen 1975 entfiel ein Drittel der Stimmen auf die Kommunistische Partei. „Viele Schritte der weiteren Entwicklung der Hochschule, auch ihrer Krisen, sind fortan nicht zu deuten ohne Blick auf den extremistisch orientierten politischen Aktionismus einer Gruppe von Klagenfurter Hochschullehrern jener Zeit“, urteilt Erich Leitner.13 Noch im Jahre 2004 wurde in Klagenfurt ein Stasi-Spitzel als Uni-Lehrbeauftragter angestellt, welcher vorher nach einem entlarvenden Zeitungsartikel die Universität in Paderborn verlassen musste. Dem Hochschullehrer wurden nämlich Spitzeltätigkeit im Ausland (!) und eine maßgebende Mitwirkung an Verhaftungen vorgeworfen.14 Es ist davon auszugehen, dass an die Klagenfurter Universität auch offizielle Mitarbeiter des kommunistischen slowenischen Geheimdienstes UDBA berufen worden sind.
Die Wahl von Lena Zachmann (Kommunistischer Studentenverband) am 15.6.2023 zur Vorsitzenden der Klagenfurter Hochschulvertretung sei keine große Überraschung.15
Im Jahr der Kärntner Erinnerungskultur 2025 werden also kontroverse ideologische Positionen vertreten werden. Auch die Kärntner Zivilgesellschaft wird sich engagieren müssen, um einseitigen feindseligen Initiativen entgegenzutreten. Wenn sich die geplante Kärntner Erinnerungskultur nicht nur auf den Rechtsextremismus beschränken wird, wird man das Land Kärnten von seinem belastenden Narrativ befreien können.
1https://www.ktn.gv.at/Service/News?nid=37530. 7.9.2024;
2 KZ, 8.9.2024, S. 16, Autor: Katz-Logar
3 KZ, 11.9.2024, S. 50, 51. Bericht: Marianne Fischer.
4 Novice, 13.9.2024, S. 2.
5 Ciril Cvetko, Pesem v slovenski partizanski glasbi, Ljubljana 1975, S. 5, 12.
6 Alfred Elste, Michael Koschat, Paul Strohmaier, Opfer, Täter, Denunzianten, Mohorjeva Hermagoras, Klagenfurt 2007, S. 194-211.
7 KZ, 21.3.2021, S. 62; Nedelja, 21.3.2021, S. 12.
8 Novice, 26.3.2021, S. 11.
9 Novice, 17.9.2021, S. 7; 10.9.2021, S. 7.
10 Novice, 9.2.2024, S. 3.
11 KZ, 23.2.2023, S. 12, 13.
12 Kronen Zeitung, 30.11.1997, S. 11.
13 Erich Leitner, Per aspera ad astra – 50 Jahre Universität Klagenfurt, in: Kärntner Jahrbuch für Politik2020, S. 255 ff.
14 Kleine Zeitung, 10.7.2004, S. 17.
15 Kronen Zeitung, 16.6.2023, S. 30.