Schriftsteller Boris Pahor und der slowenische Geheimdienst Udba

10.8.2017 Demokracija – Die slowenische Wochenzeitung publizierte einen Bericht über das Buch des Autors Igor Omerza, Titel: Boris Pahor – Im Rachen der Udba („Boris Pahor- V žrelu udbe“). Der Bericht ist von Interesse, da der berühmte slowenische Schriftsteller Boris Pahor im benachbarten Ausland in Italien lebt und somit von vergleichbaren Aktionen der slowenischen Geheimdienstes Udba auch in Kärnten und in der Steiermark auszugehen ist.
Pahor wurde von der Udba vom Jahre 1952 bis 1989 „bearbeitet“. Die Bespitzelung wurde von fast 90 Udba-Bediensteten und von Mitarbeitern, also von ständigen und vorübergehenden Spitzeln, Ange-hörigen der slowenischen Minderheit in Italien, praktiziert. Einige von ihnen waren deklarierte Linke, andere aber zumindest dem Schein nach ganz normale, politisch neutrale und untätige Angehörige der slowenischen Minderheit. (…) Der Autor Igor Omerza erklärte anlässlich seiner Buchpräsentation, dass die slowenische kommunistische Geheimpolizei den Schriftsteller Pahor auf mehrere Arten observierte. Unter anderem hat sie eine geheime Durchsuchung seines Hauses in Triest, in den Räumlichkeiten in Dutovlje und im Haus seiner Schwester in Triest durchgeführt. Im Haus in Triest wurden Mikrophone angebracht, seine Post wurde geöffnet und sein Telefon wurde abgehört. Die slowenische Geheim-polizei erfuhr mit Hilfe des in seinem Haus installierten geheimen Mikrofons vom Versprechen des Edvard Kocbek im Jahre 1975, dass er öffentlich über die Nachkriegsmorde sprechen werde. (…) Die Udba hat die Berichte über Pahor dienstlich an Stane Dolanc, Edvard Kardelj, Mitja Ribičič, France Popit und Milan Kučan, aber auch an Sergej Kraigher, Andrej Marinc, France Šetinc und Janez Vipotnik weitergeleitet.
Pahor war linksorientiert und ein Gegner des faschistischen Regimes in Italien. Im Jahre 1943 stand er in Triest mit der Befreiungsfront (OF) in Verbindung. Deshalb wurde er vom deutschen Okkupator in das Konzentrationslager gebracht, von dort kehrte er erst bei Kriegsende zurück.
Er trat jedoch gegen eine „kommunistische Gleichschaltung“ ein, die die slowenische Partei unter den Intellektuellen im Grenzausland durchsetzen wollte. Dies war nicht ungefährlich. Zwei Anhänger der betont antikommunistischen Rechten wurden nach Jugoslawien verschleppt und ermordet: Ivan Martelanc erlitt dieses Schicksal im Oktober 1945 und Albin Šmajd im Jänner 1946. Darüber hinaus unterstützte er Edvard Kocbek. Im Jahre 1975 veröffentlichte er sogar ein Interview mit Kocbek, womit dieser öffentlich die Ermordung der Domobranci im Jahre 1945 thematisierte.
Ehemalige kommunistische Parteigänger und Udba-Leute haben trotz des offiziellen Rücktrittes von der Macht im Jahre 1990 einen großen Teil der Macht in ihren Händen behalten und verfügen damit auch über Finanzen, um genug Aktivisten zu finden, die die Ehre und den guten Ruf des kommu-nistischen Regimes verteidigen wollen“. In dieser Absicht versuchen sie aber auch, den Autor Igor Omerza und sein Werk zu diskreditieren.1
Im Februar 1976 hielt Kocbek im Tagebuch fest: Erstmals seit 30 Jahren tat mir aus allen meinen menschlichen Fasern leid, dass ich mich für das Partisanentum entschieden habe. Der Kommunismus ist fürwahr eine satanisch rachsüchtige und infernalische Gewalt“.2

 

1 Demokracija, 10.8.2017, S. 44 ff; Demokracija, 1.6.2017, 20 ff
2 Demokracija, 28.9.2017, S. 70