Frauen („Heldinnen“) kämpfen mit Gewehren in der Hand…

Perschmann-Denkmal: Helden, Täter oder selbst Opfer?
Perschmann-Denkmal: Helden, Täter oder selbst Opfer?

Info Nr. 74

8.2.2024  Partisanenfilm – Die Haupt-Heldin des Partisanenfilms wird eine Frau sein. Der Produzent des Filmes ist Alexander Dumreicher-Ivanceanu. Regisseurin Andrina Mračnikar erwähnt als Drehorte in Kärnten Eisenkappel, Ebriach und Zell.

1.1. Zum Film

Der Film unter dem Titel „Mila/Marija“ entsteht als eine österreich-slowenische Koproduktion, wobei das Wiener Produktionshaus Amour Fou und Verigo Film aus Laibach kooperieren.
Der Film erzählt die Geschichte einer kärntner-slowenischen Familie und konzentriert sich auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und den Widerstandskampf. Wie die Regisseurin erzählte, werden die Repressalien gegen die Kärntner Slowenen die Haupt-Heldin zur Entscheidung zwingen, dass sie sich den Partisanen anschließt.
Den Film der Regisseurin Andrina Mračnikar „Verschwinden/Izginjanje“ haben 6.000 Menschen gesehen. Damit sei sie sehr zufrieden. Beim Film „Mila/Marija“ haben aber die Produzenten viel höhere Ziele, weil es sich um einen Spielfilm handle. Das Budget betrage zwischen 4,5 und 5 Millionen Euro. Das Projekt wird auch vom ORF mitfinanziert werden.1
Für den Film wurden Laienschauspieler gesucht. Die Castings fanden im slowenischen Gymnasium, Klagenfurt und in den Pfarrhöfen von St. Jakob i.R. und St. Michael statt.2

1.2. Überholte Geschichtsauffassung

Andrina Mračnikar pflegt Titos Partisanenbewegung weiterhin auf den Widerstandskampf zu reduzieren und die Partisanenopfer zu negieren.
In Slowenien gehen im Gegensatz dazu auch linke Medien davon aus, dass man die Verbrechen der Partisanen nicht mehr verschweigen könne.
Dazu Anton Drobnič, ein ehemaliger Staatsanwalt: „In Slowenien war der verbrecherische Bolschewismus auf Seiten der Sieger, deshalb wurde nicht einmal ein einziger kommunistischer Mörder verurteilt. Fast 50 Jahre haben sie sich den Staat angeeignet und die Mörder regierten selbst. Sie haben sich selbst natürlich nicht verfolgt. Ganz im Gegenteil. Sie traten als unantastbare Nationalhelden auf, errichteten Denkmäler und kassierten zahlreiche Prämien und Privilegien. (…) Die Mörder, ob tot oder lebendig, werden daher als Volkshelden gewürdigt, werden geachtet und ausgezeichnet“.3
Die Historikerin Tamara Griesser-Pečar hält in diesem Zusammenhang eine neue Interpretation der Geschichte des Volksbefreiungskampfes für dringend erforderlich.4 Auch die Slowenische Akademie der Wissenschaft und Künste (SAZU) betont, dass mit der Demokratisierung der slowenischen Gesellschaft auch eine Revision einer derartigen einseitigen Geschichtsauffassung, die ideologisch und nicht historiografisch begründet war, dringend erforderlich sei. Die SAZU kritisierte, dass es in der Vergangenheit für die Verbrechen, die im Namen des Volksbefreiungskampfes verübt worden sind, keinen Platz gegeben habe. Beide Seiten haben zahlreche Verbrechen begangen. Die „schrecklichsten Verbrechen“ seien aber die von den Partisanen begangenen Morde an Tausenden Domobranzen und Zivilisten gewesen. Primäres Ziel der slowenischen Kommunisten sei die bolschewistische Revolution im Wege des Bürgerkriegs gewesen. In der Kriegszeit haben die Partisanen mehr unbewaffnete Slowenen als Besatzungssoldaten ermordet, berichtet der ehemalige Direktor des Slowenischen Staatsarchivs Jože Dežman.6
Der Kärntner Historiker Hanzi Filipič: „Der Sicherheitsdienst (VOS) der Partisanenführung begann schon im Jahre 1941 gezielt „Klassenfeinde“ zu ermorden. (…) Stellenweise wurden ganze Familien, ja auch Kinder, ermordet“.7
Ein Film, der die Partisanenbewegung auf einen Widerstandskampf reduziert, könnte in Slowenien nicht (mehr) produziert werden.
Welche Kärntner Experten haben diesem Projekt zugestimmt?

1.3. Eine Heldin?

Dass eine Frau wegen ihres  Anschlusses an die bewaffnete  Partisanenbewegung zu einer Heldin erklärt wird, ist heute nicht mehr akzeptabel. Als wahre Helden müssten vielmehr die friedvollen Opfer dieser bewaffneten Täter und Täterinnen gelten.
Zweifellos haben aber auch Frauen in der damals stalinistischen Partisanenbewegung führende Rollen übernommen. Tito selbst hat in seiner Rede anlässlich des 1. Treffens der Konferenz der antifaschistischen Frauenfront am  5.12.1942 auf die Bedeutung der mitkämpfenden Frauen hingewiesen. Die Frauen hätten nicht nur bewiesen, dass sie im Haushalt arbeiten können, sie können vielmehr auch mit dem Gewehr in der Hand kämpfen und herrschen. „Ich kann ihnen sagen, dass im gewaltigen Kampf, den die sowjetischen Völker bestreiten, die sowjetischen Frauen unzählige Vorbilder eines beispiellosen Heldentums und der Ausdauer darstellen. Deshalb betone ich nochmals, dass unsere Völker stolz sein können, dass auch unsere Frauen ebenso ausdauernd sind, dass sie in diesem schlimmen und ungleichen Kampf ebenso hartnäckig sind. Wir müssen darauf stolz sein, dass die Völker der Sowjetunion, dass die Sowjetunion die große Rolle der jugoslawischen Frauen in unserem Volksbefreiungskampf kennt und schätzt. (….) Es lebe die Sowjetunion!“, so sprach Tito zu den Partisanenfrauen. 
Es ist schockierend, wenn bewaffnete, kämpfende Frauen mit einem Film zu Sympathieträgerinnen gemacht werden sollen. Schließlich sind nicht wenige Frauen als  brutale Kämpferinnen in die Partisanengeschichte eingegangen. Sie sind zu Täterinnen geworden. Ein Extrem-Beispiel wäre Frau Zdenka Kidrič. Am 14.6.1942 schrieb der kommunistische Anführer Edvard Kardelj in einem Brief an die Leiterin des VOS (militärischer Geheimdienst) Zdenka Kidrič: „Meiner Meinung beginnt jetzt jene Art von Krieg, der schon halb Bürgerkrieg ist – Gefangene existieren weder als Begriff noch als Tatsache, das heißt, wo alles abgeschlachtet wird, was unter das Messer kommt“.9 Frau Kidrič folgte der Strategie unbarmherzig. Zu den ersten Opfern des VOS, bzw. der Frau Kidrič,  zählte der aus Kärnten stammende Theologe Lambert Ehrlich.  Angela Piskernik war eine Vertraute der Familie Kidrič. In Kärnten wird diese Botanikerin mit drei Gedenktafeln gewürdigt.

1.4. Die „Helden“ an der Front oder im KZ ?
Sollten wir heute also unsere Heldinnen nicht eher unter den (unbewaffneten) Opfern suchen?
In den Konzentrationslagern zum Beispiel. Das KZ auf dem Loibl gewährt uns einen Einblick in das Schicksal dieser wahren Helden und Märtyrer. Jenseits der Grenze richtete der Geheimdienst der Partisanen im Jahre 1945 acht Konzentrationslager ein. Das größte befand sich bei Ptuj (Pettau), in dem 8.ooo bis 10.000 Angehörige der deutschen Minderheit eingesperrt waren. Viele, vor allem Kinder, starben in den Lagern an Hunger, viele wurden aber umgebracht. Im Jahre 1945 soll es in den Konzentrationslagern rund 80.000 Menschen gegeben haben. Von dort wurden sie zu den Hinrichtungsstätten gebracht.10 Diese kommunistischen KZ wurden auch von Frauen und Männern, die zu den Partisanen gegangen waren und als Helden und Heldinnen gelten, errichtet.
Vladimir Putin würdigte die russischen „Helden an der Front“. Diese russischen „Helden“ wurden von russischen Separatisten aus der benachbarten Ukraine um Hilfe gebeten. Nun baten auch russisch-nationale Separatisten in der Republik Moldau das „Mutterland“ Russland um Schutz.11  Putins Geheimdienst soll bereits bei uns aktiv sein. Ende Februar 2024 gab es ein „Seminar“ von 30 Vertretern der regionalen und separatistischen Parteien Europas (European Free Alliance) mit der Jungen slowenischen Einheitsliste in Kärnten. Wir haben dieselben Ziele, wurde abschließend festgehalten.12
Die Situation ist auch bei uns beunruhigend.
Wir brauchen in Kärnten dringend eine neue Erinnerungskultur. Wir brauchen Friedens- und keine Kriegsheldinnen. Jana Nawalnaja, die Witwe des russischen Oppositionellen zum Beispiel. Oder Maria Kolesnikowa, die in einem belarussischen Straflager leidet. Oder Ensaf Haidar, die für die freie Meinungsäußerung in Saudi-Arabien kämpft…13

Die Subventionierung des „Heldin“- Films aus Mittel der ORF-Mitgliedsbeiträge ist bedenklich.

 

 

1 Novice, 9.2.2024, S. 8

2 Nedelja, 18.2.2024, S. 14.

3 Anton Drobnič, Uporabe najlepših besed za najbolj nagnusna početja, in: Temelj prihodnosti, Ljubljana 2015, S. 185-244. Laut Drobnič seien die „kommunistischen Verbrechen“ nicht verjährt. Die Nachkriegsmorde an Zivilisten seien zweifellos Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

4 Demokracija, 8.4.2021, S. 6.

5 https://www.sazu.si/events/604f373d12416e9924eac7, Abruf: 26.5.2021.

6 www.demokracija.si, 2.1.2015, Abruf: 4.1.2015.

7 http://www.novice.at/forum/odgovor-na-pismo-zkp/, 9.12.2017.

8 Tito, Poti naše zmage. Izbrani teksti iz vojaških del tovariša Tita, Ljubljana 1975, S. 17 ff.

9 Jože Možina, Slovenski razkol, Ljubljana 2019, S. 585.

10 Demokracija, 17.6.2021, S. 30 ff; Autor: Anamarija Novak.

11 KZ, 1.3.2024, S. 6, 7.

12 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/3246454/, 26.2.2024; Novice, 16.2.2024, S. 2.

13 KZ, 21.2.2024, S. 2. 3.