Die Kärntner Windischen präsentieren sich in Völkermarkt

Völkermarkt: Die Kärntner Windischen präsentieren sich.

 

Wer sind sie eigentlich?

 

2.5.2019 Die Windischen – Völkermarkt: offizielle Eröffnung einer Ausstellung des Vereins der Kärntner Windischen aus Anlass der 100- Jahrfeier der Befreiung der Stadt Völkermarkt von den SHS-Besatzern. Titel: Windisch – ein schützenswertes Kulturgut. Eröffnung: Bgm. Valentin Blaschitz und Oswald Oman (Obmann des Vereins der Kärntner Windischen).

 

Anmerkung: Bei der Volkszählung 2001 gaben 555 österreichische Staatsbürger„Windisch“ als Umgangs-sprache an; im Jahre 1951 waren es noch 19.478. Vergleichsweise bekannten sich im Jahre 2001 12.554 Personen (Wohnbevölkerung) zur Umgangssprache „Slowenisch“, im Jahre 1951 waren es 22.329.

 

Im Jahre 1951 waren die „Slowenen“ und die „Windischen“ also annähernd gleich stark.

 

Nach slowenischen Quellen lebten heute in Kärnten rund 15.000 Slowenen, als Familiensprache werde Slowenisch aber noch von rund 40.000 Personen gesprochen. Das bedeutet also, dass rund 25.000 Slowenisch-sprachige (Dialekt? / Windisch?) bei Volkszählungen ein Bekenntnis zur slowenischen Umgangssprache abgelehnt haben, um nicht als Angehörige der slowenischen Minderheit behandelt zu werden. Es ist dies die typische Position der Kärntner Windischen.

 

Somit dürfte auch derzeit die Zahl jener Slowenischsprachigen (gleichgültig, ob sie den slowenischen Dialekt sprechen oder ihren Dialekt als Windisch bezeichnen), die sich nicht zur slowenischen Minderheit bekennen, mindestens so groß sein, wie die Anzahl der nationalbewussten Slowenen. Für die Zugehörigkeit zu den „Windischen“, ebenso wie für die Zugehörigkeit zur slowenischen Minderheit, gibt es verschiedene Definitio-nen, jedoch keine allgemein gültige, anerkannte Formulierung.

 

Merkmale der Windischen sind jedenfalls seit jeher ihre strikte Ablehnung des Mutterstaates Slowenien (vormals Jugoslawien) und somit ihre Abgrenzung von der slowenischen Minderheit bzw. vom slowenischen Volk. Die deutsche Sprache gilt als ihre Schriftsprache. Im familiären Bereich pflegen aber viele ihre von deutschen Lehnwörtern geprägte „windische“ Umgangssprache, die im Übrigen sprachwissenschaftlich mit den „slowenischen“ Dialekten in Kärnten ident ist. Sie fordern keine Minderheitenrechte und haben sich zunehmend in die österreichische Mehrheitsbevölkerung integriert. Vergleichbare Positionen der Kärntner Windischen sind in viellen Minderheitengebieten gegeben; die Kärntner „Windischen“ sind kein Einzelfall. Dabei spielt das (fehlende) völkisch-nationale Bekenntnis eine entscheidende Rolle.

 

Die Beziehungen zwischen den „Windischen“ und den „Slowenen“ sind daher angespannt:

 

In der slowenischen Wikipedia heißt es zu den Kärntner Windischen: „Die Kärntner slowenische Seite hat das Resultat der Volksabstimmung 1920 offensichtlich schockiert und sie konnte sich lange nicht damit abfinden. Innerhalb der slowenischen Volksgruppe begann man mit gegenseitigen Vorwürfen, Streitereien und Ausgren-zungen. Jene Slowenen, die aus eigenem Ermessen für Österreich gestimmt haben, wurden zunehmend als Volksverräter behandelt und sie wurden für die Niederlage bei der Volksabstimmung verantwortlich gemacht. Damit hat man sie ungewollt und unberechtigt in das sogenannte windische Lager getrieben“.1

 

Ähnlich der slowenische Kärntner Historiker Teodor Domej: Was die slowenischen nationalbewussten Intellektuellen anbelangt, haben sie größtenteils die jugoslawische Option unterstützt. Es gibt ganz wenige Beispiele dafür, dass bewusste Slowenen gegen die Teilung des Landes aufgetreten wären“.2 Wie viele andere kritisierte auch der bekannte slowenische Historiker Janko Pleterski die slowenische Agitation, die auf eine Verhöhnung und moralische Verurteilung der Deutschtümler/Windischen („nemčurji“)ausgerichtet war. Diese Agitation enthielt Drohungen, die stellenweise in gewalttätige Einschüchterungen mündeten: Zu scharf haben wir sie (die Windischen) damals als Verräter verurteilt. Wir haben sie von uns weggestoßen.3

 

Es ist daher verständlich, dass sich die Kärntner Windischen als Traditionsträger jener 10.000 slowenisch- bzw. windischsprachiger Kärntner verstehen, die im Jahre 1920 für Österreich votiert haben.

 

(Siehe auch: Josef Lausegger, Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und das 100-Jahrjubiläum 2020, in: Carinthia, 2016, S. 511-531.)

 

1 https://sl.wikipedia.org/wiki/Koro%C5%A1ki_plebiscit, Abruf: 9.10.2017.
2 Novice, 18.1.2019, S. 15.
3 Janko Pleterski, Koroški plebiscit, 1970, S. 255, 243, 218