Perschmannhof (Peršman) in Koprein Petzen am 25. April 1945

Denkmal beim Perschmannhof / Peršman | Info. 43
Denkmal beim Perschmannhof / Peršman | 

Wer tötete elf Familienmitglieder?
Kärnten benötigt ein Friedensmuseum!

Info. 43

25.4.1945  Koprein Petzen – Perschmannhof (Peršmanhof): 11 Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj werden ermordet, darunter 7 Kinder

1. Die Deutschen waren es…
„Die Deutschen ermorden beim Peršman in Koprein Petzen eine 11-köpfige Familie, darunter 7 Kinder heißt es in einer Chronologischen Übersicht, erstellt von den slowenischen Historikern Janez Stergar, Janko Liška, Auguštin Malle, Borut M. Sturm, Tone Zorn und Pavle Žaucer.1

Zdravko Haderlap berichtete in der Kleinen Zeitung: „Am 25. April 1945 ermordete eine Einheit des SS- und des Polizeiregiments 13 am Peršmanhof in Koprein Petzen bei Bad Eisenkappel elf Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj, davon sieben Kinder. (…) Ein dreijähriges Forschungsprojekt von 2002 bis 2004 unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Universitätsprofessors Karl Stuhlpfarrer in Zusammenarbeit mit Universitätsprofessor Peter Gstettner lieferte die inhaltliche Basis für die Aufarbeitung des Massakers“. Die Historikerin Lisa Rettl gehörte ebenfalls dem Forschungsteam an und gestaltete gemeinsam mit dem Historiker Werner Koroschitz und Ulli Vonbank-Schedler das neu eröffnete Museum.2
Bemerkenswerterweise haben sich insbesondere deutschsprachige Autoren dieses Themas angenommen. Auch die Obfrau des Vereines Peršman, Gudrun Blohberger, ihr Stellvertreter Peter Gstettner und Kustos Christian Hessle sind deutschsprachig. Gudrun Blohberger wurde für ihre Verdienste für das Museum mit dem Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Antragsteller war Peter Gstettner.3
Am 30.9.2014 präsentierten die Autorinnen Lisa Rettl und Gudrun Blohberger ihr Buch „Peršman“. Demnach sei die „Frage der Täter ein für alle Mal gelöst“ worden; es waren Angehörige der 13. SS- und der Polizeidivision.4

Die Einheit der SS-Polizei habe die elf Zivilpersonen erschossen. Es waren dies Angehörige der Familien Peršman und der Nachbarfamilie Čemer, stellt der bekannte slowenische Historiker Marjan Linasi in seiner umfangreichen Publikation „Koroški partizani“ fest. Seine Schilderung enthält strittige Details:  Demnach sei die Familie Peršman den Partisanen wohlgesinnt gewesen. Die Einheit der SS-Polizei habe am Nachmittag gegen 4 Uhr unerwartet das „Batallion“ angegriffen. Das Batallion hielt sich im Haus mit zwei Kompanien und dem Kommandostab, mit leichten und schweren Automatikwaffen, auf. Es wurde das Mittagessen vorbereitet, deshalb entstand eine Verwirrung. Einige MG-Schützen reagierten sofort und antworteten mit einem Gewehrfeuer. Das Bataillon habe sich auf Positionen in den Wald oberhalb des Gebäudes zurückgezogen. Dem Bataillon gehörten beim Angriff auch Karel Prušnik und Dušan Pirjevec – Ahac an. Aber auch andere Aktivisten haben sich zurückgezogen. Während des Schusswechsels und der Bombenexplosionen seien die Kuriere und Angehörige des Stabschutzes durch die Hintertür in das Haus eingedrungen und sie retteten, was man noch retten konnte. In einem Gegenangriff zwangen die Partisanen danach die Angreifer, das Haus zu verlassen und sie konnten etwas Munition und Ausrüstungsgegenstände retten. Die Polizisten griffen aber wieder mit ganzer Kraft an und zwangen die Partisanen, sich aus dem Gebäude in den Wald oberhalb des Bauernhauses zurückzuziehen. (…) Die Übermacht der SS war zu groß, bei jedem weiteren Versuch eines Angriffs würde sich das Batallion einem extremen Risiko aussetzen. Die Polizei zündete währenddessen das Bauernhaus an und zog sich zurück, vorher aber  erschoss sie elf Zivilpersonen, so Linasi.5

Auch Wilhelm Baum schreibt in der Einleitung seines Buches mit dem Untertitel Protokolle eines NS- Kriegsverbrechens: „Wenige Tage vor Ende des 2. Weltkrieges ereignete sich im äußersten Südosten Kärntens das größte Kriegsverbrechen im 2. Weltkrieg auf Kärntner Boden: Elf Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj – darunter sieben Kinder im Alter von 1 bis 13 Jahren – wurden am Abend des 25.4.1945 von deutschen Polizisten auf dem Peršmanhof sinnlos ermordet“ (S. 7). Wenige Seiten danach (S. 10) relativiert der Historiker seine Feststellungen und hält fest, dass das vorliegende Buch keine eindeutigen Beweise dafür erbringen könne, dass die elf Familienmitglieder  tatsächlich von der deutschen Polizei ermordet wurden. Das Verbrechen blieb ungesühnt, weil die Frage der Schuld nicht eindeutig geklärt werden konnte (S. 148). Baum kommt schließlich zum Schluss, dass möglicherweise das letzte Wort zur Peršmanproblematik noch nicht gesprochen sei“.6 Der Historiker präsentierte sein Buch am 30.4.2013. Franc Wakounig kritisierte bei dieser Gelegenheit, dass Revisionisten, auch slowenische, das Verbrechen den Partisanen anlasteten.7
Ende des Jahres 2013 erklärte Baum in einem Gespräch, dass er den Partisanenführer Tine Pečnik interviewt habe, und er erzähle erstmals öffentlich, was ihm dieser  gesagt hat: „ Ich glaube, es waren die Unsrigen“. Baum dazu: „ Es ist interessant, was im Laufe der Zeit noch alles herauskommen kann. So kommen Bilder ins Wanken“.8

2. Viele Varianten…
Bürgermeister Franz Josef Smrtnik:Über den Peršmanhof gibt es viele Varianten. Ich muss sagen, es wurde auch schon sehr viel darüber geschrieben, diskutiert und eruiert. Es wurde ein Verbrechen begangen, sage ich. Was genau die Ursache war, wie es passierte und wer schuld war, muss ich sagen, sollte nebensächlich sein. Es war ein Mord an einer ganzen Familie. Wodurch verursacht? Durch den Krieg. Hätte es keinen Zweiten Weltkrieg gegeben, gäbe es auch nicht die Peršman-Familientragödie“.9
Beim „Smrtnik“ war zu Kriegsende eine Meldestelle für Prušnik Gašper eingerichtet. Die jungen Aktivisten Tonči und Zdravko Haderlap (Anton und Valentin Haderlap) leisteten Spitzeldienste. In der von Knez-Kolja gelenkten „Leteča četa“ (fliegende Truppe), die sich Ende Februar 1945 aus dem IV. Bataillon rekrutierte und in der die aktivsten Partisanen zusammengefasst wurden, kamen zwei untergeordnete Organe nachweislich aus Kärnten: Maria Durnig aus Ebriach und Jakob Smrtnik aus Trögern.10 Dennoch gab Smrtnik keinen Hinweis auf die Täterschaft.

Siegfried Lorber, ehemaliger Präsident der Finanzlandesdirektion Kärnten, verfasste dazu eine „Gegendarstellung“.11
Laut Lorber habe Ana Sadovnik unter massivem Druck Falschaussagen getätigt.
Anton Sadovnik habe  von den Überlebenden zweifellos erfahren, dass für das Massaker nur die Partisanen in Frage kommen. Sadovnik sei daher als Zeuge im Wege gestanden. Er wurde im Jahre 1946 von seiner Gattin, der ein Verhältnis mit den Partisanen nachgesagt wurde, über die Staatsgrenze gelockt und seinen Mördern ausgeliefert. Die Entführung wurde von der Gattin, unterstützt von zwei weiteren Personen, monatelang geplant.
Im Jahre 1990 kontaktierte Lorber in den Nebenräumen des Museum Frau Ana Sadovnik und sprach sie auf die Geschehnisse vom 25.4.1945 in slowenischer Sprache an. Eine anwesende Frau gab zur Antwort, dass Ana S. darüber nicht spricht und Sadovnik selbst blieb stumm. Sie habe keine Unwahrheit sagen wollen, meint dazu Lorber.12 Ciril Sadovnik (Cousin der Ana Sadovnik, Bediensteter der Kelag) habe auch die Täterschaft der Titopartisanen bestätigt. Es sei davon auszugehen, dass der überlebende Ciril bei der Gegenüberstellung die Angehörigen der Polizeieinheit entlastete und auf die Lederbekleidung der Täter hinwies. Mit der Lederbekleidung seien aber die Partisanen aus der Luft von den Briten versorgt und ausgestattet worden.
Gudrun Blohberger habe bei Prof. Peter Gstettner eine einschlägige Diplomarbeit verfasst und wurde dann Vorsitzende des Vereines Perschmann. Blohberger habe die Ermordung von Anton Sadovnik nicht erwähnt. Es blieb darin auch unerwähnt, dass der Kommandant der britischen Untersuchungskommission im Gefängnis in Graz Karel Prušnik besuchte und ihm das Familienmassaker der Partisanen ins Gesicht sagte. Prušniks Reaktion darauf sei als ein indirektes Eingeständnis zu werten gewesen. Auch Lisa Rettl habe in ihrer Dissertation (bei Prof. Stuhlpfarrer) die Fakten, die für eine Täterschaft der Partisanen sprechen, verschweigen müssen.
Es stünde fest, dass die Angehörigen der betreffenden Polizeieinheit nach dem Krieg im Gewahrsam der österreichischen Sicherheitsbehörden und der britischen Besatzungsmacht waren. Die Nachforschungen führten zum Ergebnis, dass es keinen Verdacht gebe und kein Grund für eine Anklage bestünde. Es sei auch festgestellt worden, dass alle Indizien für eine Täterschaft der Partisanen gesprochen hätten, diese jedoch als Mitsieger für ein Verbrechen während des Krieges nicht zur Verantwortung gezogen werden durften. Eine Waffen-SS sei mit keiner Einheit beim Perschmannhof im Einsatz gewesen, es handelte sich um eine Polizeieinheit, so Lorber.
In einem Interview (DMZ Zeitgeschichte Nr. 6) macht Lorber darauf aufmerksam, dass die Polizeieinheit maximal aus 7 Mann bestand, während 150 Partisanen beim Hof anwesend waren. Im Buch „Kärnten liegt am Meer“ habe Bernhard Sadovnik das Schicksal seines Vaters, Franz Sadovnik, geschildert.13

Die slowenische Historikerin Tamara Griesser-Pečar hält fest, dass die Partisanen anlässlich einer Kampfhandlung zwischen dem SS-Regiment 13 und einer Partisaneneinheit im Raum von Koprein-Petzen „eine ganze Familie vom Kleinkind bis zur Großmutter niedermetzelten“. Die Partisanen wüteten mit „entsetzlichen Verschleppungsaktionen“.14  Die Historikerin übernahm damit eine Passage aus der „Amtlichen Darstellung der Verschleppungen von Zivilpersonen aus Kärnten im Jahre 1945 durch Angehörige der jugoslawischen Partisanenverbände sowie des Schicksals der in Oberkrain vermissten Zivilpersonen aus Österreich“, herausgegeben von der Sicherheitsdirektion für das Bundesland Kärnten (Klagenfurt, den 15.März 1952, S. 6).
In der „Amtlichen Darstellung“ wird allerdings die Täterschaft nicht ausdrücklich den Partisanen zugeschrieben. 11 Tote und 2 schwerverletzte Kinder seien „das Ergebnis dieser militärischen Kampfhandlung“ gewesen, so der Bericht. In diesem Zusammenhang wird allerdings von einem „unglaublichen Terror“ der unter dem Kommando des bekannten Partisanenführers Karl Prušnik aus Eisenkappel stehenden Patisaneneinheiten berichtet. Der Historikerin dürften weitere slowenische Belege bekannt sein, die sie nicht öffentlich machen wollte.

Ein pensionierter Staatspolizist berichtete dem Autor, dass die Täter untereinander Slowenisch gesprochen hätten.

3. Karel Prušnik-Gašper…
Der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wurde vom Landesgendarmeriekommando am 10.9.1956 eine Anzeige gegen Karl Prušnik übermittelt, da dieser verdächtig erscheine, als Partisanenkommissar und Befehlshaber dreier Partisanenbataillone in den Jahren 1942 bis 1945 mehrere Morde an unschuldigen Personen begangen bzw. an ihm unterstellte Partisanen den Befehl zur Ermordung dieser Personen erteilt zu haben. Prušnik entschlug sich dazu jeder Aussage: „Ich bin mir auch bewusst, dass ich somit unter der Führung anerkannter verbündeter Offiziere – Marschall Tito und seinem Stabe – stand. Als solcher bin ich nicht bereit, eine Rechtfertigung zu geben noch sonstige Aussagen über in der Partisanenzeit vorgekommene militärische Aktionen zu machen”.
Die Verstrickung Prušnik-Gašpers in die Verschleppungen sei evident, wurde von den Historikern Alfred Elste, Michael Koschat und Paul Strohmaier festgestellt. In Eisenkappel sei die Anweisung zur Erstellung von Namenslisten von Prušnik-Gašper ausgegangen. So wie sich Prušnik jeder Aussage zu den ihm angelasteten Mordfällen entzog, unterblieb aus außenpolitischen Überlegungen und diplomatischer Rücksichtnahme gegenüber Jugoslawien auch eine Einvernahme bezüglich der Verschleppungsfälle. Die Historiker machten aber darauf aufmerksam, dass Kriegsverbrechen als auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit kraft Völkerrechts nicht verjährten. Nach dem Urteil von Landeshistorikern sei Prušnik-Gašper (Besitzersohn vlg. Wölfl/Wölfel) ohne Zweifel eine treibende Kraft bei den Bemühungen um einen Anschluss Kärntens an Jugoslawien gewesen. Am 16.4.1945 wurde er in Klagenfurt zum zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden der projugoslawischen Gegenregierung designiert.
Die von Karl Stuhlpfarrer im Jahre 2002 (in Kooperation mit Brigitte Entner, Lisa Rettl und Valentin Sima) getroffene Feststellung, wonach es bislang keinen schlüssigen Nachweis dafür gebe, „dass sich Kärntner Partisanen an solchen Verschleppungen /Verhaftungen beteiligt hätten“, sei entsprechend zu revidieren, so die Schlussfolgerung in der Studie „Opfer, Täter, Denunzianten“.15

4. Ein Schieflinger als Täter…
Deutschsprachige Historikerinnen und Historiker, die sich mit dem Perschmann-Verbrechen beschäftigt haben (s.o.), dürften sich wegen fehlender Sprachkenntnisse mit slowenischem Quellenmaterial nicht auseinandergesetzt haben. 
Eine wichtige Information in slowenischer Sprache  enthält beispielsweise ein streng vertraulicher Bericht der ehemaligen UDBA-Dienststelle Marburg vom 16.11.1981. Demnach habe ein Schieflinger eine Gruppe angeführt, die in der Kriegszeit die Familie Peršman umgebracht hat.
Aus dem Dokument wird unter Weglassung persönlicher Daten zitiert:

UDBA- Dokument vom 16. 11.1981
Der Staatssicherheitsdienst Marburg (Služba državne varnosti, Maribor) des Staatssekretariates für Inneres der Republik Slowenien verfasste am 16.11.1981 eine vertrauliche Information (Zahl: I/3-RTZ-211/24).
Betreff: A „Plebiscit“ – Resultate der Kontakte mit dem Mitarbeiter „Zigfrid“. Verfasst wurde die Information von Janez B., gefertigt vom Leiter der Staatssicherheitsdienstes Maribor, Miro K.
Auszug: Den  Mitarbeiter „Zigfrid“ kontaktierten wir am 21.10. und 11.11.1981. (…) „Zigfrid“ hat im Rahmen der Kontakte mit M. S. aus Rechberg festgestellt, dass der Eigentümer der (…) in Schiefling in der Kriegszeit eine Gruppe angeführt haben soll, die die Familie Peršman in Lepen ober Eisenkappel umgebracht hatte. Der Mitarbeiter hat dieses Thema mit S. im Rahmen der Filmaufnahmen (…) erörtert. S. erklärte dem Mitarbeiter, dass er sogar einige Dokumente besitze, die den Eigentümer der (…) belasten. Der Mitarbeiter kann die Wahrheit der Erklärungen des S. nicht bestätigen, er geht aber davon aus, dass man den Fakten ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit zubilligen muss. „Zigfrid“ wird versuchen, den Eigentümer der (…) zu identifizeren und von S. weitere Fakten zu bekommen“.16

Es ist also davon auszugehen, dass professionellen, slowenischen Historikerinnen und Historikern dieser präsumtive Täter seit Jahren namentlich bekannt ist.  

5. Legenden und Täuschungsmanöver…
Zweifellos wären „beide Seiten“ dazu in der Lage gewesen. Beide hatten ja noch schlimmere Verbrechen begangen. Dies gilt auch für die stalinistische Partisanen-Seite. Nicht nur das Niederbrennen von Gebäuden und ganzen Dörfern, sondern auch die erzwungene Verheimlichung von Verbrechen und Täuschungsmanöver („Legenden“), indem man die Gegenseite fälschlicherweise der Straftat bezichtigte, gehörten zur stalinistischen und nationalsozialistischen Praxis. Das Massaker von Katyn zählt zu den bekanntesten Beispielen des stalinistischen Täuschungsmanövers. Die Schuld für das Massaker an über 4.000 polnischen „kontrarevolutionären“ Offizieren im April 1940 wurde von den russischen, stalinistischen Tätern erst im Oktober 1992 einbekannt, nachdem man über 50 Jahre damit die „Deutschen“ belastet hatte.
Der Zeitzeuge Dr. Peter Starič stellt diesbezüglich einen Vergleich mit Slowenien an. Auch in Slowenien kam der Auftrag von oben, von Tito selbst, der seinem Moskauer Vorbild Stalin folgte. Auch in Slowenien seien die Ermordungen organisiert abgewickelt worden und die Mordstätten wurden bis Ende des totalitären Kommunismus verheimlicht. Die sowjetische Regierung habe sich allerdings bei den Nachkommen der polnischen Offiziere entschuldigt, was Slowenien unterlassen hätte. Die Sowjets hätten die Opfer mit einem Genickschuss ermordet, während die slowenischen „Scharfrichter“ ihre Opfer sadistisch marterten, so Starič. In Katyn habe man erwachsene Männer, in Slowenien habe man aber auch Frauen, Kinder und sogar Säuglinge ermordet. In Russland habe man nach dem Totalismus die Archive geöffnet und die Details der Mordtaten kamen an die Öffentlichkeit. In Slowenien wurden die Archive des Geheimdienstes Udba bzw. OZNA größtenteils vernichtet, monierte Starič.17
Die stalinistische Täuschungsstrategie wurde von Traditionsträgern der Tito-Partisanen fortgesetzt. Johann H., der beim Aufbau des Peršmanmuseums aktiv mitwirkte, sprengte am 31.10.1976 das Partisanendenkmal am Kömmel, um damit die andere Seite zu belasten.18 Diese Täuschungsstrategie („Legenden“) wird im Zusammenhang mit den extremistischen Aktionen im Kärnten der 1970er Jahre bis zur Gegenwart praktiziert.

Ohne die ehrliche Suche nach der Wahrheit dürfte eine nachhaltige Versöhnung weiterhin scheitern.   Historiker (aber auch Politikwissenschaftler, Juristen…) dies- und jenseits der Grenze müssten in Hinkunft auch verstärkt die slowenischen Quellen heranziehen.

Es ist nicht Absicht, mit diesem Beitrag eine Seite für das Perschmann-Massaker verantwortlich zu machen. Es soll damit vielmehr im Einklang mit der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2.4.2009 das Verständnis  dafür geweckt werden, dass Europa erst dann vereint sein wird, wenn es imstande ist, zu einer gemeinsamen Sicht der Geschichte zu gelangen, Nazismus, Stalinismus und faschistische sowie kommunistische Regime als gemeinsames Erbe anerkennt und eine ehrliche und tiefgreifende Debatte über deren Verbrechen im vergangenen Jahrhundert führt. Hinsichtlich der von totalitären kommunistischen Regimen begangenen Verbrechen wird in der Entschließung von der Notwendigkeit „einer moralischen Erneuerung“ ausgegangen. Das Europäische Parlament betont, dass der Zweite Weltkrieg als unmittelbare Folge des Nichtangriffspaktes (23.8.1939) zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und der Sowjetunion ausbrach. Im Rahmen des Vertrages verfolgten beide totalitären Regime „gleichermaßen“ das Ziel der Welteroberung und die Aufteilung Europas in zwei Einflussbereiche.19  Zwischen dem Kommunismus und dem Faschismus gebe es historisch betrachtet für die Slowenen keine wesentlichen Unterschiede. Die slowenischen „Linken“ bedienten sich immer mehr der faschistischen Methoden, urteilt der Politikwissenschaftler Tadej Jan.20
Nach dem deutschen Angriff auf Jugoslawien waren in Oberkrain und in der Untersteiermark die Kommunisten die ersten Vertrauten der Nazis.21 Noch im Frühjahr 1941 wurde in der slowenischen kommunistischen Partei der Standpunkt vertreten, den Widerstand gegen eine eventuelle Okkupation nur dann zu unterstützen, wenn es im Interesse der Revolution und der Sowjetunion ist.22
Der Stalinismus kooperierte also mit dem Nationalsozialismus  bis zum deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22.6.1941. Danach sei der Widerstand gegen den Okkupator legitim, die Besitzergreifung des Volksbefreiungskampfes (NOB) durch die Kommunisten und damit verbunden der revolutionäre Terror seien aber illegitim gewesen, erklärte die Slowenische Akademie der Wissenschaften und Künste.23 Bernarda Fink Inzko zum revolutionären Terror: „Weil die Eltern an Gott glaubten und mit den neuen Machthabern nicht übereinstimmten, wurden sie entweder in einen grausamen Tod oder in die Flucht getrieben. Mein Vater und Tausende Andere waren Domobranci und wurden als solche mit dem Stempel des Verrats versehen. Heute ist der Kommunismus untergegangen, er erwies sich als eine Ideologie, die gegen den Menschen und auch gegen das slowenische Volk gerichtet war. Ich wünsche mir aus ganzem Herzen, dass die Vorurteile und ungerechten Verurteilungen aufhörten. Wichtig ist, dass die Wahrheit an den Tag kommt. Das Verbrechen muss als Verbrechen benannt werden und nur auf der Basis der Wahrheit können wir eine gerechtere Zukunft bauen“.24
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass im Jahre 2010 erstmals ein  Opfer der Tito-Partisanen, der slowenische Theologiestudent Lojze Grozde, selig gesprochen worden ist. Grozde wurde zu Weihnachten 1942 von einem Partisanenkommando wegen „antikommunistischer Propaganda“ gefoltert und getötet.25 Die slowenische Kärntner Kirchenzeitung „Nedelja“  pflegt hingegen die Partisanenopfer nicht zu thematisieren, obzwar die Partisanen mehr slowenische Priester ermordet hatten als die Nationalsozialisten.  Man wünsche sich eine gemeinsame Gedenkstätte für alle in Österreich anerkannten Volksgemeinschaften, womit (nur) auf nazistische Verbrechen, die von Mitgliedern der Volksgemeinschaften erduldet wurden, hingewiesen wird.26

6. Wahrheit und Versöhnung…
Der damalige Eisenkappler Bürgermeister Smrtnik (s.o.) wollte sich hinsichtlich der Täterschaft nicht festlegen. Es seien mehrere Varianten im Gespräch, Schuld am Verbrechen sei aber der Krieg. Diese Überlegung müsste eigentlich dazu führen, das einseitige Opfergedenken zu überwinden, das Museum in eine demokratische, pazifistische Gedenkstätte zu transformieren und im europäischen Geist die Jugend von allen totalitären Regimen fernhalten. Der Jugend müsste beigebracht werden, dass es keine guten totalitären Regime geben kann. Subjektive, einseitige Opfergedenken lassen die alten Feindbilder – in diesem Fall gegen die Deutschen – weiterleben und blockieren somit die Friedensarbeit.  

Der 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung wäre ein würdiger Anlass (gewesen), Wahrheit und Versöhnung auch hinsichtlich des Perschmannhofes in den Mittelpunkt des Jubiläums zu stellen. Stattdessen wird mit Unterstützung des Landes Kärnten eine Gedächtniswanderung vom Wölfl, dem Geburtshaus des Partisanenkommissars Prušnik- Gašper, bis zum Peršmanhof von der Künstlerin Tanja Prušnik veranstaltet und ein rotes Band gezogen. Bei diesem „Wandern-Erinnern-Gedenken“ ist auch eine Klasse des Slowenischen Gymnasiums einbezogen.27  Es ist zu hoffen, dass die eine oder andere Lehrkraft des Slowenischen Gymnasiums das vom Land geförderte Projekt kritisiert und die Schülerinnen und Schüler darüber informiert, dass der Wölfl-Sohn Karl Prušnik unter der Führung des kommunistischen Diktators Tito (s.o.) mit allen Mitteln für ein kommunistisches Jugoslawien kämpfte.
Alois (Lojze) Dolinar, ehemaliger Professor am Slowenischen Gymnasium und nun Klagenfurter Vizebürgermeister, negiert nicht die „hetzerische und verlogene Schreibweise“ des Kärntner Partisanenverbandes, also der Epigonen der titoistischen Partisanen. Er kritisiert die gut bezahlten Kärntner „Berufspartisanen und Freunde des antifaschistischen Widerstandes“, die Unwahrheiten verbreiteten und verdiente slowenische Patrioten beschmutzten. Dolinar: „Diese Bezahlten  verfälschen planmäßig die Fakten und mildern den verbrecherischen Kommunismus. Hitler selbst lernte vom Kommunismus, wie man Konzentrationslager errichtet und führt“. Zahlreiche antikommunistische slowenische Kärntner Patrioten seien wegen des Verrats eines kommunistischen Kärntner Partisanen in deutsche Konzentrationslager gebracht worden, so Dolinar.28
Miro Petek, Journalist und slowenischer Politiker (ehem. Vorsitzender der Parlamentskommission, zuständig für die Kärntner Slowenen) zeichnet ein schreckliches Szenario: „In Slowenien gehören Drohungen und Liquidierungen zur linken Politik. Die Kommunisten ermordeten im und nach dem Krieg aus Angst, die Macht zu verlieren, massenhaft Andersdenkende und potentielle politische Gegner oder sie mordeten wahllos. Danach aber regierten sie mit Gewalt und Drohungen. Diese verbrecherische Saat ist in der Erbmasse der Nachfolger verankert. Sie scheuen keine Mittel, um die Herrschaft und die geerbten Privilegien zu behalten. (…) In letzter Zeit erlebte ich einige öffentliche Drohungen nur deshalb, weil ich derzeit im Kulturministerium beschäftigt bin. Die ausgeschüttete rote Farbe als Symbol des Blutes auf den Tischen und Stühlen, die vor dem Kulturministerium mit den Aufschriften des Ministers Vasko Simoniti und anderer Bediensteter gestellt worden sind, haben die linken Medien als eine künstlerische Performens und Spitzenkunst und nicht als Bedrohung der Bediensteten verkündet. (…) Leider sind die dominanten slowenischen Medien gemeinsam mit dem öffentlich rechtlichen RTV Slovenija an diesem schmutzigen Spiel beteiligt, denn sie haben wegen der offenen Sympathien mit dieser Barbarei die Fähigkeit einer nüchternen Beurteilung durchaus verloren, bis echtes Blut von irgendeinem Tisch oder Stuhl rinnen wird, dann wird es aber schon zu spät sein“. Miro Petek hat als Journalist Wirtschaftsverbrechen der „transformierten Linken“ und der „roten Direktoren“, die ihre Positionen bereits im totalitären kommunistischen Regime übernommen hatten, aufgeklärt. Danach wurde er am 28.2.2001 überfallen und schwerstens verletzt. Petek überlebte den Überfall mit Behinderungen und ging danach in die Politik.29
Den Linken bzw. den Traditionsträgern der kommunistischen Partisanen wird von ihren politischen Gegnern vorgehalten, dass sie im Parteiprogramm eine „Vollendung des Volksbefreiungskampfes (NOB)“ vorgesehen haben. Das bedeute einen offenen Aufruf zu neuen Massenmorden. Die Linken wünschten also eine neuerliche ethnische Reinigung der Slowenen. „Sturmabteilungen“ aus extremen linksgerichteten Kreisen planten eine neue kommunistische Revolution, so der Vorwurf der Gegner der Linksparteien.30
Jože Dežman, Historiker und Vorsitzender der Regierungskommission für die Lösung von Fragen verborgener Gräber, moniert, dass jener Teil der slowenischen Politik, der die Überlieferung der Mythen und Tabus des titoistischen Systems wachhalten und die revolutionären Traditionen weiterentwickeln, das Recht auf ein Grab nicht akzeptierten.31  Warum sollten sich denn die ermordeten Rechten mit den mordenden Linken versöhnen, die ihnen nicht sagen wollen, wohin sie die Körper ihrer Verwandten geworfen haben, lautet die rhetorische Frage des Wissenschaftlers Stanislav Južnič.32
Helena Jaklitsch, (rechtsgerichtete) Ministerin für die ausländischen Slowenen, lässt erahnen, wie schwierig ein Konsens zwischen den „rechten“ und den „linken“ Slowenen erreichbar ist. Laut Jaklitsch seien das Slowenentum und der Katholizismus miteinander seit Jahrhunderten so stark vernetzt, dass das eine ohne das andere nicht mehr vorstellbar ist. Sie stellt sich die Frage, ob Nicht-Katholiken überhaupt noch Slowenen sein können. „Wenn wir innerhalb des Glaubens bleiben, können wir die Frage natürlich mit einem Ja beantworten“, so Ministerin Jaklitsch.33

Daraus ist ersichtlich, wie schwierig es für pazifistische slowenische Demokraten ist, zwischen den „rechten“ und den „linken“ Slowenen einen Friedensdialog zu vermitteln. Dieses Lagerdenken beeinflusst auch die Situation in Kärnten.

7. Dialog konkret…
Tamara Griesser Pečar, renommierte slowenische Historikern, schlägt eine Debatte über die neue Interpretation der slowenischen Geschichte vor: „Eine neue Interpretation der Geschichte des Volksbefreiungskampfes (NOB) ist notwendig, sie muss aber unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne vorbestimmte Resultate erfolgen. (…) Das bedeutet nicht, dass wir derselben Meinung sein müssen bzw. dass wir die Praxis aus der Vergangenheit wiederholen und dem Andersdenkenden den Mund verbieten, dies nicht einmal dann, wenn Andersdenkende eine klare Unwahrheit verbreiten”.34
Auch die aktuelle Erklärung der Slowenischen Akademie der Wissenschaft und Künste zur Versöhnung ist äußerst aufschlussreich. Darin heißt es u.a.: „Mehrere Jahrzehnte prägte die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg eine Schwarzweißmalerei über den Befreiungskampf auf der einen und über die Verräter auf der anderen Seite. Dabei gab es keinen Platz für die Verbrechen, die im Namen des Volksbefreiungskampfes verübt worden sind. Es gab nicht einmal einen Platz für den Missbrauch des Volksbefreiungskampfes seitens der kommunistischen Führung zum Zwecke des Erreichens und der Festigung der eigenen Herrschaft. Mit der Demokratisierung der slowenischen Gesellschaft wurde eine Revision einer derartigen einseitigen Geschichtsauffassung, die ideologisch und nicht historiographisch begründet  war, dringend erforderlich. (…) Von beiden Seiten wurden zahlreiche Verbrechen begangen. Die schrecklichsten Verbrechen waren aber die Morde an Tausenden Domobranzen und Zivilisten. (…) Ein mit der Vergangenheit unbelastetes gesellschaftliches Miteinander kann nur mit einem Streben nach Wahrheit über die Ereignisse im Krieg und in der Nachkriegszeit erreicht werden“.35
Dechant Janko Krištof (Ludmannsdorf) meinte im Zusammenhang mit seiner hitzigen Diskussion mit dem Sekretär des Partisanenverbandes, dass ein „Forum“ nötig wäre, um diese offenen Fragen kritisch zu behandeln und nach einem besseren gemeinsamen Weg zu suchen.36 Dieser Vorschlag stammt aus dem Jahre 2017 und blieb ohne Reaktion.
 

8. Europa…
Auch laut dem Europäischen Parlament (s.o.) müsste eine ehrliche, tiefgreifende Debatte über die Verbrechen der faschistischen und kommunistischen Regime im vorigen Jahrhundert geführt werden. Die Kärntner Landespolitik und insbesondere die Gedenkstätte Perschmannhof (Per
šman) sind von dieser gerechten europäischen Friedensstrategie weit entfernt. 

Alle slowenischen Staatspräsidenten (Milan Kučan, Danilo Türk, Boris Pahor) waren ursprünglich kommunistische Funktionäre und besuchten (dennoch) Gräber und Denkmäler von Opfern der Tito-Partisanen.37 Auch der slowenische Historiker Dušan Nečak (er unterrichtete auch an der Klagenfurter Universität) erklärte zu den Tito-Opfern: „Damit es keine Missverständnisse gibt: das waren Verbrechen, darüber gibt es keine Zweifel! Man muss diese bedauern und wissenschaftlich untersuchen“.38
Die Mordstätten der Tito-Partisanen lassen sich nicht mehr verschweigen, schrieb die linksgerichtete Tageszeitung Večer im Jahre 2008 im Hinblick auf die eingerichtete Regierungskommission für die Lösung von Fragen verborgener Gräber: Im Marburger Bereich ruhten mehr als 20.000 Ermordete. 5.000 bis 10.000 Ermordete gebe es in der Region Koroška. Ausgehend von dieser Region über Ptuj (Pettau) bis zur kroatischen Grenze gebe es über 30.000 Ermordete. Ein weiteres Epizentrum des Mordens liege zwischen Celje (Cilli) und Brežice mit wahrscheinlich mehr als 20.000 Ermordeten. In Laibach in Richtung Gottschee gebe es vermutlich 15.000 Partisanenopfer.39
Mit Bezug auf die Tito-Partisanen wird die Meinung vertreten, dass sich der Stalinismus hinsichtlich seiner verbrecherischen Strategie keinesfalls vom deutschen Nationalsozialismus unterscheidet.40
Andrerseits verlangte nicht nur die Kärntner Politikerin Ana Blatnik (SPÖ) bei einem Partisanentreffen beim Peršman-Museum im selben Jahr ein Ende des Verschweigens des Partisanenwiderstandes in Kärnten und seines außerordentlichen Beitrages zur Befreiung Österreichs.41
Wie sollen diese tiefen Gegensätze überwunden werden?

Eine Orientierungshilfe bietet der „einfache slowenische Bauer“, Jozej Urank (senior) aus Enzelsdorf unter dem Titel Für Wahrheit, gegen die Feindschaft: „Ich bin ein einfacher Bauer aus Enzelsdorf bei Gallizien. (…) Der Zweite Weltkrieg stürzte unser slowenisches Volk fast in den Abgrund. Die deutschen Nazisten, die italienischen Faschisten und die einheimischen Kommunisten haben unser Volk fast zertrümmert. Die kommunistischen Morde im Kočevski rog (Gottscheer Horn) und in anderen Orten des Todes nach Kriegsende haben eine blutige Spur hinterlassen. Unsere Familie vertrieben die Nazisten im April 1942 ins Altreich, nach Hesselberg. (…) Nach dem Krieg besuchten uns beim Kavh zwei KZ-Häftlinge (aus Slowenien). Unter Hitler litten die beiden wegen der nazistischen Geheimen Staatspolizei, unter Tito aber wegen der kommunistischen Polizei. Ehemalige Dachau-Häftlinge wurden vor Gericht gestellt. In den sogenannten Dachau-Prozessen wurde den ehemaligen KZ-Häftlingen die Kollaboration mit den Nazis zum Vorwurf gemacht. Als Verurteilte  kamen die beiden KZ-Häftlinge in ein kommunistisches Gefängnis. Sie litten zumindest so sehr wie unter den Nazis. Zahlreiche Dachau-Häftlinge starben im Gefängnis. (…) Hitler und Stalin teilten sich Polen „brüderlich“ auf. War das keine Kollaboration? (…) Ich bitte, diskutieren und schreiben wir über die Gräultaten, die unser Volk im Zweiten Weltkrieg und danach erleiden musste, würdevoll und ohne falsche Verurteilungen. Es leidet noch immer“.42

Von dieser emotionalen Intelligenz des slowenischen „einfachen Bauern“ könnten sich die Verantwortlichen der Gedenkstätte „Peršman“ in Hinkunft leiten lassen. Denn auch Zeithistoriker sind selber spezifischen Prägungen, Wertvorstellungen, Zeitströmungen, Moden und Vorlieben oder auch Vorurteilen unterworfen. Dieses erkenntnistheoretische Problem ist in Kärnten nicht zu übersehen.43 Während jedoch in Slowenien mit der Demokratisierung der Gesellschaft laut der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (s.o.) eine Revision der einseitigen (titoistischen) Geschichtsauffassung vorgenommen worden ist, wird in Kärnten vielerorts über den Partisanenkampf weiterhin eine Schwarzweißmalerei betrieben.
Das Europäische Parlament geht von der Erwägung aus, dass es vom Blickwinkel der Opfer aus unwesentlich sei, welches Regime sie aus welchem Grund auch immer ihrer Freiheit beraubte und sie foltern oder ermorden ließ. Aus pazifistischer Sicht der Erinnerungskultur müsste vor dem Peršmanhof natürlich ein Denkmal im Gedenken an die Opfer stehen. Vor dem Gebäude befindet sich hingegen ein heldenverehrendes Partisanendenkmal: Eine Frau und ein Mann der Personengruppe stürmen mit je einer Maschinenpistole bewaffnet, der andere Mann hält eine Handgranate in der Hand. Es sind dies Werkzeuge, mit denen kommunistische und nazistische Regime zahllose Verbrechen begangen haben.
Die Verantwortlichen des Vereines „Peršman“ müssten endlich eine Revision ihrer „einseitigen“ Geschichtsauffassung unter Berücksichtigung der Position der Slowenischen Akademie für Wissenschaft und Künste (s.o.) vornehmen.

Kärnten benötigt ein Friedensmuseum:
Gedenkstätten, die totalitäre Regime verherrlichen, werden vom Europäischen Parlament abgelehnt. Gefordert wird eine gemeinsame Erinnerungskultur, die die Verbrechen faschistischer, stalinistischer und anderer totalitärer und autoritärer Regime früherer Zeiten (also auch den Titoismus) ablehnt. Die tragische Vergangenheit müsse wach gehalten werden, um alle Opfer zu ehren und alle Täter zu verurteilen. Die Fundamente für eine Aussöhnung müssten auf der Grundlage von Wahrheit und Erinnerung gelegt werden. Deshalb dürften kommunistische Verbrechen nicht (weiterhin)  verharmlost werden.
Der 23. August wurde schon vor Jahren zum europaweiten Gedenktag an die Opfer aller totalitären und autoritären Regime erklärt.44 Die Erklärung blieb in Kärnten unbeachtet.

Kärnten braucht ein Friedensmuseum auf der Basis des europäischen Geschichtsbewusstseins.

 

 

1 Koroški slovenci v Avstriji včeraj in danes, Ljubljana 1984, S. 175.

2 KZ, 1.5.2013, S. 32.

3 Novice, 10.5.2013, S. 16.

4 Novice, 10.10.2014, S. 5

5 Marjan Linasi, Koroški partizani, Klagenfurt 2010, S. 436, 437.

6 Wilhelm Baum, Peršmanhof 1945, Protokolle eines NS- Kriegsverbrechens, Klagenfurt, 2013.

7 Novice, 10.5.2013, S. 5.

8 Skupnost, Nr.4/2013, Dez. 2013, S. 7

9 Kärnten liegt am Meer, Klagenfurt 2012, S. 371, 372.

10 Opfer, Täter, Denunzianten, Hermagoras-Verlag, 2007, S. 188, 189.

11 http://www.perschmannhof.at/kontakt/, Abruf: 4.10.2013

12 Zdravko Haderlap bestätigt indirekt diese Beobachtung: „Malka, Anči, Ciril und Lukas haben gemeinsam, dass sie sich nur spärlich darüber äußern, was ihnen damals widerfahren ist“, Kleine Zeitung, 29.6.2010, S. 20.

13 Archiv der Autors: 25.4.1945.

14 Tamara Griesser-Pečar, Das zerrissene Volk Slowenien 1941-1946, Wien-Köln-Graz 2006, S. 510.

15 Alfred Elste, Michael Koschat, Paul Strohmaier „ Opfer, Täter, Denunzianten“,  Hermagoras Verlag/Mohorjeva založba, Klagenfurt  2007, S. 194, 195, 205, 211, 242, 243.   

16 ARS 1931, RTZ 211, Mappe 3.

17 Demokracija, 29.4.2010, S. 45 ff.

18 Titos langer Schatten, S. 454.

19 Entschließung des Europäischen Parlaments vom 19.9.2019 zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas (2019/2819/RSP).

20 Demokracija, 11.3.2021, S. 48.

21 Tamara Griesser-Pečar, Das zerrissene Volk Slowenien 1941-1946, Wien-Köln-Graz 2003, S. 14, 15.

22 Peter Štih, Vasko Simoniti, Peter Vidopivec, Slowenische Geschichte, Graz 2008, S. 358.

23 Milan Gregorič, Demokracija, 6.5.2021, S. 46,

24 Delo, Ljubljana, 30.1.2010, S. 30.

25 Der Sonntag, 20.6.2010, S. 16.

26 Vincenc Gotthardt, Nedelja, 30.5.2021, S. 3; Peter Urbanc, Nedelja, 22.2.2008, S. 8.

27 Jubiläumsjahr des Landes Kärnten, Klagenfurt 2020. S. 46.

28 http://novice.at/forum/zveza-koroskih-partizanov-prijateljev-protifasisticnega-o, Abruf: 13.1.2018.

29 Demokracija, 18.2.2021, S. 16; https://demokracija.si/izpostavljeno/pred-natanko -20-letih-je-prislo-, 28.2.2021.

30 Vida Kocjan, Sturmabteilungen aus extremen linksgerichteten Kreisen planen eine neue kommunistische Revolution, Demokracija, 22.4.2021, S. 13, 14.

31 Reporter, 8.3.2021, S. 43.

32 Demokracija, 29.4.2021, S. 44.

33 Demokracija, 15.4.2021, S. 8.

34 Demokracija, 8.4.2021, S. 6.

35 https://www.sazu.si/events/604f373d12416e9924e4eac7, Abruf: 26.5.2021.

36 Novice, 7.12.2017, S. 4.

37 Večer, 3.11.2008, S. 2.

38 Večer, 21.7.2008, S. 51.

39 Večer, 15.10.2008, S. 3.

40 z. B. : Toni Olip, Zell, Novice, 1.2.2008, S. 6.

41 Novice, 4.7.2008, S. 2.

42 Novice, 29.2.2008. S. 6.

43 Vgl. dazu: Christoph Kleßmann, Erinnerung und Zeitgeschichte. Quelle: http://www.eurozine.org/articles/2005-03-11-klessmann-de.html, Abruf: 13.1.2008.

44 Entschließung des EP vom 2.4.2009: F, N 15; Entschließung vom 19.9.2019: M 10, 15, 18.