Inszeniert und kuratiert von Bernd Liepold-Mosser und Christine Wetzlinger-Grunding. Die Ausstellung beleuchtet das Zusammenleben mit der slowenischen Volksgruppe seit der Volksabstimmung 1920.Gezeigt wird eine kritisch-humorvolle Collage.
Demokratische Volksabstimmung 1920 – Laut Kurator Bernd Liepold-Mosser ein historischer Ballast? Ausstellung „Das andere Land“ und die kritische Auseinandersetzung mit Gräueltaten der Tito-Partisanen…
Laut Folder des MMKK sind der 100 Jahre zurückliegende „Kärntner Abwehrkampf“ und die auf ihn folgende Volksabstimmung von 1920 die historischen Ereignisse, von denen ausgehend sich das „Kärntnertum“ in immer neuen Wiederholungen zu definieren versucht. (…) Die Ausstellung soll zu einem neuerlichen kritischen Nachdenken (…) anstoßen, „um sich von unnötigem historischem und ideologischem Ballast zu befreien“, so die Kuratoren.
Die Ausstellung enthält einen historischen Abschnitt mit dem Titel„Widerstand“, beschränkt sich aber selektiv auf die Jahre 1938 bis 1942. Die demokratische Volksabstimmung vom 10.10.1920 wird also offensichtlich als unnötiger historischer und ideologischer Ballast abgewertet und daher ignoriert. Hingegen werden in der Ausstellung die Tito-Partisanen gewürdigt, „die sich nach der Freiheit sehnten“, womit der verstorbene Obmann des Partisanenverbandes, Lipej Kolenik, zitiert wird.
Anmerkung: Lipej Kolenik soll nach dem Krieg mit der jugoslawischen politischen Geheimpolizei in einem direkten Kontakt gestanden sein. Der historische Beitrag entspricht also etwa der Geschichtsauffassung der Partisanenverbände in Slowenien und Kärnten.Von Bernd Liepold Mosser wurde im Jahre 2008 im Rahmen des Europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs das Theaterstück „Partizan“ uraufgeführt. Der Theatermann Mosser forderte damals: „ Im Prinzip müsste man den Partisanen einen Landesfeiertag einrichten, man müsste ihre Lieder singen, in der Schule von ihren Leistungen hören. (…) Es geht darum, das linke Erbe ins Bewusstsein der Menschen zu rücken”.3
Im Jahre 2008 wurde in Slowenien auch die andere Seite der Partisanenbewegung thematisiert. Der Historiker Jože Dežman, ehemaliger Direktor des slowenischen Staatsarchivs, informierte als Vorsitzender der Regierungskommission über die Gräueltaten der Tito-Partisanen: „Die massenhafte Ermordung von Kriegsgefangenen und Zivilisten ist das größte Verbrechen aller Zeiten auf slowenischem Boden in einer Friedensphase und die größte Mordaktion an unbewaffneten Menschen nach dem 2. Weltkrieg in Europa. Slowenien ist die größte Mordstätte an den Kroaten in deren Geschichte, dazu kommen noch die Foibe betreffend Italien und die Verschleppten in Österreich sowie das Genozid an der Roma-Bevölkerung in der Provinz Laibach“.4
Am 22.7.2018 konnte Jože Dežman die kritische Position betreffend die Partisanenbewegung im sloweni-schen Fernsehen, RTV-Slovenija, vortragen. Der Historiker behauptete, dass ein Teil der Historiker auf der titoistischen Seite geblieben sei und dafür Privilegien konsumiere. Er kritisierte, dass im Mai 1942 die Partisanen in Iška rund 50 Roma ermordet haben und es die Stadtgemeinde Laibach derzeit ablehne, die sterblichen Überreste der Roma-Opfer gebührend beerdigen zu lassen. Dežman erblickt in der Präsentation des kommunistischen Roten Sterns und in der Verehrung dieses Symbols eine geschmacklose Provokation und einen Versuch, die Bevölkerung einzuschüchtern, die wegen der stalinistischen Revolution gelitten hatte.5
Dies führte zu heftigen Protesten des Partisanenverbandes Sloweniens (ZZB NOB) unter der Führung des Vorsitzenden Tit Turnšek.6
Dežman veröffentlichte wegen dieser Kritik eine öffentliche Erklärung: „ (…) Ist es nicht wahr, dass die Partisanen mehr Slowenen als Okkupatoren, mehr Unbewaffnete als Bewaffnete und mehr Menschen nach dem Krieg als im Krieg umgebracht haben? Wurden nicht mehr Slowenen von den Einheiten des Okkupators als von Einheiten der Partisanen bewaffnet, haben die Kommunisten nicht im Einvernehmen mit der leninistisch-stalinistischen Doktrin einen Bürgerkrieg entfacht und ist denn eine ideologische Kollaboration mit dem Stalinismus keine Schande und kein Verbrechen? Wäre es nicht höchste Zeit, dass Turnšek (=Obmann des Partisanenverbandes Sloweniens) und Genossen damit aufhörten, schwachsinnige Lügen zu verbreiten und die Verbrechen zu negieren, die man nicht mehr negieren kann“, fragt der slowenische Historiker.7
Der Slowenische Geschichtsverein für Zeitgeschichte parierte die Angriffe des Partisanenverbandes auf den Historiker mit dem Hinweis, dass Dežman viele Feststellungen getroffen habe, die in der historischen Fachwelt ohnehin schon seit langem bekannt seien.8
Bischof Anton Stres stellte im Namen der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden fest, dass der „ Pogrom“ des Partisanenverbandes gegen den Redakteur des slowenischen Fernsehens, Jože Možina, und den Historiker, Jože Dežman, einen Angriff auf Fundamente der Demokratie und der Verfassungsordnung darstelle. Das demokratische Slowenien basiere nämlich nicht auf der kommunistischen Ideologie und der revolutionären Gewalt, wie dies in der SFR Jugoslawien der Fall war. Die Kommission erwarte, dass „die gesamte slowenische demokratische Öffentlichkeit“ ebenfalls gegen die Angriffe des Partisanenverbandes auftreten werde.9 Zeitzeuge Dr. Peter Starič erinnerte in einem offenen Brief, gerichtet an den Obmann des Partisanenverbandes Tit Turnšek, daran, dass es im vorigen Regime verboten war, über die Partisanenmorde zu sprechen. Bespielsweise wurde am 25.5.1947 die schwangere Elza Premšak erschossen, da sie angeblich „Unwahrheiten“ verbreitet hätte. „Hätten Sie es gerne, Herr Turnšek, dass auch die Doktoren Dežman und Možina auf ähnliche Weise bestraft werden, da sie es wagten, offen über diese Massaker zu sprechen“, fragte Zeitzeuge Starič.10
Hochschullehrer Janez Juhant bemerkte, dass man jenen nicht zustimmen dürfe, die das Verbrechen verteidigen. Man müsse bedenken, wohin die Fortsetzung der kommunistischen Lüge führt: „Die Leugnung der außergerichtlichen Morde ist ein neuerliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit und müsse strafrechtlich verfolgt werden. Deshalb fordern wir die Staatsanwaltschaft auf, entsprechend zu handeln.“11 „Der kommunistischen Führung gelang es, die Massenhinrichtungen in hohem Maße zu verheimlichen“, heißt es in dem auch in deutscher Sprache im Jahre 2008 erschienen Standardwerk „Slowenische Geschichte“.12
In Kärnten wurden in der slowenischen Wochenzeitung Novice vor Monaten ebenfalls kritische Leserbriefe über die Tito-Partisanen veröffentlicht: Lojze Dolinar vertrat die Ansicht, dass Personen dafür bezahlt werden, damit sie bewusst die Fakten verfälschten und damit den verbrecherischen Kommunismus abmildern. Vom Kommunismus habe selbst Hitler gelernt, wie man Konzentrationslager baut und führt. Hanzi Filipič gab bekannt, dass der Sicherheitsdienst der Partisanen bereits im Jahre 1941 damit begann, gezielt „Klassenfeinde“ zu ermorden, stellenweise wurden ganze Familien mit den Kindern ermordet. Worin besteht also der Unter-schied zwischen den Kommunisten und den Nazis, wurde von Toni Olip gefragt. Dechant Janko Krištof schlug ein „Forum“ vor, um einen besseren gemeinsamen Weg zu suchen. Die Diskussion wurde vom Chefredakteur der Novice, Emanuel Polanšek, gestoppt. Zur Gründung eines konsensualen Forums ist es also nicht gekommen (siehe auch: 7.12.2017). In Kärnten wird die Partisanenbewegung in den Medien, auch beim ORF (slowenische Abteilung), weiterhin positiv bewertet. Der ehemalige Redakteur des ORF-Kärnten, Andrej Mohar, ist derzeit als Sekretär des Kärntner Partisanenverbandes aktiv. Die Ausstellung „Das andere Land“ wurde wegen der unkritischen Würdigung des Partisanenkampfes von den Medien nicht kritisiert und Ausstellungskurator Bernd Liepold Mosser erhielt im Zusammenhang mit der 100-Jahr-Feier der Kärntner Volksabstimmung 1920 bereits weitere Projektaufträge.
Hinweis: In der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2.4.2009 zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus wird darauf hingewiesen, dass Europa erst dann geeint sein wird, wenn es imstande ist, zu einer gemeinsamen Sicht seiner Geschichte zu gelangen, Nazismus, Stalinismus und faschistische sowie kommunistische Regime als gemeinsames Erbe anerkennt und eine ehrliche und tiefgreifende Debatte über deren Verbrechen im vergangenen Jahrhundert führt. Das Europäische Parlament ist davon überzeugt, „dass das letztliche Ziel der Offenlegung und Bewertung der von den totalitären kommunistischen Regimen begangenen Verbrechen in der Wiederaussöhnung besteht, die durch das Eingeständnis von Verantwortung, die Bitte um Vergebung und die Förderung einer moralischen Erneuerung erreicht werden kann“.
Ohne Wahrheit und Erinnerung könne es aber keine Aussöhnung geben. In der Entschließung wird auch gefordert, den 23. August zum europaweiten Gedenktag an die Opfer aller totalitären und autoritären Regime zu erklären. In Slowenien ist das Studienzentrum für nationale Versöhnung (scnr.si) bemüht, diesen Tag alljährlich in Würde und unparteiisch zu gestalten. In Kärnten ist diese Friedensidee des Europäischen Parlaments ignoriert worden.
Eine ehrliche und tiefgreifende Debatte über die Verbrechen aller totalitären Regime im vergangenen Jahrhundert ist auch im Rahmen der 100-Jahr-Feier der Kärntner Volksabstimmung im Jahre 2020 nicht angedacht. Das ist bedauerlich.
1 https://kaernten.orf.at/news/stories/2918739/, 9.7.2018
2 Titos langer Schatten, S. 708.
3 Kleine Zeitung, 5.10.2008; siehe auch: Josef Lausegger, Das linke Erbe der Partisanen, in: KLM, Heft 2/2009.
4 Dnevnik, 15.10.2008.
5 https://www.rtvslo.si/index.php?c_mod=news&op=print&id=460522, 22.7.2018.
6 https://www.zzb-nob.si/aktualno/odprto-pismo-generalnemu-direktorju-in-programske…, 30.7.2018.
7 http://demokracija.si/fokus/joze-dezman-o-odzivih-na-intervju-tit-turnsek-in-tovarisi-…, 30.7.2018.
8 https://reporter.si/clanek/slovenija/zgodovinarji-dezman-je-v-intervjuju-izpostavil-dejs…, 2.8.2018.
9 http://nova24tv.si/slovenija/politika/komisija-za-pravicnost-in-mir-pogrom-zzb-nob-pr…, 3.8.2018.
10 https://reporter.si/clanek/slovenija/pismo-titu-predsedniku-zb-domobrance-so-…, 7.8.2018.
11 http://radio.ognjisce.si/sl/204/komentarji/27727/, 3.8.2018.
12 Peter Štih, Vasko Simoneti, Peter Vodopivec, Slowenische Geschichte, 2008.