„Gemeinsam-skupno“ für die (slowenische) Volksgruppenidentität

Zwielichtiges "gemeinsam-skupno"
Zwielichtiges "gemeinsam-skupno"

Gemeinsam für das Trennende ?!

Info Nr. 70

28.-30.9.2023  Klagenfurt – Tagung des Vereines Hermagoras mit dem Motto „gemeinsam 2023 skupno“ und dem Titel „Volksgruppenidentität und Volksgruppensprache stärken – Neue Herausforderung“. Es geht um die „Erneuerung“ des Identitätsverständnisses von Volksgruppen.1 Anwesend u.a.: Werner Wintersteiner, Sven Fisler, Daniel Wutti, Jürgen Pirker, Manfred Sauer, Peter Karpf, Günther Rautz, Karl Hren, Franc Jožef Smrtnik, Olga Voglauer, Reinhart Rohr, Martha Stocker, Kathrin Stainer-Hämmerle, Peter Weidinger, Anton Novak, Lojze Dolinar und Heinrich Neisser.2

Auch diese 5. Tagung unter dem Motto „gemeinsam-skupno“ wurde vom Hermagoras-Bildungsreferenten, dem „Brückenbauer“ Martin Pandel, organisiert.3  Pandel gründete eine Projektgruppe, die seit 2018 unter dem Dach der Hermagoras, unter der Leitung von Martin Pandel und Karl Hren tätig ist. Der Projektgruppe gehören an: der ehemalige Parlamentspräsident und Minister Heinrich Neisser, der Mitarbeiter des Außenministeriums Gerhard Hafner, die ehemalige Südtiroler Landesrätin Martha Stocker und die Spitzen-Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle. Die Projekte werden von Prof. Daniel Wutti begleitet.4

 Während also die (linke) Initiative Domplatz die Tradition der Tito-Partisanen in ein positives Licht stellen will (siehe Info. 69, „Partisanen: „Freiheitskämpfer“ oder/und „Massenmörder“?), ist die benachbarte „Initiative“ der (katholischen) Hermagoras bestrebt, die Volksgruppenidentität (im Slowenischen: Volksgemeinschaft), also das völkische Nationalbewusstsein, zu stärken und in ein positives Licht zu rücken. Es handelt sich also um den traditionellen Nationalismus.  
Die Initiative Domplatz und die Initiative Hermagoras vertreten gegensätzliche historische Interessen. Beide sind grenzüberschreitend mit Slowenien vernetzt. Im Rahmen des Jahres der Kärntner Gedenkkultur 2025 könnte es daher zu grenzüberschreitenden Konfrontationen kommen. LH Peter Kaiser hat mit der Verkündigung des Gedenkjahres 2025 eine große Verantwortung übernommen.
Weder mit völkisch-nationalen, noch mit titoistischen Verschwörungstheorien wird man nämlich  eine Friedensregion Alpen-Adria gestalten können. Kärnten liegt an einer neuralgischen Nahtstelle der europäischen Integration. Unsere einzigartige Vielfalt ergibt große Chancen und Herausforderungen. Damit verbunden sind aber auch große Gefahren für die Stabilität des Alpen-Adria-Raumes  und für die europäische Integration. Diese gilt es zu erkennen.

Kennzeichnend für den Nationalismus ist seine starke Neigung zur Irrationalität“, so der angesehene slowenischsprachige Kärntner Historiker Andreas Moritsch. Moritsch wollte „die Nationalität in ihrer Bewertung auf jenes Maß reduzieren, das ihr in der historischen Realität tatsächlich zukommt, und (wollte) den auch für Kärnten längst fälligen Ausweg aus der nationalhistorischen Sackgasse suchen“.5 Diese anti-nationalistische Forschungsstrategie des bereits verstorbenen Wissenschaftlers fand im Kärntner universitären Bereich leider keine Nachahmer. Der vorliegende Beitrag folgt im Wesentlichen der Argumentation dieses versöhnlichen Vordenkers.

1.Volksgruppenidentität
Die Konferenz behandelte „die Identität der Volksgemeinschaft (narodna skupnost), die Identität der Einzelperson und die Identität des Landes“.
Die Jugend diskutierte mit den Experten darüber, wie sich mit der Zeit die Beziehung der Menschen hinsichtlich der Merkmale veränderte und wonach sich die Minderheit vom Mehrheitsvolk unterscheidet.  Es wurde auch darüber diskutiert, ob der Prozess der europäischen Vereinigung günstigere Möglichkeiten für die Identität der Angehörigen der Volksgemeinschaften (narodna skupnost) brachte. Der Schüler Urh Sušnik aus Slowenien(zweisprachige HAK), der bereits das 5. Schuljahr in Kärnten unterrichtet wird, meinte, dass das Nationalbewusstsein bei den Kärntner Slowenen stärker präsent sei als bei den Landsleuten in der Heimat (Slowenien). Schüler des Gymnasiums St. Paul meinten hingegen, dass es unerheblich sei, welche Identität wir haben. Man müsse sich vielmehr dessen bewusst sein, dass wir als Menschen im Land, in Europa und in der Welt eine Gemeinschaft bilden.6

1.1. „Gesundes“ Nationalbewusstsein auch in Slowenien
In Übereinstimmung mit der Hermagoras wird die völkisch-nationale Identität auch in Slowenien heiß diskutiert. Am 29/30.6.2023 fand im slowenischen Parlament das 19. allslowenische Treffen (Slowenischer Weltkongress) statt. Es ging dabei ebenfalls um „die Erhaltung und die Stärkung  der slowenischen Identität der Auslandsslowenen“. Das allslowenische Treffen wurde mit der Fachtagung „Slowenisches Nationalbewusstsein“ abgeschlossen. Die Experten Dejan Valentinčič7 und Andrej Fink sprachen auch von der öffentlich rechtlichen Vertretung der slowenischen nationalen Minderheiten. Man kam überein, dass die Anerziehung des „gesunden Nationalbewusstseinsbereits bei den Kindern von außerordentlicher Bedeutung sei.8 Vom Volk zu sprechen und seine Identität zu betonen, dürfe man (angeblich) nicht, weil dies ein Nationalismus sei. Wer darüber schreibt, sei ein Faschist. Wo bleibt der Stolz?
Besonders den Stolz forderte am 30.6.2023 im Rahmen des Slowenischen Weltkongresses der Gast aus Kärnten, Dr. Karl Hren ein. Es sagte u.a., „dass in Kärnten die Lehrer in den slowenischen Schulen den Kindern auch über Heimatliebe, das Volk und den slowenischen Staat vortragen. Wieviel gibt es davon im Mutterland? Er fragte nach unserem Stolz. Warum fehlt bei unseren Lehrern dieses Bewusstsein? Haben sie Angst? Vor wem und warum?“9
Dazu ein Hinweis: Die „Förderung des Nationalstolzes“ gehört zu den traditionellen nationalistischen Orientierungen.10
Der Slowenische Weltkongress forderte die slowenische Regierung auf, damit zu beginnen, in Slowenien systematisch bereits den Kindern ein „gesundes Nationalbewusstsein“ anzuerziehen. Wegen der fehlenden nationalen Identität könnte das Slowenentum verschwinden.
Karl Hren beschrieb die reiche Medienszene, womit die Kärntner Slowenen die nationale Identität bewahren. Die Hermagoras sei mit der Herausgabe von Büchern in slowenischer Sprache nach den Worten von Hren dabei behilflich, ein gemeinsames (völkisches) Bewusstsein zwischen den Kärntnern, den Oberkrainern, den Untersteirern und anderen Slowenen herzustellen.11  
Es gibt wenige Slowenen, also nur wenige sprechen Slowenisch, somit ist es bedeutend, dass wir ein hohes Nationalbewusstsein haben, ansonsten wird es uns in einigen Jahrzehnten nicht mehr geben. Das demografische Bild ist sehr schlecht und ich mache mir Sorgen“, gibt die Abgeordnete der Slowenischen demokratischen Partei (SDS) Alenka Jeraj zu bedenken.12
In Kärnten dürfte also das slowenische Nationalbewusstsein aus verschiedenen Gründen bei einigen slowenisch-bewussten Landsleuten  stärker ausgebildet sein als im Mutterland Slowenien selbst.13

1.2. Slowenische Revitalisierung durch Zuzug aus Slowenien (Migration)
In der wissenschaftlichen Abhandlung „Verstrickt in den eigenen Rassismus“ wird behauptet, dass die Polarisierung innerhalb der slowenischen Volksgruppe seit der staatlichen Selbständigkeit Sloweniens (1991) an Schärfe zugenommen habe. Die ethnozentrische bzw. nationalistische Gruppierung der Kärntner Slowenen fühle sich durch den slowenischen Staat, der eine sehr ausgrenzende und nach innen homogenisierende Politik der nationalen Identität betreibt, gestärkt, so der Klagenfurter Professor Vladimir Wakounig.14

Die Stärkung der slowenischen Volksgruppenidentität und der slowenischen Sprache wird auch im Wege der Zuwanderung aus Slowenien erreicht. Die im Jahre 1945 vor den Tito-Partisanen aus Slowenien geflüchteten Slowenen (soweit sie in Kärnten geblieben sind) und deren Nachkommen wurden größtenteils in die slowenisch-nationale Minderheit integriert. Heutige Volksgruppenfunktionäre  mit partiellem Migrationshintergrund (Valentin Inzko…) sind besonders nationalbewusst. Zu Jahresbeginn 2023 lebten in Kärnten weitere 5.800 Personen aus Slowenien. In Bleiburg leben beispielsweise 383 Personen mit Geburtsland Slowenien.15
Die Bestandsaufnahme der Perspektiven der slowenischen Volksgruppe in Kärnten durch das OGM reserch& communication geht von einer  „Revitalisierung“ der slowenischen Volksgruppe durch Zuzug aus Slowenien aus.16 Die slowenische Wochenzeitung Reporter berichtete über die slowenische Zuwanderung in der Stadtgemeinde Bleiburg: Bleiburg wird wegen der Zuwanderung immer mehr zu einer slowenischsprachigen Stadt. Miha Vrhnjak sagt, dass Bleiburg bereits zu einer slowenischsprachigen Stadt geworden ist, denn die Österreicher haben damit begonnen, die slowenische Sprache bei Ämtern, in Geschäften und in den Schulen zu gebrauchen. Es geht dabei nicht nur um die Angehörigen der slowenischen Minderheit und um die zugezogenen Slowenen, sondern auch um immer mehr Österreicher mit deutscher Muttersprache. Auch bei der Jugend sieht man, dass Slowenisch stärker gebraucht wird, in den Kindergärten werden beide Sprachen gesprochen, dies gilt auch für Volksschulen. Vrhnjak erläuterte auch, wie die österreichischen Gemeinden jenseits der Grenze junge Slowenen anlocken (…) indem sie Bauplätze zu sehr günstigen Bedingungen anbieten.“ Ein Untertitel des Beitrages lautet „Slowenisierung des österreichischen Kärnten“.17

Insbesondere diese slowenischen Migranten nehmen die slowenischen Minderheitenrechte in Anspruch:  
– 80 Prozent der Slowenen, die beim Land Kärnten im Jahre 2019 von der slowenischen Amtssprache Gebrauch machten, waren slowenische Staatsbürger. Die 50 mündlichen Übersetzungen wurden ausschließlich für slowenische Staatsbürger geleistet.18
– Somit käme eine Ausweitung der slowenischen Gerichtssprache in erster Linie slowenischen Staatsbürgern zu Gute. Die slowenische Justizministerin Dominika Švarc Pipan führte am 8.11.2023 (daher) ein intensives Vier-Augen-Gespräch mit LH Peter Kaiser.19 Siehe dazu die Info. Nr. 62 „Slowenische Gerichtssprache: Slowenische Richter für slowenische Kärntner“.
– Die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in St. Peter bei St. Jakob im Rosental wird zu 75 Prozent von Schülern aus Slowenien besucht. Das völkische Nationalbewusstsein ist eine grenzüberschreitende Orientierung des slowenischen Volkes. Es wird auch eine Anwerbung von Lehrpersonen aus Slowenien in Erwägung gezogen, sofern „diese den Kindern auch die zweisprachige Kultur und Identität zu vermitteln verstehen“.20 Da in Slowenien eine zweisprachige slowenisch-deutsche Kultur nicht praktiziert wird, ist davon auszugehen, dass das Lehrpersonal aus Slowenien nur eine slowenischnationale Identität zu vermitteln versteht.
– Wegen mangelhafter Slowenisch-Sprachkenntnisse österreichischer Staatsbürger werden zunehmend  Slowenen aus Slowenien bei Stellenbesetzungen in Kärnten bevorzugt.

In slowenischnationalen Kreisen wird daher ein verpflichtender zweisprachiger Unterricht angestrebt. Der zweisprachige Unterricht sollte für die Angehörigen beider Volksgemeinschaften selbstverständlich sein. In diesem Fall würden allerdings „die einsprachigen Lehrer ihre Arbeitsplätze verlieren“  und die Gegner der Minderheit schürten wieder die Märchen von der Slowenisierung Kärntens. Es würde zu Spannungen und Hetze führen. Wie würden wir Kärntner Slowenen mit dieser Situation umgehen? Würden wir die Ärmel hochkrempeln und uns wehren? – wird in einem Kommentar gefragt. Im Volksgruppenbeirat wird die Sicherstellung der slowenischen Sprache von der Krippe bis zur Universität erwartet. Die Kinder müssen das Slowenische bereits vor der Volksschule erlernen.21
Das bedeutet, dass auch slowenischsprachige Eltern mit ihren Kindern auf die slowenische Familiensprache verzichten und vom Staat erwartet wird, mit großem Aufwand den Kindern  die Muttersprache beizubringen. Und mit den slowenischen Schulkenntnissen sollte auch noch eine Stärkung der Volksgruppenidentität anerzogen werden. Damit dürften Konflikte vorprogrammiert sein.

Das freundschaftliche Fußballländerspiel Deutschland gegen die Türkei im Berliner Olympiastadion  am 18.11.2023 war eine Demonstration der Auswirkungen des Zuzugs des völkischen Nationalismus. Mit den (völkisch-nationalen) Emotionen der Türken hatten die Deutschen so ihre Probleme. Die Angriffe der deutschen Gastgeber wurden von gellenden Pfeifkonzerten begleitet, wenn die Türken im Ballbesitz waren, brandete ungeheurer Jubel auf. Der eine oder andere deutsche Nationalspieler fühlte sich „ein wenig eingeschüchtert“, gab ein Fußballer zu bedenken. Die Türken gewannen das Spiel mit 3:2 Toren.22
Welche Erfahrungen würde eine österreichische Nationalmannschaft bei einem Länderspiel gegen das „Mutterland“ Slowenien in Klagenfurt machen?
Dazu ein Hinweis: Im Jahre 2022 fand in Kärnten die „Europeada“, die Europameisterschaft der autochthonen Minderheiten (in Kärnten: Volksgruppe oder Volksgemeinschaft) statt. Das Turnier diente aus Kärntner slowenischen Sicht (ebenfalls) der Stärkung des Nationalbewusstseins und der Zugehörigkeit zur Volksgemeinschaft“.23 Das Team „Kärnten-Koroška“ bestand nur aus Angehörigen der slowenischen Volksgruppe. Das Land  Kärnten organisierte diese zwiespältige ethnische Fußball-Meisterschaft gemeinsam mit der Föderalistischen Union europäischer Nationalitäten (FUEN). Lorant Vincze, ein Vertrauter des ungarischen Präsidenten Viktor Orban, ist Präsident der FUEN. Ungarn sei der bedeutendste Unterstützer der FUEN, so Vincze. Kritische Minderheitenpolitiker machten der FUEV „eine politische Spaltung“ zum Vorwurf. Kärntner Medien erkannten erst im Laufe der  Europeada den Ernst der Lage und ignorierten die Veranstaltung. „Die einzige bittere Pille war die Ignoranz der deutschen Medien der Mehrheitsbevölkerung“, so Karl Hren.24
Auf dieser Informationsplattform wurde erfolglos vor dieser polarisierenden Fußballveranstaltung gewarnt. Siehe: Info. Nr. 64 „Europeada 2022 und die FUEN. Viktor Orbans Spielwiese? Kärnten reagiert nicht“. Info. Nr. 63 „Europeada 2022. Von der Öffentlichkeit ignoriert. Wer ist Slowene?“
Bereits im Jahre 2019 wurde eine Information unter dem Titel „Europeada 2020 und ihre dunklen Seiten“ publiziert.
Das Land Kärnten schlitterte in eine Nationalismusfalle.

2. Sprache = Identität? Fragen über Fragen…
Die Volksgruppensprache wird mit der trennenden Volksgruppenidentität (Nationalbewusstsein) verschränkt. Im Gegensatz dazu wird von der Politik ständig gefordert, dass Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. In der berühmten Studie „Kampf der Kulturen“ wird das Prinzip der Gemeinsamkeit propagiert.25 Wir Menschen sollten in allen Kulturen nach Werten, Institutionen und Praktiken suchen und jene auszuweiten trachten, die uns mit Menschen anderer Kulturen verbinden.
Die Verschränkung von Sprache und völkischer Identität (Volksgruppensprache und Volksgruppenidentität stärken) lässt bei deutschsprachigen Österreichern die Alarmglocken läuten. Die (deutschsprachigen) Österreicherinnen und Österreicher trennen nämlich Sprache und Identität und wollen trotz ihrer deutschen Sprache keine Deutschen (mehr) sein.
Viele Denker (s.u.) wollen Volksgruppenidentitäten überwinden und nicht stärken.

2.1. Hermagoras und die katholischen, antikommunistischen Domobranzen (Slowenische Landeswehr)
Es stellt sich auch die Frage, ob die slowenischen katholischen Domobranzen auf die national-konservative Orientierung der katholischen Hermagoras einen Einfluss ausüben konnten. Die slowenischen katholischen Domobranzen (Slowenische Landeswehr) gehören zur unbewältigten Vergangenheit in Slowenien und Kärnten. Aus der Perspektive der Partisanen haben die Domobranzen das Dritte Reich verteidigt, ihre Kollaboration sei daher ein Verbrechen gewesen. Aus der Perspektive  der Domobranzen haben die kommunistischen Partisanen die Bereitschaft zum Widerstand gegen den Okkupator zur Revolution missbraucht. Die Domobranzen wollten mit deutscher Hilfe lediglich die Revolution verhindern. Von der slowenischen Kirche werden einzelne Partisanenopfer daher als Märtyrer verehrt.26

Viele der vor den Tito-Partisanen im Jahre 1945 und danach geflüchteten Domobranci haben  in der Hermagoras ihre neue politische Heimat gefunden. Das kommunistische Regime in Slowenien und dessen Geheimdienst UDBA observierten daher die Tätigkeit des Hermagoras-Vereines in Klagenfurt streng. Aus titoistischer Perspektive ist die Hermagoras ein Zentrum des slowenischen Klerikalismus, wo „faschistische Emigranten“, also die Domobranci und deren Nachkommen, und der reaktionäre Teil der Priesterschaft tätig sind. Die Hermagoras stand mit der slowenischen politischen Emigration (faschistische Emigration aus Sicht der Partisanen) in Verbindung und half ihr, Bücher zu drucken und herauszugeben. Diese Bucheditionen prangerten die Verbrechen der kommunistischen Machthaber, vor allem die Massenmorde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie das totalitäre kommunistische Regime in Jugoslawien/Slowenien selbst an. Die Hermagoras wurde mittels eingeschleuster Agenten verstärkt überwacht und kontrolliert. Die slowenische Udba versuchte sogar, die Tätigkeit des Hauses Hermagoras zum Stillstand zu bringen.27 In diesem Kontext ist erwähnenswert, dass Valentin Inzko (Obmann des NSKS) davon ausgeht, dass der Glaube und das Nationalbewusstsein miteinander ungemein vernetzt seien.28
Die Initiative Domplatz vertritt im Wesentlichen die traditionelle Position der Partisanen.

 

2.2. Mutterstaat Slowenien
Das Motto „gemeinsam skupno“ im Dienste des (slowenischen) Volksbewusstseins erscheint widersprüchlich und wirft viele Fragen auf:
Bedeutet dies also, dass die Mehrheits- und die Minderheitsbevölkerung „gemeinsam“ das slowenische Nationalbewusstsein stärken sollen? Sollte die Kärntner Bevölkerung  mehr Slowenisch und weniger Deutsch sprechen? Wie soll diese Gemeinsamkeit funktionieren, wenn sich die slowenische Minderheit in Kärnten laut der eigenen Publikation der Initiative „Gemeinsam-skupno“ als Teil der slowenischen Nation sieht und Slowenien „auf jeden Fall der Mutterstaat für die in Österreich lebenden Slowenen“ ist? Demnach muss Slowenien, und nicht Österreich, gemäß Art. 5 der slowenischen Verfassung „für seine Landsleute außerhalb des Mutterstaates sorgen“.29
Für Förderungen aus Slowenien wird daher die Bindung an den Staat Slowenien vorausgesetzt. Wegen der Bindung an den Mutterstaat Slowenien ist ein gemeinsames Vorgehen in Volksgruppenfragen von Minderheit und Mehrheit undenkbar.

2.3. Nationale Minderheit, Volksgruppe, slowenische Volksgemeinschaft (narodna skupnost)
Der Terminus „Volksgruppe“ (im Slowenischen sogar „Volksgemeinschaft/narodna skupnost) wird unkritisch eingesetzt. Die Unterscheidung der Begriffe „Volksgruppe“ und „Minderheiten“ ist bereits seit 100 Jahren ein strittiges Thema. Dazu ein Zitat aus einer zeitgenössischen Dissertation des Jahres 1937: „Während im Mittelpunkt des Minderheitenrechtes das Individuum steht, dreht sich das nationalsozialistische Denken ausschließlich um die Volksgemeinschaft und begreift das Individuum nur als Glied einer solchen. (…) Während das Minderheitenrecht in liberal-demokratischer Denkweise befangen, einen Ausgleich gegenüber der Mehrheit schaffen will, geht der Nationalsozialismus von dem ursprünglichen Tatbestand, dem Volke und seinen Rechten aus und erkennt die organische Gleichberechtigung aller Völker an. Er spricht nicht mehr von Minderheiten, sondern von Volksgruppen und bringt damit auch äußerlich  seine andere Einstellung zum Ausdruck“.30
Diese Differenzierung hat noch heute ihre Gültigkeit und sollte beachtet werden.
Gerhard Hesse (Sektionschef im BKA) zum Begriff „Volksgruppe“: „Bei den derzeitigen Reformüberlegungen geht es darum, die Definition einer neuen gesellschaftlichen aber auch rechtlichen Realität anzupassen. (…) Man kann sich nun an der überkommenden Volksgruppendefinition und der Zuwanderung abarbeiten oder einen anderen Weg beschreiten“.31

Auf europäischer Ebene ist (daher) die Bezeichnung „nationale Minderheit“ und nicht „Volksgruppe“ üblich.32  Sogar die national-konservative FEUV (Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen) ersetzte „Volksgruppen“ durch „Nationalitäten“ und nennt sich nun FUEN (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten). Österreich bleibt beim Begriff „Volksgruppe“. Als nationaler Impulsgeber des österreichischen Gesetzgebers ist der einflussreichste Volksgruppentheoretiker  der Nachkriegszeit Prof. Theodor Veiter aufgetreten. Veiter wird in der Literatur als ein „vormaliger NS-Volksgruppentheoretiker“ eingestuft.33 Der Terminus „Volksgruppe“ wurde von Veiter  nach Kriegsende wie in den 1930er Jahren definiert, der nationalsozialistische Hintergedanke blieb unerwähnt und bis heute unerkannt.
In Kärnten wird die spezielle österreichische Identität ignoriert. Die deutschsprachige Mehrheit Kärntens gilt neben der slowenischen Volksgruppe als deutsche Volksgruppe, dies auch in der aktuellen Regierungserklärung. Die Kärntner Kirche geht im Synodalgesetz vom Oktober 1972 sogar vom „Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens“ aus. Die deutschsprachigen Österreicher werden (wieder) zu Deutschen. Sogar die „Volksgemeinschaft“ (narodna skupnost) gehört in Kärnten zur Alltagssprache. Diese  Wortwahl beeinflusst noch immer unser Denken. Wir ziehen aus unserer nazistischen Vergangenheit keine gründlichen Lehren und bekämpfen lediglich ihre Symptome.
Die Kärntner Landespolitik trägt nichts dazu bei, die völkisch-nationale Identität (Nationalbewusstsein, Volksgruppenidentität) zu überwinden. Auf der Plattform „Politische Bildung“ heißt es zur nationalen Identität: „In Mehrheiten- und Minderheitensituationen entstehen meist klare Grenzen zwischen den Gruppen, wobei die eigene Gruppe bevorzugt wird. In Konfliktsituationen werden die bedrohten Anteile der ethnischen Identität betont und entlang dieser Merkmale die Grenzen gezogen – in Kärnten zB Slowenen gegen Deutschkärntner“.34  Überlegungen zu einem Ausstieg aus völksch-nationalen Konzepten (s.u.) werden von der Landespolitik (noch) nicht angestellt.

3. Bedenken gegen die Volksgruppenidentität
Der Nationalismus sei eine unheimlich starke Kraft und vielleicht die größte Gefahr für die sehr jungen Bürgergesellschaften Osteuropas, fürchtete Paul Lendvai im Jahre 1999.35
Das entstandene Machtvakuum sei in den postkommunistischen Reformstaaten beinahe „eruptionsartig mit dem schmutzigen Abwasser verschiedenartiger nationalistischer Ideologien aufgefüllt worden, die Europa nach einem langwierigen mühsamen Prozess der Verständigung abermals zu entzweien drohen“, schrieb Milo Dor im Jahre 1992.36 Ehemalige Kommunisten haben nun die nationalistische Fahne aufgerollt, nachdem ihnen die rote Fahne aus der Hand genommen worden sei, so Vaclav Havel im Jahre 1999.37
Den völkischen Nationalismus praktizieren die postkommunistischen Staaten insbesondere in der Rolle als „Mutterstaaten“ ihrer Volksgruppen: Russland, Ungarn, Slowenien…
Der Historiker Andreas Moritsch schrieb im Jahre 1996: „In einem national vielgestaltigen, entgrenzten Europa können nationale Mehr- oder Minderheiten, Gast- oder Muttervölker und letztlich auch Volksgruppen keine maßgebenden politischen Kategorien mehr sein. (…) Es liegt an den Kärntner Slowenen selber, die längst nicht mehr die bedauernswerten Hinterwäldler von ehemals sind, aus ihrem vergangenheitsorientierten, zu sehr außengesteuerten, passiven und ethnisch-völkischen nationalen Bewusstsein herauszufinden, um unter den veränderten Verhältnissen der zu Ende gehenden nationalen Ära selbstbewusst eine aktive Rolle in der alpenadriatischen Region spielen zu können“.38 Andreas Moritsch: „Alle nationalen Ideologien haben kulturelle und politische Ab- und Ausgrenzungen zum Ziel. Das steht der Vereinigung Europas entgegen“.39 Der Geschichtsprofessor stellte im Jahre 1996 sogar die rhetorische Frage, ob der neue slowenische Nationalismus, den die slowenische Regierung zur staatlichen Konsolidierung mobilisieren muss, bei den Kärntner Slowenen den völkischen Irredentismus beleben könnte. „Diese Fragen lassen sich noch nicht beantworten. Vorerst genügt es, sie zu stellen“, so Moritsch vorausblickend.40
Erwin Ringel: „Der Nationalismus kennzeichnet sich dadurch, dass er, statt auf eine Gemeinschaft, in der jeder sich seine freie Denkweise bewahrt, auf eine Vermassung hinausläuft. Unter der Devise, „Einer allein ist nichts, die Gemeinschaft ist alles“, wird ein Kollektiv gebildet, in dem der Führer oder die Führung über alles entscheidet und die anderen, die ihren Verstand sozusagen an der Garderobe abgegeben haben, blind gehorchen“.41
Die völkischen Kollektive wie Minderheiten oder Mehrheiten  benötigen eine klare Festlegung jener Teile, die nicht der eigenen Gruppe angehören, um „sich anhand der Grenzlinien zu definieren und anderes auszuschließen“, wie es Jürgen Pirker treffend formulierte.42
Der Klagenfurter Geschichtsprofessor Helmut Rumpler ortete auch ein separatistisches Gefahrenpotential. Ich zitiere sinngemäß: „Die Grenzen von 1919 und 1945 stehen nicht für alle Zeiten außer Streit.  Der (unter Anführungszeichen!) „Balkan“ ist, wenn es Regierungen nicht vorbeugend verhindern, überall in Europa, selbstredend auch im Raum zwischen Graz, Agram, Rijeka, Triest, Udine und Klagenfurt. Es sage niemand, die Kroaten, Slowenen, Italiener und Österreicher des Alpen-Adria-Raumes seien gefeit vor der Versuchung, alte Rechnungen mit den guten und schlechten Argumenten aus einer sattsam bekannten Geschichte wieder aufzumachen. Wenn nur irgendwo in Europa der Anfang gemacht würde mit der Korrektur dessen, was an nationalen Begehrlichkeiten offen geblieben ist, dann könnten auch die kleinen Grenzfragen in Istrien, Friaul, Kärnten, Steiermark und dem Prekmurje (dem slowenischen Übermurgebiet) wieder zu Problemen werden und einen Beitrag zur Destabilisierung Europas leisten“.
Rumpler skizzierte auch einen Ausweg aus dem Nationalismus: „Als eine der besseren Sicherheitsinstitutionen gilt die Idee der „Euro-Regionen“, auch wenn darunter noch sehr Verschiedenes verstanden wird“, so der angesehene Historiker Rumpler im Jahre 2001.43

Vom Nationalismus der NS-Zeit waren nicht nur die Mehrheiten, sondern auch die Minderheiten  betroffen. Dazu ein Zitat aus der Fachliteratur: „Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus erlebte die Theorie des Volksgruppenrechts einen rasanten politischen Bedeutungszuwachs, da die Leitlinien der nationalsozialistischen Außenpolitik in den Jahren bis zum 2. Weltkrieg von den Prinzipien des Volksgruppenrechts geprägt waren. (…) Die von völkischer Seite vorgetragenen Versuche, den Begriff der Volksgruppe und den des Volksgruppenrechts vollkommen von ihrem nationalsozialistischen Kontext zu befreien, gehen somit wegen ihres Ahistorismus ins Leere“, urteilt der antifaschistische Politikwissenschaftler Samuel SalzbornAnstatt des individuellen Schutzes der Menschen vor Diskriminierung werde in der Volksgruppentheorie ein kollektivrechtliches System mit politischen Sonderrechten für völkisch definierte Gruppen befürwortet. Das Modell eines europäischen Volksgruppenrechts sei die antibürgerliche Antwort rechter Provenienz auf Minderheitenkonflikte in Europa. Der Politikwissenschaftler geht in diesem Zusammenhang von einer immensen Bedrohung der europäischen Nachkriegsordnung
aus.44
Zwecks Befreiung der Volksgruppenidee von ihrem nationalsozialistischen Kontext müssten insbesondere folgende Parallelen thematisiert werden: Partei mit völkischer Weltanschauung, nationale Instrumentalisierung des Sports, Fokussierung auf den Feind, gemeinsames Mutterland, Heldenverehrung, Opfermythos, Volksgemeinschaft (Du bist nichts, dein Volk ist alles), Mythos von verlorenen Gebieten. Ein Faktencheck ergibt, dass Salzborn, mit seiner Aussage, wonach man den Begriff Volksgruppe von seinem nationalsozialistischen Kontext nicht vollkommen befreien könne, Recht hat. Die diesbezügliche Dissertation wurde von Prof. Anton Pelinka begutachtet.
In der Landespolitik wird die Volksgruppenidentität mit dem „nationalsozialistischen Kontext“ nicht thematisiert.

4. Ausstieg aus der völkisch-nationalen Identität…
Nationalisten suchen das Trennende und meiden das Verbindende.  Die „Besinnung auf Gemeinsamkeiten“  wird vom ausgrenzenden Nationalbewusstsein verhindert.
Diese völkisch-kollektive Denkart ist mit der heutigen europäischen Integration völlig unvereinbar.

Insbesondere die Bevormundung von nationalen Minderheiten durch deren vermeintliche Mutterländer wirkt als Bollwerk gegen die europäische Integration. Die Absicht Deutschlands, wieder als Mutterland der Elsass-Deutschen auftreten zu wollen – was im Alpen-Adria-Bereich praktiziert wird – würde zweifellos das Ende der europäischen Einigung bedeuten.
In diesem Zusammenhang ist die Wechselbeziehung zwischen dem Nationalismus einer Minderheit und der Mehrheit zu beachten. Die Politikwissenschaftlerin Sabine Riedl beschreibt diese gegenseitige Abhängigkeit  wie folgt: „Denn sobald Minderheiten nach ethnischen Kriterien zu einer Gruppe zusammengefasst werden, erhebt sich die Frage der Ethnizität der Mehrheitsbevölkerung. Spiegelbildlich zur ethnischen Identität der nationalen Minderheiten wird sich auch die Mehrheit nach bestimmten, sprachlichen oder religiösen Kriterien orientieren“.45 Auf Kärnten bezogen wird aus der Mehrheitsbevölkerung ebenfalls eine (deutsche) Volksgruppe oder Volksgemeinschaft bzw. aus Österreichern werden (wieder) Deutsche.
Es ist also ein Umdenken erforderlich.
Der Ausstieg aus dem Nationalismus verursacht aber bei einzelnen Nationalisten Identitäts- und Sinnkrisen. Die Bildung der Kärntner Konsensgruppe, womit die zwei nationalen Protagonisten Dr. Marjan Sturm (ZSO) und Dr. Josef Feldner (KHD) ihre nationale Kampfhaltung  abgelegt haben, ist ein Beispiel für die Verunsicherung der Nationalisten auf beiden Seiten.
Die Propagierung des Anti-Nationalismus (vgl. auch: Antikommunismus, Antifaschismus) wirkt nämlich kontraproduktiv, wenn diese negativen Positionen nicht durch positive Orientierungen ersetzt werden. Nach Meinung von Psychologen haben Worte wie „nicht“, „kein“ „nie“ für das Unbewusste keine Bedeutung. Das Unbewusste übersetzt die angesprochenen Inhalte in Bilder und programmiert dadurch den Zustand, den man gerade vermeiden möchte. Nicht-Formulierungen seien also direkte Aufforderungen, genau das zu tun.46
Die Aufgabe besteht also darin – auch im Sinne der Methode der Transzendenz des Friedensforschers Johan Galtung  – den Konflikt ins Positive zu transformieren, also positive Ziele für alle Beteiligten zu finden.

Zum Nationalismus müsste man also Alternativen finden.
Dazu gibt es viele Visionen:
Laut Andreas Moritsch liege in der Rolle der Regionen ein großes Potential zur Überwindung ethnischer Spannungen. Die postnationalistische Ära in Europa müsse daher die Ära der Regionen und ihrer Interessen sein.47
Auch der Regionalismusexperte Prof. Peter Pernthaler formulierte die positive Rolle des Regionalismus wie folgt: „Wenngleich hier also die regionalen Identitäten geschützt und geachtet werden, ist Föderalismus/Regionalismus auf diese Weise das sehr konsequente Gegenmodell zum Nationalismus und seiner noch gefährlicheren Abart, des Mini-Nationalismus kleinster Völker und Volksteile.“  Föderalismus und Regionalismus seien Bewegungsgesetze der europäischen Integration, so Perthaler.48
Diese Visionen sind nicht neu. Nach dem 2. Weltkrieg waren die Alliierten in diesem Sinne bestrebt, Regionalismus bzw. Föderalismus im deutschen Grundgesetz verankern zu lassen. Man wollte kein neues zentralistisches Deutschland, sondern einen Staat, in dem die staatliche Gewalt auf verschiedene Ebenen verteilt war. Damit hat man dem Nationalismus einen Riegel vorgeschoben und den jeweiligen landsmannschaftlichen Identitäten der deutschen Länder Rechnung getragen.49
Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt schlägt in seinem Werk „Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung“ eine Intensivierung des Bekenntnisses zur Demokratie, religiöse Versöhnungsstrategien oder aber den „gemeinsamen Kampf gegen Naturgewalten“ vor.50
Oft wird die Stärkung des gemeinsamen Staatsnationalismus dem völkischen Nationalismus entgegengestellt. Demnach gehörten also alle Staatsbürger auf der Basis der gemeinsamen Staatsbürgerschaft zu einer gemeinsamen Bevölkerung. Es liege also an den Regierungen, Europa staatlich zu verfassen. Die Bevölkerung des Staates wird dann das Volk sein. „Staaten schaffen Völker, nicht die Völker Staaten“, so Erich Röper.51
Marija Vrečar: „Nach den Erfahrungen des integralen Nationalismus und zweier Weltkriege sowie im Hinblick auf die EU sollte man sich um eine mehrschichtige Identität bemühen, die in der Habsburger Monarchie selbstverständlich war: lokal, regional, staatlich, europäisch.52
 Laut Karl Popper führe der Versuch „natürliche“ Grenzen für einen Staat zu finden zum Prinzip des Nationalstaates und seiner romantischen Fiktionen des Nationalismus, der Rassenlehre und des Standesmythos. Hier, wenn überhaupt, sollten wir seiner Meinung nach von der Geschichte lernen. Popper:Denn seit Beginn der Geschichte haben sich die Menschen ständig vermischt, vereinigt, getrennt und wieder vermischt. (…) Selbst wenn man den Begriff der Nation genauer umschreiben könnte, wäre es doch noch lange nicht klar, warum gerade der Nationalismus eine fundamentale politische Kategorie sein soll, eine Kategorie, die wichtiger ist, als z. B. die Religion oder die Geburt innerhalb eines bestimmten geografischen Gebietes“.53

Jean Ziegler, bedeutender Schweizer Soziologe, geht davon aus, dass zu den Errungenschaften der Zivilisation die „multiethnische, laizistische, multikulturelle Nation“ gehöre. Wer dem Gesellschaftsvertrag im Sinn von Rousseau beitritt und die Gesetze der Republik respektiert, sei Teil der Nation. Und das absolute Gegengift gegen den Rassismus sei (somit) das Nationalbewusstsein.54 Der Soziologe erblickt also im staatlichen Nationalismus ein Gegengift zum völkischen Nationalismus, zum Rassismus und zur Fremdenfeindlichkeit.

Wir können aus unserer belastenden Geschichte die Lehren ziehen. Es genügt dabei, aus den  Fehlern unserer Vorfahren, die sich vom Nationalsozialismus blenden ließen, zu lernen und die Fehler keinesfalls zu wiederholen. Ein Faktencheck ergibt nämlich viele Parallelen zwischen dem Nationalismus in der NS-Zeit und dem gegenwärtigen Nationalismus. Der renommierte Friedensforscher Johan Galtung gab im Zusammenhang mit der Konflikttransformation mit friedlichen Mitteln zu bedenken, dass die Gewalt wieder kommt, wenn nichts gegen die Wurzeln des grundlegenden Konfliktes unternommen wird. Das heißt, wir müssen uns mit dem bösen Denken und den Strategien der traditionellen Nationalisten auseinandersetzen und dagegen auftreten. Die bösen Taten sind ja nur die Folgen, also Symptome, der ursprünglichen bösen, nazistischen  Absichten. Es ist naheliegend, dass man insbesondere in nationalsozialistischen Quellen fündig wird. Es ist erschreckend festzustellen, wie viele Übereinstimmungen es zwischen der Volksgruppenidee bzw. Idee der Volksgemeinschaft und dem Nationalsozialismus gibt.

Es geht also darum, für den trennenden völkischen Nationalismus den vielfältigen substaatlichen Regionalismus als Alternative durchzusetzen. Die mit dem Nationalismus verschränkte, trennende Volksgruppenidee müsste überwunden und  ein „an individualrechtlichen Schutzvorgaben orientiertes Minderheitenschutzsystem etabliert werden“ (Salzborn, S. 287). Damit werden  Zwischengruppenkonflikte auf (harmlosere) zwischenmenschliche Konflikte transformiert.

5. Regionalismus, eine Alternative zum Nationalismus ?
Nach den Erfahrungen mit der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria sollte man den völkischen Nationalismus durch einen europäischen, multiplen Regionalismus  ersetzen. Der Regionalismus wäre demnach eine Alternative zum Nationalismus.55
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates erkannte bereits in den früheren sechziger Jahren, dass die europäische Zusammenarbeit und die europäische Einigung eigentlich an den Grenzen beginnen müssten und das Testfeld der europäischen Verständigung somit an den staatlichen Grenzen gelegen ist, wird in der Fachliteratur betont.56
Die Versammlung der Regionen Europas
ging im Jahre 1996 von der Tatsache aus, dass sich die Bürger und Bürgerinnen aufgrund historischer, sprachlicher, kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und geografischer Bande im immer größeren Maße mit ihren Regionen, deren Vielfalt einen unerschöpflichen Reichtum darstellt, identifizieren. Die Region sei die unmittelbar unter der Ebene des Staates angeordnete Gebietskörperschaft des öffentlichen Rechts mit politischer Selbstregierung.57
Vorteile der subsidiären regionalen Ebene:
– Regionen sind sprachlich und kulturell vielfältig und bilden damit eine Barriere gegen den   Nationalismus
– Die grenzüberschreitende Kooperation wirkt vertrauensbildend und gilt in historisch belastenden Grenzregionen als prophylaktische Friedensarbeit. Beispielgebend war die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria. Nicht selten wird allerdings die grenzüberschreitende Kooperation für völkisch-nationale Ausgrenzungen missbraucht.58
– Die substaatlichen Regionen haben kein Militär, eine gewalttätige Konfliktlösung ist kein Thema.
  Es gibt keine Empfänge mit militärischen Ehren!
– Das Regionalbewusstsein fördert die Integration von Zuwanderern. Die neuen Mitbürger bilden ihr Wir-Gefühl erfahrungsgemäß nicht im Wege des Staates oder eines Volkes, sondern im Sinne eines vielfältigen Regionalbewusstseins. Diese landsmannschaftliche Gemeinsamkeit muss natürlich allen beheimateten Bevölkerungsschichten zugestanden werden. Die Regionen fördern  die Integration von Zuwanderern. „ Ein großer Teil der Zugewanderten ist längst in den Regionen angekommen und verwurzelt“, so Aleida Assmann.59
Die vielfältige regionale Orientierung müsste auch die alpen-adriatischen Nachbarn umfassen. Das große Ziel ist eine Friedensregion Alpen-Adria. Solange aber Slowenien die im Jahre 1945 erfolgte Vernichtung der deutschen Minderheit duldet und nur die österreichische slowenische Minderheit fördert- und Österreich diese Haltung akzeptiert- ist an eine Friedensregion nicht zu denken.

6. Schwächelt der Nationalismus bereits?
Die deutschsprachigen Österreicher konnten sich von der Verbindung (deutsche) Sprache und (deutsches) Volkszugehörigkeit frei machen. Das Verbotsgesetz schützt uns vor einer Fortsetzung dieser gefährlichen Verschränkung.
Erfreulicherweise ist eine Überwindung des Nationalismus auch bei einem Teil der slowenischen Minderheit bemerkbar. Die vielschichtiger gewordene Identität der „Slowenen in Österreich“ kann man beispielsweise der Studie des Geografischen Instituts der Universität Laibach des Jahres 1999 entnehmen. Die Umfrage ergab sogar, dass mehr Kärntner Slowenen ihre Identität als Österreicher oder Kärntner empfinden denn als Slowenen. Die nationale Identität sei nach dieser Studie zu einer veränderlichen Kategorie geworden und stelle auch die Geschichtsschreibung vor neue Herausforderungen.
Nach wissenschaftlichen Studien verlaufe die slowenische Identität bei den Angehörigen der slowenischen Minderheit zweigleisig. Von frühester Jugend werden sowohl Inhalte der Minderheitenidentität als auch Elemente des Mehrheitsvolkes aufgenommen. Auch der Einfluss der Globalisierung bedrohe die Existenz kleiner Volksgemeinschaften, zumal das Englische als linqua franca vorherrschend wirkt.60
Sogar „in Südtirol bröckelt es“. Der Appell an Deutsche und Ladiner, gegen die Italiener zusammenzuhalten, habe an Bindekraft verloren. Das ist vorbei. Aufgrund der Autonomie werden 90 Prozent der Entscheidungen in Bozen getroffen. Die SVP müsste sich seit Jahren eine Alternative zum Minderheitenschutz aufbauen, eine neue Identität geben, etwa als Partei aller Südtiroler. Das habe sie versäumt, berichtete Stefan Winkler aus Bozen.61
BP Van der Bellen am 24.4.2023 (Treffen mit der slowenischen Amtskollegin Nataša Pirc Musar): „Die slowenische Volksgruppe ist ein bedeutender Teil Österreichs und seiner Geschichte“.62 Damit hat der Bundespräsident die These, die Kärntner Slowenen seien ein Teil der slowenischen Nation, in Abrede gestellt.  
Im Gegensatz zum Europarat wird von der Europäischen Union der völkische Nationalismus nicht gefördert. Die EU fördert (nur) Minderheitensprachen. Für die nationalen Minderheiten seien laut EU die Mitgliedsstaaten selbst zuständig. Die Forderungen der Initiative Minority SafePack wurden beispielsweise von der EU „nicht beachtet“. Aus völkisch-nationaler Perspektive gibt es bei der EU „keine positive Entwicklung“ (Johan Häggman). 63 Der Europarat sei hinsichtlich der Minderheitenrechte großzügiger als die EU, bemerkt der im Interesse der slowenischen Minderheit auftretende Gerhard Hafner.64 Aus anti-nationalistischer Sicht erscheint die Position der EU positiv und zukunftsorientiert. Mit dem Beitritt weiterer Balkanstaaten könnte allerdings auch die EU eine trennende  völkisch-nationale Orientierung akzeptieren.


7. Die EU hilft

Eine regionale Ausrichtung wird uns durch das Subsidiaritätsprinzip der EU ermöglicht. Einen Denkanstoß ergibt die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2.4.2009. Demnach müssten wir den Nazismus, Stalinismus und die faschistischen sowie kommunistischen Regime als gemeinsames Erbe anerkennen und eine ehrliche Debatte über deren Verbrechen im vorigen Jahrhundert führen. Dazu gehören auch der völkische Nationalismus und die Theorie des Volksgruppenrechts, „die mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus einen rasanten politischen Bedeutungszuwachs erlebte“.65 Andreas Moritsch: „Alle nationalen Ideologien haben kulturelle und politische Ab- und Ausgrenzungen zum Ziel. Das steht der Vereinigung Europas entgegen“.66

Der 23. August wurde vom Europäischen Parlament zum europaweiten Gedenktag bestimmt. Dieses pazifistische Datum wird in Kärnten nach wie vor ignoriert. Heuer war es dem Autor nicht einmal möglich, mit einem Leserbrief in der Kleinen Zeitung dieses europäische Friedensthema in Erinnerung zu rufen. Auch das Land praktizierte im Jahre 2020 (100 Jahre Kärntner Volksabstimmung 1920) eine Abwendung von Europa. Im Rahmen der Landesausstellung wollte man Kärnten  „als traditionelle Zukunftsregion Europas“ präsentieren. In der Ausstellung selbst kommt aber zur Überraschung vieler Besucher der Ausstellung Europa nicht vor (siehe Info. 52, „Carinthija 2020: Mobile Landesausstellung“).
Zur Initiative Domplatz und die Initiative der Hermagoras „Gemeinsam-skupno“  müsste in Kärnten im Rahmen des Gedenkjahres 2025 eine „europareife“ Debatte geführt werden. Es wäre im europäischen Sinne von der Erwägung auszugehen, dass „es vom Blickwinkel der Opfer aus unwesentlich ist, welches Regime sie aus welchen Gründen auch immer ihrer Freiheit beraubte und sie foltern oder ermorden ließ“. Dies gilt für Partisanen-Opfer und NS-Opfer gleichermaßen. Es ist der „Respekt für sämtliche Opfer totalitärer und undemokratischer Regime in Europa“ zu bekunden. Dazu müsste auch das Verschlepptendenkmal auf dem Domplatz gehören. Die „Fundamente für eine Aussöhnung müssen auf der Grundlage von Wahrheit und Erinnerung“ gelegt werden.

In diesem Sinne gibt es auch eine  Erklärung der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (SAZU) vom 22. und 25.2.2021: „Mehrere Jahrzehnte lang wurde die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg von der schwarz-weißen Erzählung über einen Befreiungskampf auf der einen und den Verrätern auf der anderen Seite bestimmt. Für Verbrechen, verursacht im Namen des Befreiungskampfes gab es keinen Platz. Nicht einmal für den Missbrauch des Befreiungskampfes seitens der kommunistischen Führung zwecks Herstellung und Sicherung der eigenen Herrschaft gab es Platz. Mit der Demokratisierung der slowenischen Gesellschaft wurde eine Revision eines solch einseitigen Narrativs, das ideologisch und nicht historisch begründet ist, notwendig. (…) Ein mit der Vergangenheit unbelastetes gesellschaftliches Miteinander kann nur mit der Suche nach der Wahrheit über die Ereignisse in der Kriegszeit und danach erreicht werden. Diese Ereignisse müssen auf der Grundlage allgemeiner ethischer Grundsätze sowie mit pietätvollen Gedenkhandlungen, die für alle Gefallenen, Getöteten und Ermordeten bestimmt sind, bewertet werden. Soweit nur möglich, müssen wir das Unrecht gut machen, mit den gegenseitigen Beschuldigungen, den Ausgrenzungen sowie der Instrumentalisierung der Geschichte aufhören und bei all dem die Andersdenkenden achten“.67

Von der Erklärung der SAZU sollte sich auch das Land Kärnten im Gedenkjahr 2025 leiten lassen.

8. Resümee

Das Thema der Hermagoras-Tagung ist nicht mehr zeitgemäß. Die Stärkung einer Volksgruppenidentität (einer Volksgemeinschaft, eines Volkes) bedeutet nach wie vor eine Stärkung der gegenseitigen Ab- und Ausgrenzungen.  „Allein schon zur Aufrechterhaltung und möglichen Weiterentwicklung der Demokratie wird der Nationalität die ihr bisher wesenseigene Funktion der gegenseitigen Ab- und Ausgrenzung genommen werden müssen“, wünschte sich Andreas Moritsch bereits im Jahre 1996 vergebens.68 Der erfahrene Minderheitenpolitiker Marjan Sturm verwies im Jahre 1995 auf die jugoslawischen Erfahrungen und folgerte daraus, dass man im Hinblick auf die europäischen Herausforderungen künftig  „nicht national auf-, sondern abrüsten müsse. Von den sturen nationalen Trennungslinien müsse man wegkommen, so Sturm.69
Nur durch die Abkehr von der traditionellen Volksgruppentheorie können daher weitere Konflikte um staatliche Grenzen und nationalistisch-separatistische Bewegungen in Europa abgewehrt werden. Es war kein Zufall, dass mit der Machtübernahme des Nationalsozialismus das bis Ende der 1930er Jahre währende Eldorado der Volksgruppentheorie begann und liberal-demokratische Minderheitenrechte in ein völkisch-kollektives Volksgruppenrecht uminterpretiert worden sind.70 Anregungen für den Ausstieg aus der überkommenen völkisch-nationalen Volksgemeinschaftsdoktrin wurden bisher leider nicht ernst genommen.71
Vorrausetzungen für Kärnten als eine „Zukunftsregion Europas“ wären:
– Die Volksgruppenidentität, also der völkische Nationalismus der Minderheiten und der Mehrheiten, müsste geschwächt bzw. überwunden und nicht gestärkt werden. Im Gegensatz dazu  müsste das Österreich-Bewusstsein nachhaltig gestärkt werden.
Sprache und Volkszugehörigkeit müssten, wie von den deutschsprachigen Österreichern praktiziert, voneinander getrennt werden.72
– Die europäischen Entschließungen betreffend den Nazismus, Stalinismus und die faschistischen und kommunistischen Regime sollten unter Einbeziehung von Themen der Volksgruppenidee (Volksgemeinschaft) auch in Kärnten Beachtung finden. Nationalsozialistisches Gedankengut müsste auch in nicht-deutscher Sprache erkannt und dagegen Widerstand geleistet werden
– Auch im Slowenischen müsste der belastete Begriff „Volksgemeinschaft“ (narodna skupnost) eliminiert werden.73
– Politische Parteien mit völkischer Weltanschauung müssten geächtet werden.74
– Die Hermagoras-Konferenz mit der Stärkung der nationalen Identität und die Initiative Domplatz mit der Stärkung der Partisanentradition repräsentieren im Wesentlichen kontroverse politische Lager, die sich im Laufe des Zweiten Weltkrieges in Slowenien mit Einschluss Kärnten gebildet haben. Diese Lagerbildung erinnert an die schreckliche Konfrontation zwischen den (kommunistischen) Partisanen und den (katholischen) Domobranci. In Slowenien wird diese Entwicklung von Pazifisten mit Sorge verfolgt. Kärnten sollte die Gefahr einer Spaltung der Kärntner Bevölkerung thematisieren.  Siehe dazu auch Information Nr. 69: Partisanen: „Freiheitskämpfer“ oder/und „Massenmörder“? Vorschau auf das Jahr der Kärntner Erinnerungskultur 2025.
– Im Jahre 2025 (Jahr der Kärntner Erinnerungskultur) sollte sich daher die Kärntner Zivilgesellschaft endlich  zu Wort melden. Das gemeinsame Ziel einer Friedenregion Alpen-Adria – einer grenzüberschreitenden Region ohne den trennenden, völkischen Nationalismus und Tito-Kommunismus  – ist in Gefahr.

 Im Kärntner Gedenkjahr  2025 steht Kärnten vor mehreren belastenden Konfliktthemen:
Es beunruhigt uns nicht nur die Entfachung der titoistischen Partisanentradition, also des Kommunismus, und die Stärkung der Volksgruppenidentität, also des völkischen Nationalismus.
Es gibt auch keinen Konsens in der Beurteilung der Aussiedlung von slowenischen Familien im Jahre 1942. Siehe dazu die Info. Nr. 54: 12-14. April 2022, 80-Jahrjubiläum der Aussiedlung von Kärntner Slowenen.   
Auch der Bomben- und Geheimdienstterror im Kärnten der 1970er Jahre wird wie eine heiße Kartoffel behandelt und nach Möglichkeit verschwiegen. Siehe dazu die bekannte Publikation „Titos langer Schatten“ 2015.75 In letzter Zeit wurde von der „Initiative Domplatz“ ein Konflikt zum Thema der von Tito-Partisanen verschleppten und ermordeten Kärntnerinnen und Kärntner mit dem Angriff auf das Verschlepptendenkmal auf dem Domplatz in Klagenfurt gestartet. Der Gedenkstein wurde vom Abwehrkämpferbund zum Gedenken an die von Partisanen Verschleppten und Ermordeten errichtet. Ein „Kollektiv der Dankbaren“ ersetzte den Text am 26.10.2023 (Nationalfeiertag) und dankte hingegen den Partisanen für die „geretteten und befreiten“ Kinder, Frauen und Männer. Von der „Neugestaltung“ des Verschlepptendenkmals informierten Elena M. (Universität Wien, Institut für Slawistik) und Klaus Sch. (Universität Klagenfurt, Institut für Kulturanalyse) die Presse und die interessierte Öffentlichkeit.76 Diese Vorgangsweise lässt auf eine unglaubliche Konfrontationsbereitschaft schließen. Die Medien haben den Vorfall verschwiegen.

Worauf muss sich die Kärntner Landesbevölkerung im Gedenkjahr 2025 gefasst machen?

 

 

 

 

 

1 KZ, 22.9.2023, S. 30.

2 Novice, 6.10.2023, S. 7.

3 KZ, 27.9.2023, S. 11.Martin Pandel wurde für sein gesellschaftspolitisches Engagement mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich, dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten und der Goldenen Hemma-Nadel der Diözese Gurk gewürdigt (Rosina Katz-Logar).

4 Karavanke, 6.10.2023, S. 2.

5 Andreas Moritsch, Sozialwirtschaftliche Voraussetzungen der Entwicklung zum 10. Oktober 1920 in Kärnten, in: Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und die Geschichtsforschung. Herausgegeben von Hellwig Valentin, Susanne Haiden, Barbara Maier, Klagenfurt 2001, S. 221-224.

6 Nedelja, 8.10.2023, S. 4, 5.

7 Dejan Valentinčič: „Es ist wahr, dass jeder die (slowenische) Sprache erlernen kann, damit ist er noch kein Slowene. Die Sprache ist also nicht alles, was zur Identität gehört“. Quelle: Demokracija, 27.7.2023, S. 23.

8 Demokracija, 13.7.2023, S. 57.

9 Demokracija, 27.7.2023, S. 23.

10 Siehe: Erziehung zur „Förderung des Nationalstolzes“. Quelle: Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition, Band II, S. 1083.

11 Domovina, 20.7.2023, S. 18.

12 Demokracija, 13.4.2023, S. 38.

13 Dazu ein Beispiel aus der Kirchenzeitung (!) Nedelja: „Anica L.-R. lebt für das slowenische Wort und seine Lieder. Und dies mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit dem Körper. Dies will sie allen Kindern und Erwachsenen vermitteln. Es gelingt ihr sehr gut“. Quelle: Nedelja, 29.10.2023, S. 2. Autorin: Alexandra Praster.

14 Antirassistische Pädagogik in Europa, Drava-Verlag 1999, Klagenfurt-Celovec.

15 KZ, 28.10.2023, S. 18; Statistik Austria.

16 Johannes Klotz, Demografische Entwicklungen der Volksgruppe im 21. Jahrhundert, in: Kärnten Dokumentation 2023, S. 115 ff.

17 Reporter, 21.3.2016, S. 36,37.

18 5. Bericht der Republik Österreich gemäß Art. 25 des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten, 2021, S. 269.

19 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/meldungen/stories/3131662/, 8.11.2023.

20 Johannes Klotz, Integrierte Betrachtung des zweisprachigen Bildungssystems in Kärnten, in: Kärntner Jahrbuch für Politik 2022, S. 80 ff.

21 Nadja Volavšek Kurasch  „Verpflichtender zweisprachiger Unterricht – ein verwirklichbarer Wunsch?“  Gusti Gasser „Die Kinder müssen das Slowenische schon vor  der Volksschule erlernen“. Quelle: Novice, 17.11.2023, S. 2, 3.

22 KZ, 20.11.2023, S. 32.

23 Novice, 29.7.2022, S. 3; Autor: Janko Kulmesch.

24 Nedelja, 17.7.2022, S. 2.

25 Samuel B. Huntington, Kampf der Kulturen  1996.

26 Josef Lausegger, Slowenische Landeswehr („Slovensko domobranstvo“). Ein Thema unbewältigter Vergangenheit in Slowenien und Kärnten, in: Archivwissen schafft Geschichte, Klagenfurt 2014, S. 757 ff.

27 Siehe: Jože Dežman/Hanzi Filipič (Hrsg.), Heiße Spuren des Kalten Krieges, Mohorjeva /Hermagoras 2013,
       S. 117.

28 Nedelja, 8.10.2023, S. 2.

29 Gerhard Hafner, Heinrich Neisser, Martin Pandel, Günther Rautz (Hrsg.), Minderheiten und Mutterstaaten: Schutz oder Intervention?. Mohorjeva 2015, S.217, 221. Autor: Dejan Valentinčič.
Siehe:  Bojan Wakounig (Journalist): „Was mich an den Staat (gemeint: Osterreich) bindet, sind der Pass und die Steuerpflicht“. Quelle: Večer, 23.2.2002.
Margareta Ciglic (Siegerin beim Redewettbewerb im Rahmen des Tischler-Preises 2003): „Auch wir Slowenen haben unseren Staat erkämpft. Leider haben wir zwei großartige Städte Klagenfurt und Triest verloren. (…) Niemand hatte geglaubt, dass dieses unser Jugoslawien so schnell und blutig zerfallen würde. (…) Seien wir uns der Höherwertigkeit bewusst“. Quelle: Naš tednik, 24.1.2003.

Ivo Hvalica (Abgeordneter der Sozialdemokraten Sloweniens): „So oder so werden die Grenzen in der EU zunächst formal fallen und im Wesentlichen werden wir dem Sinn nach, und nicht administrativ, das  Vereinte Slowenien erreichen.“ Quelle: Večer, 11.8.1998.

30 Salzborn, S. 73, 74.

31 Quelle: Kärnten Dokumentation 28/29, S. 38, 39.

32 Der Europarat  begann, sein bürgerlich-liberales Minderheiteninstrumentarium durch die Verankerung des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen selbst aufzuweichen. Somit wurden die antiliberalen und antiaufklärerischen Konzepte des Volksgruppenrechts in das europäische Völkerrecht integriert, so Salzborn (S. 292, 293).

33 Salzborn, S. 204, 292.

34 https://plattform-politische-bildung.at/vielfalt-in-kaernten-glossar-vi…, Abruf: 30.9.2023.

35 KZ, 9.11.1999.

36 Milo Dor, Das Gespenst des Nationalismus. Lesezirkel Nr. 1/1992, Beilage zur Wiener Zeitung.

37 Kleine Zeitung, 30.6.1999.

38 Andreas Moritsch, Austria Slovenica, Klagenfurt 1996, S. 26, 27, 57.

39 Austria Slovenica, Klagenfurt 1996, S. 23, 57; Kärntner Slovenen – Koroški slovenci 1900-2000, Klagenfurt 2000, S. 28.

40 Austria Slovenica, Klagenfurt 1996, S. 23, 57.

41 Erwin Ringel, Die Kärntner Seele, Klagenfurt 1988, S. 17.

42 Jürgen Pirker, Vom (Eigen-) Sinn der Geschichte(n), Große und kleine Erzählungen in Kärnten, in: Kärnten liegt am Meer, Klagenfurt 2012, S. 449.

43 Helmut Rumpler, Verlorene Geschichte. Der Kampf um die politische Gestaltung des Alpen-Adria-Raumes, in: Alpen-Adria. Zur Geschichte einer Region, Andreas Moritsch (Hrsg.), Klagenfurt 2001, S. 517-569; Rumpler: „Wehe, wenn die Slowenen nach der endlich 1991 gewonnenen nationalen Souveränität wieder die Frage nach den „nationalen Grenzen“ in Italien und Österreich stellen sollten. Wehe, wenn in Österreich im Gegenzug dazu die von Rückschlägen nicht freie, aber letztendlich doch konzessionsbereite Minderheitenpolitik in Kärnten in Frage gestellt würde“.

44 Samuel Salzborn, Ethnisierung der Politik, Frankfurt/Main, 2005, S. 15, 16, 87, 287.

45 Minderheitenkonflikte in Europa, 2006, S. 257.

46 Evelyne Maaß, Karsten Ritschl, Das Spiel der Intelligenzen, Paderborn 1998, S. 205.

47 KTZ, 3.7.1994; Isonzo-Protokoll, 1994, S. 169.

48 Peter Pernthaler , (Kon-) Föderalismus und Regionalismus als Bewegungsgesetze der europäischen Integration, in: Journal für Politik 7, Heft1, 1999.

49 Auf dem Weg zum Grundgesetz, hrsg. Von der Bayrischen Staatskanzlei, München 1998, S. 24.

50 Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung, Münschen, 4. Erweiterte Auflage 1997, S. 288, 203, 272.

51 Erich Röper, Staaten schaffen Völker, nicht Völker Staaten.

52 Naš tednik, 24.3.2000; LPD-Nr. 95/00.

53 Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde , Buch I, S. 368, Buch II, S. 62.

54 Jean Ziegler, Ändere die Welt, München 2015, deutschsprachige Ausgabe, S. 15, 174.

55 Josef Lausegger, Regionalismus – eine Alternative zum Nationalismus. Ein Beitrag zur Begriffsklärung aus praktischer Sicht, in: Kärntner Jahrbuch für Politik 1995, S. 57 ff.

56 Alois Larcher, Europäische Gruppierungen von Regionen, Provinzen, Bundesländern etc. Österreichische außenpolitische Dokumentation 1991, Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten.

57 Erklärung der Versammlung der Regionen Europas zum Regionalismus in Europa (VRE) vom 4.12.1996 (Basel).

58 Bernard Sadovnik, Obmann des NSKS, Zusammenarbeit zwischen Tržič und dem Alpen-Adria-Zentrum (AACC). Die Vorbereitungen sollen zu konkreten Projektvorschlägen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen der Minderheit und dem Mutterstaat führen. Quelle: Naš tednik, 21. 3.2003.

59 Die Wiedererfindung der Nation 2020, S. 287.

60 Damjan Kern, Ohranjanje identitete s poučevanjem slovenščine med slovenci v Avstriji, in: Koroški koledar 2018, S. 124.
 Štefka Vauti, Slovensko govoreči mladostniki na južnem Koroškem, in: Koroški koledar  2010, S. 97 ff.

61 KZ, 20.10.2023, S. 3.

62 https://www.si/slovenija/pirc-musar-upam-da-bomo-do-poletja-nasli-izvedljivo-resitev-gled…, 24.4.2023.

63 Johan Häggman, Was die EU für die Minderheiten tut oder tun kann, Vortrag beim Europäischen Volksgruppenkongress 7./8.11.2023 (Autor anwesend). Häggman ist derzeit Berater der FUEN.

64 Novice, 21.4.2023, S. 4.

65 Salzborn, S. 287.

66 Austria Slovenica, Klagenfurt 1996, S. 23, 57; Kärntner Slovenen – Koroški slovenci 1900-2000, Klagenfurt 2000, S. 28.

67 https://www.sazu.si/events/604f373d12416e9924e4eac7, Abruf: 25.7.2023

68 Andreas Moritsch, Austria-Slovenica. Die Kärntner Slovenen und die Nation Österreich, Klagenfurt, 1996,
S. 26,57.

69 Kleine Zeitung, 9.8.1995, S. 4.

70 Vgl. dazu: Samuel Salzborn, Ethnisierung der Politik, Frankfurt/Main, 2005, S. 73, 89.

71 Josef Lausegger, Regionalismus als Barriere gegen den Nationalismus am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, in: Kärnten Dokumentation 2018, Land Kärnten, S. 118-125.

72 Vgl. dazu A. Hitler: „Ich wende mich an alle, die losgelöst vom Mutterlande selbst um das heilige Gut der Sprache zu kämpfen haben…“ Der Begriff „Auslandsdeutschtum“ implizierte die fortdauernde Zugehörigkeit ausländischer deutschstämmiger Personen zur deutschen Nation. Quelle: Hitler, Mein Kampf Band I, Eine kritische Edition, S. 167, 108..

73 Jahre nach der Veröffentlichung von Mein Kampf wurde der Begriff Volksgemeinschaft ganz von rechtsradikalen Ideologen vereinnahmt. (…) Im völkischen Lager firmierte „Volksgemeinschaft“ primär als ein rassenbiologisch verstandenes Synonym für die Idee einer arisch-germanischen „Abstammungsgemeinschaft“. Quelle: Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition, Band I, S. 61, 190.

74 S. 985.

75 Alfred Elste – Wilhelm Wadl, Titos langer Schatten 2015. Unter Mitarbeit von Hanzi Filipič und Josef Lausegger.

76 Eine diesbezügliche E-Mail erhielt auch der Autor.