28.10.2017, Windisch-Bleiberg: Der Kärntner Partisanenverband (ZKP) veranstaltet die zentrale Gedenkfeier bei der Gedenkstätte auf dem Friedhof in Windisch-Bleiberg. Der örtliche Männerge-sangsverein umrahmt die Veranstaltung.#
Andrej Mohar, Sekretär des ZKP, erinnerte an die Ereignisse bei Kriegsende: „Domobracen und sogar Schwarzhänder (črnorokci) flüchteten damals zu uns und haben mit Hilfe der Amtskirche begonnen, Zwietracht unter die Kärntner Slowenen, die vorher im Widerstand vereint waren, zu tragen“. Milan Wutte kritisierte die Engländer, die es erlaubt hatten, dass ehemalige Nazisten wieder offizielle Funktionen erhalten konnten. Das Mitglied des Staatsrates in Slowenien, Mirko Kozelj, bezeichnete neben dem Faschismus und dem Nazismus auch den Kommunismus als ein totalitäres Regime. Worte des Gedenkens sprach auch der stellvertretende Obmann des Partisanenverbandes Sloweniens, France Križanič.
Mit einem Leserbrief reagierte Dechant Janko Krištof auf diese Partisanengedenkveranstaltung. Krištof kritisiert insbesondere die Aussagen des Sekretärs des Kärntner Partisanenverbandes, nämlich Andrej Mohar, und macht darauf aufmerksam, dass in Slowenien zu diesem Thema bereits eine Menge Literatur erschienen sei:
„Auf slowenischem Boden hat in der Kriegszeit nicht nur ein Volksbefreiungskrieg, sondern unter seinem Mantel auch eine blutige kommunistische Revolution stattgefunden. Dies war in der Tat der schlimmste Anschlag auf die slowenische Kirche. Wie viel Literatur ist dazu schon er-schienen und wie viele Berichte über Gräultaten können wir über all das lesen!Ich bin mir dessen bewusst, dass wir Kärntner nur schwer verstehen können, was in der Kriegszeit in Slowenien passiert ist, weil wir bei uns nazistische Scharfrichter hatten, die uns bedroht und verfolgt haben. In vielen Orten in Slowenien, insbesondere unter italienischer Okkupation, aber haben im Namen der Revolution die Partisanen bzw. ihr Geheimdienst VOS dies und noch Schlimmeres ausgeübt. Die Menschen sind scharen-weise vor der Befreiungsfront und der Roten Armee geflüchtet, weil sie wussten, was sie erwartet. Diese Menschen kamen zu uns nach Kärnten und wir wissen, was mit jenen passiert ist, die von den Engländern unter einem Vorwand zurückgeschickt worden sind. (…)1
Wie gesagt, in Slowenien sind in diesen Jahren unzählige Bücher veröffentlicht worden. Es würde niemandem schaden, davon etwas zu lesen. Offensichtlich hat einige Bücher der zweite Sprecher der erwähnten Veranstaltung, Mirko Kozelj, bereits gelesen. Er zählte zu den totalitären Regimen auch den Kommunismus. (…) Unsere Zerrissenheit hat niemand anderer als die Kommunisten verursacht. Die Kommunisten haben unser Volk in eine große Tragödie gestoßen und noch heute sind sie nicht in der Lage, dies einzusehen und zu bereuen. Gott sei Dank ist ihre Schreckensherrschaft zu Ende. Unser gemeinsames Bemühen soll sein, dass die Wunden aus dieser Zeit heilen und wir uns um eine Versöhnung bemühen und zum Wohle des gesamten Volkes erarbeiten.“2
Der Verband der Kärntner Partisanen und Freunde des antifaschistischen Widerstandes reagierte auf die Kritik des Priesters Janko Krištof unter dem Titel „Negieren der Schuld“ wie folgt:
„Einheimische nationalbewusste slowenische Priester begann die Diözese gemeinsam mit dem nazistischen Regime gleich nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland weit weg in deutsche Orte zu versetzen. Und sie hatten noch Glück, dass man sie nicht wie den Pfarrer Vinko Poljanec vergiftet hat; er war das erste Opfer des Nazismus unter den Kärntner Slowenen. Oder aber, dass man sie gleich in Konzentrationslager geworfen hat, von wo auch mehrere Kärntner slowenische Pfarrer nicht mehr zurückgekehrt sind. Wenigstens dies müsste Janko Krištof wissen und als Wahrheit anerkennen. Anstatt dessen aber übt er sich im Verfälschen der Geschichte im Sinne der politischen Doktrin der römisch-katholischen Kirche in Slowenien, die ihre Mitglieder jedweder blutigen Schuld reinwaschen will und aus Verrätern Opfer machen will. Deshalb weist der Kärntner Partisanenverband die politischen Thesen des Dechanten Krištof scharf zurück. (…) Die Nazisten haben mit ihren slowenischen Komplizen, der Weißen Garde und den Domobrazen, mit von Bischof Rožman gesegneten Waffen eine blutige Hetzjagd auf die Kämpfer für Freiheit und nationales und soziales Überleben betrieben. (…) Anstatt auf die Werte, die unsere (Partisanen-) Vorfahren erkämpft haben, stolz zu sein, werden die Partisanen von Ihnen auf unterstem Niveau in den Dreck gezogen. (…)“.3
In einem weiteren Leserbrief verteidigte der Priester Janko Krištof im Wesentlichen seinen Standpunkt. Er erinnerte auch daran, dass sein Verwandter, Mataj Krof, Pfarrer in Črna in Slowenien, noch im Jahre 1950 von den Kommunisten ermordet worden sei. Die Einrichtung eines Forums halte er für notwendig, um die Fragen offen und kritisch zu erörtern und nach einem besseren gemeinsamen Weg zu suchen.4
(Vergleiche: In Slowenien werden die Partisanendenkmäler von antikommunistischen Autoren heftig kritisiert. Peter Starič schreibt in der Wochenzeitung Demokracija unter dem Titel:
„Wohin mit den Denkmälern der Verbrecher? Mein deutscher Kollege berichtete mir, dass sie dort nach dem Krieg konsequent alle Denkmäler von Nazi-Größen und alle Hinweise, die an den untergegangenen Totalitarismus erinnern, vernichtet haben. (…) Nun wird man in Deutschland kein Hitler-Denkmal mehr finden. (…) Denkmäler für jene, die bei uns den Bürgerkrieg zur Zeit der Okkupation und mehr als 600 Massengräber verschuldet haben, die größtenteils nach dem Krieg entstanden sind, stehen aber bei uns noch immer. (…) Diese Verbrechen versuchen sie mit dem Kampf gegen den Okkupator zuzudecken, obzwar die Partisanen mehr Slowenen bzw. Jugoslawen als Deutsche und Italiener ermordet haben.“5
Metod Berlec kritisierte die Existenz von „Denkmälern kommunistischer Verbrecher“ in Laibach. Der Titel des Kommentars lautet „Im Schatten von Denkmälern der Massenmörder“.)6
1Novice, 3.11.2017, S. 4
2Novice, 17.11.2017, S. 2
3Novice, 24.11.2017, S. 10
4 Novice, 7.12.2017, S. 4
5Demokracija, 29.6.2017, S. 9
6 Demokracija, 20.7.2017, S. 3