20.10.2017, Pressemeldung: Sabine Sandrieser, Schulinspektorin für das zweisprachige Schulwesen hält fest: „Die Qualität des Unterrichtes messen wir nicht mit den Anmeldungen“.Die zweisprachige Ausbildung sei laut Sandrieser attraktiv, es müsste aber eine Kontinuität beim Übergang vom Kindergarten in die Schule gewahrt werden. Die Zahl an Anmeldungen für den zweisprachigen Unterricht sei im neuen Schuljahr im Bereich des Minderheitenschulwesens nur geringfügig zurückgegangen, bleibe jedoch auf einem hohen Niveau: 45,41 % bzw. 2.044 Kinder in den Volksschulen, im Vorjahr waren es 2.053. Das slowenische Gymnasium besuchen heuer 559 Schüler, die zweisprachige Handelsakademie 264 und die Höhere Schule für wirtschaftliche Berufe in St. Peter 138 Schüler.
Frage: In mehreren zweisprachigen Volksschulen haben die Kinder seit heuer Tage, an denen ausschließlich der Unterricht in slowenischer Sprache erteilt wird. Ist dies die einzige Neuigkeit?
Sandrieser: „Nein, das ist ein Segment der zweisprachigen Ausbildung. Zehn Schulen arbeiten bereits seit mehreren Jahren nach diesem System. (…) Ziel ist, dass alle Schulen tatsächlich im selben Ausmaß in deutscher und slowenischer Sprache unterrichten, denn nur dann, wenn man die Gesetze wirklich einhält, wird das Erlernen der slowenischen Sprache ersichtlich sein“.
Frage: Das Gesetz galt ja bereits. Wie kann man seine Umsetzung garantieren?
Sandrieser: “Garantieren kann ich es nicht, ich kann die Direktoren und Lehrer nur davon überzeugen, dass dies der einzige Weg ist, der zur Bildung einer Sprachkompetenz führt.“
Frage: Wie sind die Reaktionen der Lehrer und Eltern?
Sandrieser: „Die Reaktionen sind sehr positiv. Kinder, die in der ersten Volksschulklasse mit geringen Slowenisch-Kenntnissen beginnen, können den Unterricht am Slowenischen Gymnasium fortsetzen. Das wesentlichste Thema ist der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule. Das neue Gesetz sieht eine intensive Kooperation der Kindergarten- und Schulinspektoren vor. Mit einem guten Konzept in den Kindergärten und einer guten Kooperation zwischen den Lehren und den Erziehern sowie einer Kontinuität vom 3. bis zum 15. oder bis zum 18. Jahr werden wir auch einen Qualität erreichen können.“1
(Beachte: Die Mehrheit der angemeldeten Kinder hat zu Schulbeginn überhaupt keine Slowenischkenntnisse. Wenn also der Unterricht an bestimmten Tagen zur Hälfte ausschließlich in slowenischer Sprache erteilt wird, können sie dem Unterricht nicht folgen).
Hubert Mikel, Sekretär des Volksgruppenzentrums (CAN) in Wien, kritisierte, dass in Wien, aber auch in der Steiermark, ein Minderheitenschulgesetz fehle, wie wir es in Kärnten und im Burgenland kennen. Es bestünde in Wien lediglich die Komenski-Schule, die von 600 Schülern besucht wird; es handle sich aber um eine Privatschule und einen großen Teil der Kosten müssten die Eltern selbst übernehmen. Es liegt also laut Mikel eine Diskriminierung der Wiener Minderheiten vor.2
Eine weitere Wortmeldung dazu von Florijan Lipuš: Slowenischunterricht, eine Farce.
Am 17.11.2017 führte Ana Grilc ein Interview mit Florijan Lipuš. Zur Schulfrage äußert sich der Schriftsteller, der von Beruf selbst Lehrer war, wie folgt: „Das Schulwesen kann sich in Österreich nicht einer außergewöhnlichen Qualität rühmen. Was die Slowenischkenntnisse anbelangt aber muss ich die zweisprachige Lehrerschaft noch einige Stufen niedriger ansiedeln. Das bedeutet, dass der Slowenischunterricht an den Pflichtschulen größtenteils eine Farce ist.“3
1 Novice, 20.10.2017, S. 4
2 Novice, 6.10.2017, S. 8
3 Novice, 17.11.2017, S. 4,5