Teil 3 | Der slowenische General Rudolf Maister bedroht die Friedensregion Alpen-Adria

 

3. Teil der Information

10. Slowenischer Irredentismus in den Köpfen…
Ein virtueller Irredentismus ist, wie von Moritsch prognostiziert, bereits weit fortgeschritten.
Laut der slowenischen Verfassung (Art. 5) ist Slowenien sinngemäß für die Kärntner Slowenen zuständig. Diese Zuständigkeit wird derzeit von der Ministerin Helena Jaklitsch und dem Staatssekretär Dejan Valentinčič wahrgenommen. Valentinčič betonte in Tainach, dass es völkerrechtlich anerkannt sei, dass „auch Slowenien ein Nachfolgestaat Jugoslawiens“ ist.1 Die slowenische Volksgruppe „selbst sieht sich als Teil der slowenischen Nation (des slowenischen Volkes) und erkennt Slowenien gewissermaßen als ihren Mutterstaat an“. Slowenien sei „auf jeden Fall der Mutterstaat für die in Österreich lebenden Slowenen“. Gemäß Art. 5 der slowenischen Verfassung müsse Slowenien „für seine Landsleute“ außerhalb Sloweniens sorgen. Die Angehörigen der slowenischen Volksgruppe bilden zusammen mit der Republik (!) Slowenien einen einheitlichen slowenischen Kulturraum. Ein slowenisches Gesetz regle daher die Gebiete „Kultur, Wissenschaft, Hochschulwesen, Bewahrung der slowenischen Sprache und Ausbildung, Sport sowie wirtschaftliche und regionale Zusammenarbeit“. Diese aus österreichischer staatspolitischer Sicht bedenklichen Positionen wurden von den Experten Gerhard Hafner, Heinrich Neisser, Martin Pandel und Günther Rautz publiziert.2
Artikel 5 der slowenischen Verfassung sei ein „heiliger Artikel“, betonte der ehemalige für die Kärntner Slowenen zuständige Minister Peter Česnik. Die Slowenen seien eine große Familie und wurden wegen der negativen Umstände in der Weltpolitik geteilt.3
Die Staatsgrenze könnte entlang der Drau verlaufen, es fehlte aber das militärische und propagandistische Glück, lautete das Resümee eines Vortrages des Kärntner slowenischen Historikers Štefan P.4
Was mich an diesen Staat (= Österreich) bindet, sind der Pass und die Steuerpflicht“, erklärte unmissverständlich im Bildungsheim Tainach der Kärntner Slowene Bojan W., Mitarbeiter von Radio 2.5Wenigstens das Mießtal blieb bis heute slowenisch“, heißt es in der Kärntner slowenischen Kirchenzeitung „Nedelja“, irredentistisch, die Position Sloweniens einnehmend.6 Bischof Josef Marketz geht davon aus, dass in Kärnten zwei Völker lebten. Die Existenz eines österreichischen Volkes wird nicht thematisiert.7 Marketz: „Der Volksabstimmung müssen wir gedenken. Aber ich denke, dass niemand von uns Slowenen sagen wird, dass der 10. Oktober ein Tag sei, über den wir uns freuten“.8

Slowenien unterstützte finanziell die Kandidatur der slowenischen Einheitsliste in Kärnten.9 Seit dem EU-Beitritt gibt es die Möglichkeit einer direkten politischen Einflussnahme, da slowenische Staatsbürger, mit Wohnsitz in Kärnten, bei Gemeinderatswahlen auf slowenisch-orientierten Listen kandidieren können. In Feistritz ob Bleiburg kandidieren beispielsweise 4 slowenische Staatsbürger auf der Liste „REgi“ (Obmann: Vladimir Smrtnik).10
In diesem Sinne verdeutlicht Jure Zmauc, der ehemalige slowenische Generalkonsul in Klagenfurt, seine diplomatischen Aufgaben in Kärnten: „Die wichtigste Botschaft ist der tägliche Kampf um die Rechte unserer (!) Menschen hier. Danach kommt alles andere…“.11
Im slowenischen Generalkonsulat finden mindestens vier Mal jährlich vertrauliche (!) Strategiegespräche mit der Einheitsliste (Obmann: Gabriel Hribar), den drei Zentralorganisationen und der slowenischen Landtagsabgeordneten statt.12
Im Mai 2019 fand im slowenischen Parlament eine Debatte über eine mögliche Vertretung von österreichischen Slowenen im Parlament Sloweniens statt. Die Diskussionen werden fortgesetzt.13
Slowenien fördert die Kärntner Slowenen, also österreichische Staatsbürger, mit dem Ziel, einer Verbindung (Verschränkung, Zusammenschluss) „mit der Republik Slowenien“.14
Staatssekretär Dejan Valentinčič, der auch für die Kärntner Slowenen zuständig ist, hat in der Vergangenheit die Absichten Sloweniens klar definiert: „Das Ziel der slowenischen Politik zum benachbarten Ausland müsste sehr einfach sein: die Pflege des slowenischen Nationalbewusstseins und das Bemühen um eine möglichst intensive Bindung an den slowenischen Staat. (…) Ein Abgeordnetensitz im slowenischen Parlament sollte für einen Landsmann aus dem Grenzausland reserviert sein. (…) Es gibt überhaupt keinen Grund, dass Slowenien bei seinen (!) Landsleuten im benachbarten Ausland einen Multikulturalismus anregt. Die Idee eines Multikulturalismus muss die Mehrheitsbevölkerung annehmen, die Idee ist vielleicht noch für die gegenwärtigen Migranten aktuell, keinesfalls aber ist es notwendig, dies den traditionellen Minderheiten beizubringen. (…) Slowenien muss die Kinder und Jugendlichen zum Heimatbewusstsein erziehen und dabei völlig natürlich auch das slowenische Gebiet und die Landsleute jenseits der Staatsgrenzen einbeziehen“.15

Betreffend das strittige Thema der Verankerung der slowenischen Volksgruppe in der Kärntner Landesverfassung seien laut dem ehemaligen slowenischen Generalkonsul Milan Predan das Mutterland Slowenien und die slowenische Minderheit mit gemeinsam festgelegten Positionen vorgegangen; diese wurden im slowenischen Generalkonsulat im Rahmen der regelmäßigen vertraulichen Strategiegespräche vereinbart. Die Zentralorganisationen gingen dann mit diesen Positionen an die Öffentlichkeit, was „für die Präsentation des offiziellen Standpunktes Sloweniens“ von Bedeutung war.16 Slowenien führte diesbezüglich auch direkte Gespräche mit Kärntner Landespolitkern und konnte somit direkt auf die Formulierung der neuen Kärntner Landesverfassung Einfluss nehmen.

Die Vereinahmung der österreichischen slowenischsprachigen Staatsbürger durch das „Mutterland“ Slowenien bildet in der EU zweifellos eine Ausnahme.17

Andreas Moritsch (s.o) konstatierte vor über 20 Jahren einen „neuen slowenischen Nationalismus“ und einen „völkischen Irredentismus“. Vladimir Wakounig ortete „die Verstrickung in den eigenen Rassismus“, eine „ethnozentrische Gruppierung der Kärntner Slowenen“ und einen slowenischen Staat, der „eine sehr ausgrenzende nationale Identität betreibt“.
Die gestartete Rückbesinnung auf General Rudolf Maister wird zweifellos die von diesen Experten geschilderte, bedenkliche Situation zusätzlich anfeuern. Die nationale Eskalationsstrategie gewinnt an Boden. Kärnten dürfte in eine slowenische Nationalismusfalle geraten sein.

11. Kärnten: Keine Abwehr, kein Widerstand…
Auch in Kärnten treten pazifistische Initiativen in den Hintergrund:
Die Kärntner Konsensgruppe verliert an Einfluss. Ihre Gegner, insbesondere die Initiative SKUP, treten dafür immer stärker in Erscheinung. Dieser Initiative gehören auch einflussreiche Mitarbeiter des ehemaligen slowenisch-jugoslawischen Geheimdienstes UDBA an.18
Die Initiative SKUP (Rudi Vouk, Lena Kolter, Mirko Messner, Sonja Kert-Wakounig) hatte am 8.10.2019 mit dem Klub slowenischer Studentinnen und Studenten in Klagenfurt (KSŠŠK) eine Aussprache. Die Studentinnen und Studenten unterstützen die Initiative SKUP. Man müsse etwas ändern, müsse sich erheben und laut werden, so die Studenten im Jahre 2019 nach der Aussprache mit der Initiative  SKUP.19
Wäre es nicht an der Zeit, dass der Eine oder Andere nachdenklich wird und eine solche Konsensgruppe verlässt, fragte sich Rudi Vouk im Jahre 2019 in einem Leserbrief, der in der slowenischen Kirchenzeitung (!) „Nedelja“ veröffentlicht worden ist.20 Der langjährige Obmann des Rates der Kärntner Slowenen Matevž Grilc gab in der „Nedelja“ zu bedenken, dass nun die größten Hetzer gegen die slowenische Volksgemeinschaft als Freunde der Kärntner Slowenen gelten. Grilc verwies auf das „politische Klima in den 1970er Jahren“, ohne jedoch zu sagen, dass für den Bomben- und Geheimdienstterror im Kärnten der 1970er Jahre die slowensichnationale Seite verantwortlich erscheint.21
Der Konsensweg werde auch vom KPÖ-Mann Mirko Messner und vom Partisanenverband kritisiert, berichtete Andrea Bergmann unter dem Titel „Konsensweg könnte mit neuer Führung in Gefahr sein“. Marjan Sturm gibt dazu zu Bedenken: „Wenn der Konsensweg gestört wird, droht Gefahr, dass wir wieder zurückfallen in alte Muster“.22

Das Projekt einer Friedensregion Alpen-Adria, an dem auch ich seit Jahren mitarbeite, erlitt daher im Jahre 2020 einen argen Rückschlag. Das Dialog-Projekt „Friedensregion Alpen Adria (FRAA)“ erscheint durch die Wiederbesinnung an General Rudolf Maister zusätzlich gefährdet.23

„In Kärnten wollen wir offen über unsere Vergangenheit sprechen, nichts verschweigen, nichts beschönigen, wir wollen Dinge kritisch aufarbeiten, daraus lernen und wachsen“, versprach LH Peter Kaiser im Jahre 2016.24 Dieses Vorhaben ist unterblieben. Das Land Kärnten bekennt sich in der Landesverfassung zur slowenischen Volksgruppe. Ein Bekenntniss der slowenischen Volksgruppe zu Kärnten (Österreich) wurde aber nicht einmal angedacht. Die neuen Minderheiten wurden nicht thematisiert. Warum mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus die Theorie des Volksgruppenrechts einen rasanten politischen Bedeutungszuwachs erlebt hatte, wurde bei dieser Gelegenheit nicht kritisch hinterfragt.

Der Bomben- und Geheimdienstterror im Kärnten der 1970er Jahre wird hartnäckig totgeschwiegen. Daher ist die Gefahr einer Wiederholung gegeben. 

12. Hoffnungsschimmer…
Die Europäische Kommission kehrt den nationalen Minderheiten in der EU den Rücken, klagt die national-konservative Minderheitenorganisation FUEN. Am 14.1.2021 habe die Kommission beschlossen, die Stimmen von mehr als einer Million europäischer Bürgerinnen und Bürger zu ignorieren und keine gesetzliche Regelung zum Schutz der nationalen und sprachlichen Minderheiten im Rahmen der Bürgerinitiative Minority SafePack auf den Weg zu bringen.25 In der Mitteilung der Kommission wird hingegen sinngemäß festgehalten, dass bereits derzeit die Menschenrechte „von Personen (!), die Minderheiten angehören, gewahrt werden“. Die EU besitze jedoch speziell für den „Schutz nationaler Minderheiten“ keine gesetzgeberische Kompetenz.26 Damit wird von der EU klar der individuelle Minderheitenschutz unterstützt, jedoch der fundamentale, kollektive Volksgruppenschutz im Sinne einer Volksgemeinschaft abgelehnt. Somit wird erfreulicherweise der völkische Nationalismus von der EU abgelehnt.
Ein Hinweis: Zu den Organisatoren der Initiative Minority SafePack gehört auch der Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Valentin Inzko. Präsident der antragstellenden FUEN ist der Angehörige der ungarischen Minderheit in Rumänien, Lorant Vincze. Besonders unterstützt wird die Initiative vom ungarischen Präsidenten Viktor Orban.27

Eine Abwendung vom kollektiven völkischen Nationalismus analog der EU-Strategie ist bei einem Teil der slowenischen Minderheit in Kärnten bereits gegeben. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass bei der slowenischsprachigen Jugend die ethnische, also völkische Zuordnung, an Bedeutung verliere. Der Hinweis auf die „Verbindung mit dem Muttervolk“ sei aus dem Wortschatz der slowenischen Minderheit verschwunden. Die Entwicklung führe in die Richtung einer symbolischen Ethnizität. Es gebe sogar Fälle, wo Angehörige der Mehrheit die slowenische Identität annehmen. Das seien zwar seltene Ausnahmen, in Österreich habe sich unter anderem Luca Kaiser, der Sohn des Kärntner Landeshauptmannes, als Kärntner Slowene bezeichnet. Immer häufiger nehmen junge Menschen ihre ethnische Zugehörigkeit als selbst gewählt wahr. Luca Kaiser z. B. lehne in diesem Zusammenhang die ethnische Zugehörigkeit auf Grundlage des Abstammungsprinzips ab.28 Die freie Wahl und Entscheidung des Individuums wurde offensichtlich auch im Bereich der ethnischen Zugehörigkeit zu einem legitimen Konzept, was in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen sei, stellt der Sozialwissenschaftler Milan Obid fest.29 Bei den Slowenen in Österreich sei laut Jernej Zupančič (Institute of Geography, Ljubljana) ein sehr starkes Regional- bzw. Landesbewusstsein feststellbar.30
„Ich verstehe nicht, warum sich manche Slowenen mehr zu Slowenien als zu Österreich hingezogen fühlen. Das ist ein völlig anderes Land“, meinte die Maturantin des Slowenischen Gymnasiums K.W.31
In diesem Sinne ist auch die Teilnahme von Slowenischsprachigen an der Jubiläumsfeier der Kärntner Volksabstimmung am 10.10.2020 zu werten. Es wird damit bei einem Teil der Angehörigen der slowenischen Minderheit ein regionales Landesbewusstsein zum Ausdruck gebracht. In diesem Zusammenhang ist auch auf die Worte des jungen Obmannes des Zentralverbandes slowenischer Organisationen, Manuel Jug, bei seiner Festansprache am 10.10.2020 hinzuweisen: „Wir brauchen Versöhnung, aufeinander Zugehen, Liebe. Machen wir ein Duett, in dem wir zusammen leben und mutig gemeinsam Zukunft gestalten“.32

Andrerseits ist nicht zu übersehen, dass eine immer stärker agierende slowenischnationale Gruppe offen gegen die 100- Jahrfeier der demokratischen Volksabstimmung demonstrierte und einige davon an Feiern zu Ehren der Maister-Kämpfer teilnahmen.
Es zeichnet sich, vergleichbar mit dem Jahr 1920, eine Spaltung der Slowenischsprachigen ab.33

13. „Christliche Rache“…
An der Kirchenmauer in Windisch-Bleiberg ist im Gedenken an den von Tito-Partisanen zu Kriegsende 1945 ermordeten Valentin Lausegger eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: „Wie schwer war mein Sterben im heimischen Wald. O Brüder nicht Rache verlang ich blutig und hart. Verzeihende Liebe in allen erwache. Das ist christliche Rache“.
Ein ähnliches Schweigen und Erdulden kann man in Südkärnten bei Partisanenopfern oft antreffen.
Ein besonderes Beispiel dafür ist der verstorbene ehemalige Bürgermeister von Bleiburg, Othmar Mory. Seine Eltern wurden im Mai 1945 von den Partisanen in Liescha (Leše) in Slowenien ermordet. Mit Unterstützung von mitfühlenden Slowenen dieser Gegend war es ihm möglich, die „Verbrechen von Liescha“ im Jahre 1990 aufzuklären. Seither gibt es im Bereich dieser Hinrichtungsstätte alljährlich eine Gedenkveranstaltung. Mory zufolge habe ihm so mancher Kärntner Slowene sein aufrichtiges Bedauern über diese tragischen Ereignisse zum Ausdruck gebracht. Er vermisse aber Stellungnahmen der slowenischen Zentralorganisationen und des Staates Slowenien.
Mory legte seiner Mutter, die mit 45 Jahren einen grausamen Tod erleiden musste, diese Worte in den Mund: „Kinda! – I steh in Himm`lsweit`n, bei Euch in schönan, bös`n Zeit`n! Seid`s guat zuananda, volla Liab, ob d`Sunn scheint – ob das Leb`n trüab! Streckt`s hin dem Nachbar`n eure Hand zum friedlich, schenan Mitanand! Bleibts aufrecht, gläubig bis zum Grab, wia`s i mei`n Lebtag g`halt`n hab“.34
Auch Tit Turnšek, ehemaliger Vorsitzender der Kämpferverbände des Volksbefreiungskampfes Sloweniens, äußerte sich versöhnlich: „Wir tragen das ganze Leben alte Traumen in uns. (…) Überwinden wir unsere Traumen aus der Jugendzeit. Überwinden wir die Bosheiten, Ängste, Verdächtigungen und Feindseligkeiten. Lassen wir die alten Traumen hinter uns, übertragen wir sie nicht auf die Generationen des 21. Jahrhunderts“.35
Der slowenische Staatspräsident Borut Pahor empfing im Jahre 2018 im Rahmen seiner Bemühungen um eine „nationale Befriedung und Versöhnung“ Mitglieder der Familie Hudnik. Die Vorfahren der Familie wurden als „Opfer der revolutionären Gewalt“ während des Zweiten Weltkrieges ermordet. Im November 1942 wurden 10 Familienmitglieder und kurz vor Kriegsende ein weiteres Mitglied ermordet. Es überlebten nur die zwei jüngsten Kinder, Alojz und Marija Veronika. Erst im Jahre 2015 konnten die letzten Überreste der Ermordeten gefunden und auf dem Friedhof christlich bestattet werden. Das war für Alojz Hudnik ein Hoffnungsschimmer, aber in den Gräben und Wäldern warteten noch viele Opfer, gab er zu bedenken. Alojz und Marija Veronika publizierten anlässlich des christlichen Begräbnisses ihrer ermordeten 11 Familienmitglieder eine Traueranzeige, die wie folgt endet: „All jenen, die am schicksalsschweren 24.11.1942 im Gebiet Dolgi Graben mit dem Blut der elf durchwegs unschuldigen Opfer der Familie Hudnik ihre Hände und ihr Gewissen beschmutzt haben,verzeihen wir die begangenen Taten und bitten auch Dich, lieber Gott: Vergebe!“.36
Borut Pahor entschuldigte sich dafür, dass die Familie so lange darauf warten musste, um „auch öffentlich und offiziell die Ehre und Würde“ rückerstattet zu bekommen und rief zur Versöhnung auf. Die Tragödie der Familie Hudnik sei gleichzeitig eine Tragödie des slowenischen Volkes, so Pahor.37 Der Politiker ist zweifellos bemüht, innerhalb des slowenischen Volkes einen Beitrag zur Versöhnung zu leisten. Nicht-Slowenen zeigt er aber leider die kalte Schulter, so den 25.671 „Ausgelöschten“38 und der deutschen Minderheit in Slowenien.39

In Slowenien werden einzelne Opfer der Tito-Partisanen als Märtyrer verehrt. An vielen der über 500 Hinrichtungsstätten wurden Denkmäler aufgestellt und es finden vor Ort Trauergottesdienste statt. Für 26 Partisanen-Opfer beantragten die slowenischen Bischöfe im Jahre 2018  die Einleitung von Seligsprechungsprozessen.40

In Kärnten erinnert in Klagenfurt auf dem Domplatz eine bescheidene Tafel an die Partisanenopfer mit folgendem Text: „Zum Gedenken an die während und nach dem Zweiten Weltkrieg von Partisanen verschleppten und ermordeten Kinder, Frauen und Männer. Wir wollen nicht vergessen, damit Gleiches nie wieder geschieht“.
Am 10. Oktober 2020 marschierten die gegen die 100- Jahrfeier der Kärntner Volksabstimmung protestierenden Demonstranten auch zu dieser Gedenktafel und verspotteten die Opfer der Partisanen. Die Demonstration wurde vom Partisanenverband, von der KPÖ, den Klubs slowenischer Studentinnen und Studenten und der Gesinnungsgemeinschaft der  Abgeordneten Olga Voglauer (Die Grünen) und von ehemaligen Mitarbeitern des kommunistischen Geheimsdienstes UDBA unterstützt.41   

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass Deutschland die Opfer der DDR-Diktatur ehrt. Die Opfer der DDR-Diktatur sollten nie vergessen werden, mahnte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.42 In Kärnten (Österreich) werden die Opfer der jugoslawischen Kommunisten bzw. des Geheimdienstes UDBA vergessen. Einzelne Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes UDBA werden (wurden) für besondere Verdienste ausgezeichnet.43

14. Den Nationalismus überwinden…
Ich bin davon überzeugt, dass das Projekt „Friedensregion Alpen-Adria“ folgende Strategie voraussetzt:
– Überwindung des (slowenischen und deutschen) Nationalismus, des Faschismus und des (stalinistischen) Kommunismus.
– Propagierung des (grenzüberschreitenden) Regionalismus und der Demokratie.44
Das ist auch die Zielsetzung der gegenständliche Homepage www.volksabstimmung-1920.at.
Meine Nominierung für einen der Hauptpreise „Unser Land Kärnten-Koroška Preis“, den die Initiative „Unser Land zusammenwachsen at.- rastimo skupaj.at“ gemeinsam mit dem Land Kärnten ausgeschrieben hatte, bewirkte eine sprunghafte Zunahme an Leserinnen und Lesern.45

Ohne den Einsatz der Landespolitik ist aber eine Abkehr vom Nationalismus nicht erreichbar.
In Anlehnung an die Dokustelle Politischer Islam wäre die Errichtung einer Dokustelle „Völkischer Nationalismus“ dringend erforderlich. Die Moslembruderschaft treibe mit einer bewusst eingenommenen Opferrolle (alle gegen uns) einen Keil in die Gesellschaft. Dadurch werde der Grundstein zu einer weiteren Radikalisierung gegeben. Durch ihre straffe Organisation habe sie auch bei uns Mitglieder an wichtigsten Stellen, wird konstatiert.46 Diese Vorgangsweise entspricht dem völkischen Nationalismus. Auch Nationalisten agieren mit Verschwörungstheorien und Feindbildern.
Während Corona-Verschwörungserzählungen suggerieren, dass im Hintergrund eine dunkel agierende Gruppe Übles plane, richten sich völkische Verschwörungstheorien direkt gegen andere Mehrheiten oder Minderheiten. Wenn es an glaubwürdigen Argumenten fehlt, wird mit dem Einsatz von Agents provokateurs brutal nachgeholfen – was auch in Kärnten in den 1970er Jahren funktioniert hat. Dabei darf nicht übersehen werden, dass nicht nur die Rechtsextremen, sondern auch die Linken erfolgreich mit dem völkischen Nationalismus operieren, indem sie ihre blutigen Revolutionen als „Volksbefreiungskämpfe“ tarnen. Aber auch der „Klero-Nationalismus“ wäre zu dokumentieren.
Gegen diese völkisch-nationalen Falschmeldungen müsste die Öffentlichkeit mit einem Faktencheck reagieren, was in Kärnten (noch) nicht geschehen ist.47  
Wichtig ist, dass die Pflege der Muttersprache und Kultur nichts mit Nationalismus zu tun haben.48 Der Nationalismus beginnt aber mit dem Bekenntnis zu einem „Mutterstaat“ und somit mit der Illoyalität gegenüber dem Wohnsitzstaat.   

15. Das Projekt der Friedensregion Alpen-Adria (FRAA) ist in Gefahr
Die pazifistischen Kräfte verlieren zu Gunsten von konfliktbereiten Nationalisten an Einfluss. Linke und rechte Ideologen fischen in diesem nationalistischen Fahrwasser nach Anhängern. Die Migration droht die Spannungen zu verschärfen. Die erwartete Wirtschaftskrise könnte sich fatal auswirken.
Der Traum von einer Friedensregion Alpen-Adria ist vorerst ausgeträumt. Zunächst müsste der slowenische (völkische) und deutsche Nationalismus überwunden werden.
Dafür trägt die Kärntner Landesregierung die Verantwortung.

Die Lehren aus unserer Geschichte:
Im Jahre 1918 besetzte Rudolf Maister unser Land, weil wir Slowenen seien.
Im Jahre 1938, 20 Jahre danach, besetzte Adolf Hitler unser Land, weil wir Deutsche seien.
Beide sind für uns keine Vorbilder mehr, weil wir Österreicher sind.  
Kärnten ist ein österreichisches Land und somit nicht deutsch oder slowenisch, sondern österreichisch!

 

1 Damit müsste Slowenien die Verantwortung für die Terroranschläge in den 1970er Jahren übernehmen.

2 Minderheiten und Mutterstaaten: Schutz oder Intervention? Tainacher Tagung. Herausgeber: Gerhard Hafner, Heinrich Neisser, Martin Pandel, Günther Rautz, Klagenfurt 2015, S. 216, 217, 222, 249.

3 Novice, 5.10.2018, S. 3.

4 Novice, 7.6.2019, S. 3; Redakteur BW: „Der Ausgang der Volksabstimmung ist bekannt, die slowenische Seite erlitt eine Niederlage“.

5 Večer, Maribor, 23.11.2002.

6 DID 10/18, Beilage: Kirchenzeitung, 28.10.2018; Autor: Bojan Wakounig.

7 Die Existenz eines österreichischen (ethnischen) Volkes und der (Kärntner) Windischen (=regionales Zusammengehörigkeitsgefühl) ist aus völkisch-nationaler Position bekanntlich nicht denkbar. Dem Grunde nach gilt es für slowenische und deutsche Nationalisten gleichsam.

8 Nedelja, 11.10.2020, S. 5.

9 http://www.kath-kirche-kaernten.at/nedelja/vzariscu_detail/pavel_apovnik_je_obhaj…, 23.7.2015. Interview mit Pavel Apovnik; Novice, 4.10.2019, S. 3.

10 Novice, 5.2.2021, S. 8.

11 Novice, 22.7.2005, LPD. Nr. 178/2005.

12 Milan Predan, Novice, 29.3.2019, S. 2.

13 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/2983331/, 23.5.2019.

14 Novice, 11.10.2019, S. 2.

15  Dejan Valentinčič, Ali matica čuti zamejstvo, ali zamejstvo čuti matico? (Fühlt das Mutterland das Grenzausland oder fühlt das Grenzausland das Mutterland?), in: Meje slovenskega kulturnega prostora, Ljubljana 2014, S. 139 ff.

16 Novice, 29.3.2019, S. 3.

17 Es ist bezeichnend, dass Slowenien hingegen den Einfluss des benachbarten Ungarn auf die ungarische Minderheit mit großem Misstrauen beobachtet. Quelle: https://reporter.si/clanek/slovenija/ales-zuzek-slovenstvo-ali-orbanovi-forinti-komenta…, 16.10.2018.

18 Kleine Zeitung, 5.2.2018, S. 20.

19 Novice, 11.10.2019, S. 4.

20 Nedelja, 20.10.2019, S. 14.

21 Nedelja, 2.10.2016, S. 3.

22 Kleine Zeitung, 17.11.2018, S. 24.

23 Josef Lausegger, Friedensregion Alpen-Adria? Eine Kontroverse (in Diskussion mit Werner Wintersteiner), in: Slovenija-Österreich. Befreiendes Erinnern /Osvobajajoče spominjanje, Herausgeber: Jan Brousek, Danijel Grafenauer, Werner Wintersteiner, Daniel Wutti, Klagenfurt 2020, S. 203-235.

24 Europa ethnica, Nr. 3/4 – 2016, S.54. 

25 https://www.fuen.org/de/article/Minority-SafePack-The-European…, 14.1.2020.

26 Brüssel, den 14.1.2021, C(2021) 171 final

27 https://ungarnheute.hu/news/minority-safepack-hoffnung-starke-m…, Abruf: 19.1.2021.

28 Auf das freie Bekenntnisrecht berufen sich auch die Kärntner Windischen.

29 Idetitetne opredelitve mladih v slovenskem zamejstvu, Uredil: Milan Obid, Klagenfurt, Ljubljana 2018, S. 97, 130, 219, 264, 265.

30 Jernej Zupančič, Slovenci v Avstriji, Ljubljana 1999, S. 190.

31 Skupnost 1/2015, Nov. 2015, S. 6.

32 Kleine Zeitung, 11.10.2020, S. 5.

33 Für den Sieg bei der Volksabstimmung 1920 war die Spaltung auf „Slowenen“ und „Windische“ verantwortlich.

34 KLM, Nr. 2/2010, S. 7 ff.

35 Svobodna beseda, Nr. 42, April 2019, S. 1/1.

36 Demokracija, 22.11.2018, S. 59.

37 http://www.delo.si/novice/slovenija/pahor-sprejel-svojce-zrtev-revolutionarnega-nasil…, 21.5.2018.

38 Nicht einmal 29 Jahre nach der illegalen „Auslöschung“ (izbrisani) von 25.671 Bürgern Sloweniens aus den Staatsbürgerschaftsregistern haben sich der Staatspräsident oder der Regierungschef entschuldigt, kritisiert die Politikwissenschaftlerin Dr. Jovana Mihajlovic`. Die Betroffenen waren jugoslawische Staatsbürger mit dem Wohnsitz in Slowenien; einige davon wurden in Slowenien geboren. Aus verschiedenen Gründen hatten sie nach der von Slowenien gewonnenen Volksabstimmung im Jahre 1991 nicht innerhalb der vorgesehenen Frist den Antrag um Gewährung der neuen slowenischen Staatsbürgerschaft gestellt. Damit wurden sie zu Fremden, ohne Papiere, Krankenversicherung, Schulbesuch, Arbeitsplatz,  Pension etc. Die Leiden der Bedauernswerten waren unbeschreiblich. Das slowenische Innenministerium ordnete sogar die Vertreibung (izgon) der „Fremden“ an. Quelle: https://www.rtvslo.si/slovenija/niti-29-let-po-izbrisu-se-predsedni…, 6.2.2021; https://sl.wikipedia.org/wiki/Izbrisani, Abruf: 9.2.2021.
Vergleiche zwischen der Volksabstimmung 1920 in Kärnten und der Volksabstimmung 1991 in Slowenien: Beide Abstimmungen hat Jugoslawien verloren. In Slowenien wurden die präsumtiven Befürworter Jugoslawiens nach 1991 „ausgelöscht“ und der Vertreibung preisgegeben. In Kärnten bekommen die ehemaligen jugoslawisch orientierten Gemeinden und die Traditionsträger pro-jugoslawischer Aktivisten  100 Jahre nach der Volksabstimmung Jubiläumsspenden.

39 Auf die österreichische Bitte, die deutsche Minderheit in Slowenien anzuerkennen, reagierte der Staatspräsident mit der lapidaren Bemerkung, dass er eine verfassungsmäßige Änderung nicht für notwendig erachte. Quelle: https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/2968489/, 6.3.2019.

40 https://www.druzina.si/ICD/spletnastran.nsf/clanek/potek-postopkov-za-beatifikacijo-…, 20.9.2018.
Seligsprechungsprozesse für: 26 Partisanenopfer, 6 Nazi-Opfer. 7 Ustascha-Opfer und 1 Tschetnik-Opfer könnten folgen.

41 https://www.vecerkoroska.com/vk/aktualno/roz-podjuna-zilja-1…, 11.10.2020.

42 Kronen Zeitung, 4.10.2019, S. 12.

43 Kleine Zeitung, 4.9.2019, S. 24 (D.Š.).

44 Josef Lausegger, Regionalismus – eine Alternative zum Nationalismus, in: Kärntner Jahrbuch für Politik, Klagenfurt 1995, S. 57-85;
Josef Lausegger, Regionalismus als Barriere gegen den Nationalismus am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, in: Kärnten Dokumentation 2018, Band 34, S. 118-125.

45 Begründung der Nominierung Josef Lauseggers „Annäherung der Volksgruppen im Sinne des Zusammenwachsens, mehrere Artikel, Aufsätze, Website und Alpen-Adria-Preis“.

46 Kronen Zeitung, 23.12.2020, S. 26.

47 Vgl. dazu: Ingrid Brodnig, Eine Impfung gegen die Verschwörung, in: Kleine Zeitung, 24.1.2021, S. 6.

48 Florija Lipuš, Kleine Zeitung, 30.9.2018, S. 70,71.