Überfällige Aufarbeitung der Tito-Partisanengräuel & Das Übermurgebiet in Slowenien feiert

Im slowenischen Fernsehen, RTV Slovenija, wird heftig über Verbrechen der Tito-Partisanen diskutiert. Wird dies auch der ORF-Kärnten thematisieren?

 

22.7.2018 Partisanen – Der Redakteur der RTV-Slovenija, Jože Možina, interviewt den Historiker Jože Dežman.
Thema: Tito-Partisanen. Laut Dežman haben die Partisanen mehr Slowenen als die Okkupatoren ermordet; die „Kommunisten“ haben im Einklang mit der leninistisch-stalinistischen Doktrin den Bürgerkrieg realisiert und mit dem Stalinismus kollaboriert, was eine Schande und ein Verbrechen sei.1
Die Sendung bewirkte eine unglaublich feindselige Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern der Partisanenbewegung.

 

Der Partisanenverband Sloweniens (ZZB NOB) unter Obmann Tit Turnšek protestierte scharf und forderte die Einstellung der „beleidigenden Sendungen“ des Redakteurs Možina. Die gesamte Sendung mit dem Interview sei eine einzige Lüge und eine Beleidigung „unserer Vergangenheit“ gewesen. Es wurden all jene beleidigt, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus und Nazismus geopfert haben. Man werde Klagen einbringen.2
Unterstützt wurde die Partisanenbewegung insbesondere von den Historikern Spomenka Hribar, Jože Pirjevec und Božo Repe.

 

Der Redakteur Jože Možina, TV Slovenija, reagierte auf die Kritik unter dem Titel: „Es tut mir leid, aber alles ist wahr.“ Einige Tage nach der Sendung habe ihn ein ehemaliger Agent des Staatssicherheitsdienstes (SDV) aufgesucht. Nach Ansicht des ehemaligen Agenten kommt die Kritik aus den Reihen der ehemaligen Udba, diese sei rücksichtslos und habe auch im RTV Slovenija ihre Finger im Spiel. Er sprach davon, dass es einen abgestimmten Angriff in den wichtigsten Medien geben wird, die von ehemaligen Udba-Leuten beherrscht werden. Man werde auch mit Lügen und schmutzigen Verdächtigungen arbeiten. Der ehemalige Agent erklärte auch, warum er mit der Udba gebrochen hat: Er gehörte jenen Udba-Agenten an, die jeweils um den 1. November mehrere Wochen im Kočevski rog (Gottscheer Horn) wachten und geheim jene Angehörigen von Ermordeten fotografierten, die zu den Mordstätten kamen. Von der Miliz wurden diese dann festgenommen und bestraft. Besonders in Erinnerung blieb ihm das Antlitz einer Frau mit schwarzem Kopftuch. Sie kam vor die Höhle mit einem Buben und einem Mädchen, vermutlich waren es Enkelkinder. Auch sie wurde fotografiert und festgenommen. Der Kommandant der Miliz schrie sie an und erniedrigte sie vor den Kindern. Sie aber stammelte hervor, dass sie nur eine Kerze anzünden wollte. Er aber schrie, dass sie das Volk spalte und das Ansehen der Kämpfer schmälere, so der ehemalige Udba-Agent.

 

Laut Jože Možina müsse das öffentliche Fernsehen bei der Aufdeckung der schlimmsten Verbrechen auf der Seite der seit Jahrzehnten Verschwiegenen, Schwachen und Namenlosen stehen. Zwei Aktivisten, ehe-malige Milizangehörige, hätten die Autoren der Sendung bereits offen bedroht. Namentlich bekannte Politikkommissare, die nachweislich im Mai 1942 an der Ermordung von fünfzig Roma beteiligt waren, gelten noch immer als Nationalhelden. Es sei aber völlig normal, dass die unschuldigen Opfer des Nazismus, Faschismus und Kommunismus nach denselben Kriterien bewertet werden müssen, so der Redakteur Jože Možina, der selbst ein promovierter Historiker ist.3
Jgor Kadunc, Generaldirektor des RTV Slovenija, stellte fest, dass die Angelegenheit damit nicht beendet sei, vielmehr wurden damit bedeutende Fragen der journalistischen und redaktionellen Kompetenzen aufgeworfen, womit man in Zukunft noch konfrontiert werden wird.4

 

Ilinka Todorowki, Hörer- und Sehervertreterin der RTV Slovenija (Ombudsfrau), stellte sich auf die Seite des slowenischen Partisanenverbandes und kritisierte die Historiker Jože Dežman und Jože Možina. Sie wurde danach mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie einseitig orientiert sei und in der „kommunistischen Zeit mit dem verrufenen Nachrichtendienst (SDV) kooperiert“ habe. Dies habe man im Verzeichnis der Zentralen akiven Evidenz (CAE) des damaligen Innenministeriums aus dem Jahre 1987 entnehmen können. Das Verzeichnis sei auf „udba.net“ veröffentlicht worden. Ilinka Todoroski habe die Dossier-Nummer 14000-05907. Nach der Beurteilung des Publizisten Roman Leljak, der die Aktivitäten „und Verbrechen“ des Nachrichtendienstes erforscht, handelt es sich in den Dossiers mit der Chiffre 14000 um registrierte Quellen des SDV. Die restlichen Ziffern beziehen sich auf das einzelne Dossier. Personen, die als Quellen registriert worden sind, waren sich dessen bewusst, dass sie mit dem Nachrichtendienst (SDV bzw. UDBA) kooperieren, so Leljak. Auch der Experte für Udba-Aktivitäten und Publizist Igor Omerza ist auf Grundlage seiner langjährigen systematischen Forschungen von Udba-Dokumenten davon überzeugt, dass die registrierten Quellen wussten, dass sie Vertrauensleute der Udba seien.
Ilinka Todorovski reagierte auf diesbezügliche Rückfragen „ziemlich heftig“. Kategorisch verneinte sie, mit dem Nachrichtendienst kooperiert zu haben. Sie könne nicht verstehen, warum sie im Verzeichnis aufscheine.
Im gegenständlichen Zeitungsartikel (Autor: Nenad Glücks) wurde auch in Erinnerung gerufen, dass das Verzeichnis der Zentralen aktiven Evidenz (CAE) aus dem Jahre 1987 stammt und die Ombudsfrau auch eine Mitarbeiterin der Udba gewesen sein könnte : „Wenn jemand nach dem Jahre 1987 vom Status einer „Quelle“ in den Status eines Mitarbeiters der Udba /SDV aufrückte, ist dies in der Evidenz noch nicht erfasst; Zmago Jelinčič wurde beispielsweise nach dem Jahre 1987 zum „Mitarbeiter“.5

 

Anmerkung: Einige Medien in Slowenien kritisieren seit Jahren, dass ein Netzwerk ehemaliger Udba-Leute (als „die Onkel des Hintergrundes“ bezeichnet) den politischen Alltag in Slowenien bestimme und auch die Meinungsbildung beeinflusst. Dies sei auch im österreichischen Kärnten der Fall.

 

Es ist zu erwarten, dass die Auseinandersetzung um die Rolle der Tito-Partisanen auch den ORF und andere Medien in Kärnten erreichen wird. Europa wird erst dann vereint sein, wenn es imstande ist, zu einer gemeinsamen Sicht seiner Geschichte zu gelangen. Nazismus, Stalinismus und faschistische sowie kommunistische Regime müssten als gemeinsames Erbe anerkannt und es müsste eine ehrliche und tiefgreifende Debatte über deren Verbrechen im vergangenen Jahrhundert geführt werden, heißt es in der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2.4.2009 zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus.6

 

Kärnten scheint davon noch weit entfernt zu sein.
Die Kärntner Konsensgruppe ist bemüht, eine Aussöhnung in die Wege zu leiten.

 


 

Zur Geschichte der Tito-Partisanen. Auch die slowenische Kirche streitet mit.

 

13.8.2018 Partisanen – Der Apostolische Nuntius in Slowenien, Erzbischof Juliusz Janusz, kritisiert, dass die Zivilgesellschaft bzw. die Regierung eine freies Ausleben des Evangeliums nicht ermöglichten. Der Nuntius beklagt insbesondere das Verschweigen der historischen Wahrheit in Slowenien.

 

Der Apostolische Nuntius erklärte u.a.: (…) Am Vorabend des Marienfeiertages verehren wir den großen Heiligen Pater Maximilian Kolbe, der sich an Stelle eines Familienvaters im KZ Auschwitz geopfert hat und einen furchtbaren Hungertod erleiden musste. Nach dem 2. Weltkrieg hatten wir auch hier in Slowenien Märtyrer, Laien und Priester, die von der kommunistischen Regierung malträtiert und ermordet worden sind. Wir brauchen nicht nur aus dem Martyrium des Hl. Lorenz zu lernen, denn den Laibacher Erzbischof Volk haben die Kommunisten lebendig fast verbrannt. Von diesen Dingen wünscht man nicht zu sprechen, aber eine Versöhnung ist ohne die historische Wahrheit nicht möglich“.7

 

Wie unversöhnlich diese Diskussion in Slowenien geführt wird, kann auch dem Kommentar des Priesters Janez Turinek entnommen werden: „Ich erwartete auch, dass der Komiker Marjan Šarec (neuer slowenischer Regierungschef) den Jungen und den Alten des Partisanenverbandes (ZZB NOB) klar und laut sagen wird, dass es Zeit sei, dass sie aus den Wäldern kommen, dass sie ruhig nach Hause gehen können, dass der 2. Weltkrieg zu Ende ist, dass sie sich mit dem Roten Stern den Arsch putzen oder ihn in das kroatische Meer werfen können“. Der Rote Stern müsse von allen Gedenksteinen entfernt werden, fordert der junge slowenische Priester.8

 


 

 

Das Übermurgebiet/Prekmurje in Slowenien feiert den 99. Jahrestag der Vereinigung mit dem Mutterland. Vergleiche mit Kärnten drängen sich auf!

 

17.8.2018 Übermurgebiet/Prekmurje – Staatsfeiertag aus Anlass der „Vereinigung der Übermur-Slowenen mit dem Muttervolk“. In Črenšovci findet am Vortag die zentrale Gedenkveranstaltung statt. Festredner ist Staatspräsident Borut Pahor. Die ungarische Minderheit bleibt unerwähnt.

 

Heuer sind 99 Jahre vergangen, seit dem nach mehrere Hundert Jahre dauernder ungarischer Herrschaft die Bevölkerung nach dem 1. Weltkrieg plebiszitär die Vereinigung mit dem Mutterland Slowenien unterstützt hat. In Črenšovci wird betont, dass der rote Faden aller Vereinigungsfeiern beweist, dass es sich um Slowenen handelt und sie sich ihrer völkischen Wurzeln bewusst sind. Laut Staatspräsident Pahor könne man die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Prüfungen bevorstehen, die wiederum unsere volle Aufmerksamkeit, Erfahrung, Entschlossenheit und Einheit erfordern werden. Mit dem Staatsfeiertag wird der Ereignisse gedacht, als die Übermur-Slowenen plebiszitär die Vereinigung mit dem Muttervolk unterstützt haben. Am 17.9.1919 versammelten sich bei einer Volksversammlung in Beltovci mehr als 20.000 Menschen und unterstützten den Anschluss an das Mutterland.9

 

Kommentare: Leider, wir erhielten das Übermurgebiet, wir haben aber Kärnten und das Küstengebiet verloren… Die Raab-Slowenen leben noch immer im Ausland… Mit dem Anschluss haben das Drau-Banat und Slowenien die „Übermursprache“ (AdÜ.: gemeint offensichtlich der einheimische Dialekt) als Sprache des Übermurgebietes verboten und die Sprache wurde in den Schulen nicht mehr unterrichtet sowie in den Kirchen nicht mehr verwendet… Orban setzt für die Ungarn im Übermurgebiet sehr viel Geld ein, die Ungarn werden immer anspruchsvoller… Andrerseits werden aber die Ungarn in Lendava immer extremistischer, obwohl sie ausgiebig mit Geld aus dem slowenischen Budget (eigentlich übertrieben!) versorgt werden… Eigentlich sind die Ungarn in der Region extreme Nationalisten und Irredentisten… Die Deutschen und zum Teil die Österreicher wurden nach den Nazismus denazifiziert, die Ungarn als Hitler-Verbündete aber nicht… Die Ungarn zeichnen noch heute gerne die Vor-Trianon-Grenze und erklären öffentlich, dass sie die gelten-den Grenzen nicht anerkennen werden. Sie warten nämlich nur auf einen passenden Augenblick für die Revanche und dann werden sie sich ihr Gebiet wieder aneignen…

 

Anmerkung: Von diesem Ereignis berichtete auch der ORF-Kärnten, slowenische Abteilung. Es wird im Wesentlichen der RTV- Beitrag übernommen; die ungarische Minderheit wird ignoriert.10

Im Jahre 2019 wird in Slowenien die 100-Jahrfeier stattfinden. Vergleiche mit der 100-Jahrfeier der Kärntner Volksabstimmung im Jahre 2020 drängen sich auf.

 

1 http://demokracija.si/fokus/joze-dezman-o-odzivih-na-intervju-tit-turnsek-in-tovarisi-…, 30.7.2018.

2 https://www.zz-nob.si/aktualno/odziv-na-odgovor-generalnega-direktorja-rtv-sloveni…, 30.7.2018.

3 https://delo.si/sobotna-priloga/zal-mi-je-vse-je-res-82456.html, 18.8.2018.

4 Mladina, 10.8.2018, S. 4.

5 Reporter, 13.8.2018, S. 12.

6 Siehe dazu auch: www.casnik.si/dan-spomina-na-zrtve-totalitarnih-rezimov/, Tamara Griesser Pecar, 23.8.2018.

7 https://www.druzina.si/ICD/spletnastran.nsf/clanek/%C2%BBvlada-ne-omogoca-svob…, 13.8.2018.

8 Reporter, 13.8.2018, S. 53.

9 http://www.rtvslo.si/index.php?c_mod=news&op=print&id=463385, 16.8.2018

10 https://volksgruppen.at/stories/2930594, 16.8.2018.