Slowenien: Gedenktag für die Opfer des Kommunismus

Huda jama: Opfer der kommunistischen Gewalt
Huda jama: Opfer der kommunistischen Gewalt

Und Kärnten?

Info Nr. 58

17.5.2022  Slowenien – Gedenktag für die Opfer der kommunistischen Gewalt. Dieser Tag wird in Slowenien erstmals begangen. Der Beschluss der Regierung Janez Janša geht von der zivilisatorischen Norm aus, dass alle Gewalttaten nach demselben Maßstab gemessen werden müssen.

Die slowenische Regierung machte darauf aufmerksam, dass Slowenien im Jahre 1991 genauso wie die EU von einer Verurteilung aller Totalitarismen ausgegangen sei. Während aber der Opfer des Nationalsozialismus und des Faschismus verdientermaßen würdig gedacht wird, habe man auf die Opfer des Kommunismus vergessen bzw. man habe sie ignoriert. In diesem Kontext wird in Medien daran erinnert, dass die jugoslawischen Kommunisten entsprechend der Weisung aus Moskau mit den Nationalsozialisten kooperierten. Nachdem „Genosse“ Adolf Hitler den Genossen Josip Stalin verraten und die Sowjetunion am 22.6.1941 überfallen habe, hätten die jugoslawischen Kommunisten mit dem Befreiungskampf (unter Anführungszeichen) begonnen. Vorher kooperierten sie mit dem Okkupator.

Für den nationalen Gedenktag am 17. Mai wurde das Datum ausgewählt, als im Jahre 1942 die Partisanen, und zwar die 1. Kompanie des Šercer-Bataillons, in Iška 49 Menschen der Roma-Gruppe und 4 Slowenen ermordet haben. Zu den Opfern gehörten 29 Kinder. Dieser Massenmord sei der erste in einer Reihe von vielen Verbrechen, im Rahmen derer die kommunistische Partisanenbewegung schlimme Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat. Die Verbrechen hätten  zu Kriegsende den Höhepunkt erreicht als in wenigen Wochen über 15.000 Menschen bzw. 1 Prozent der slowenischen Bevölkerung ermordet worden sind. In dieser Zeit seien auch mehrere Zehntausend Kriegsgefangene und Zivilisten anderer Nationalitäten ermordet worden.

Der renommierte Historiker Jože Možina  meint, dass die Partisanen seit Jahrzehnten die für sie unangenehme Wahrheit über die historischen Ereignisse im und nach dem Zweiten Weltkrieg verschweigen. Als Volkshelden würde man noch immer ehemalige Kämpfer würdigen, die ihre Hände mit Verbrechen, wie das Roma-Genozid am 17.5.1941, beschmutzt haben. Der Kommunismus habe in Slowenien mehr Opfer gefordert als der Faschismus.1  Die transitorische Linke bediene sich bei ihrer Abrechnung mit dem Regierungschef Janez Janša jener Methoden, die sie von ihren ideologischen nationalsozialistischen und kommunistischen Vorgängern geerbt haben.2
In Slowenien wird der polnische Friedensforscher Marek Mutor zitiert: „Der Kommunismus ist bereits als Idee ein Verbrechen“. Der russische Einmarsch in der Ukraine sei nur möglich, weil die Weltgemeinschaft die Verbrechen des sowjetischen kommunistischen, totalitären Regimes nicht entsprechend verurteilt hat. Dies müsste nach einem Sieg der zivilisierten Welt über den Aggressor passieren. Es sei zu hoffen, dass die Verurteilung der kommunistischen Ideologie zu einem „kommunistischen Nürnberg“ führen wird, so eine antikommunistische Position.3
„Unsere Udba-Leute wurden für ihre Verbrechen niemals strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Die beiden ehemaligen Chefs des kroatischen Geheimdienstes Josip Perkovic und Zdravko Mustač wurden jedoch im Jahre 2016 von einem deutschen Gericht im Jahre 2016 zu lebenslanger Haft verurteilt, da sie im Jahre 1983 die Ermordung des geflüchteten kroatischen Geschäftsmannes Stjepan Durekovic organisiert hatten. Vorher wurde auch der Udba-Mitarbeiter Krunoslav Pratesa wegen seiner Beihilfe bei der Organisation eines Mordes verurteilt“, schreibt der bekannte slowenische Journalist Igor Kršinar.4

Am 4.6.2022 nahm auch der slowenische Staatspräsident Borut Pahor (Sozialdemokrat)  an einem Gedenkgottesdienst für die „nach dem Krieg Ermordeten“ im Gottscheer Horn (Kočevski rog) teil.
Pahor zitierte aus der von ihm initiierten Erklärung der Slowenischen Akademie für Wissenschaften: „ Die größte Tragödie des Zweiten Weltkrieges in Slowenien war der brudermordende Konflikt zwischen den Slowenen selbst, mit vielen Opfern auf der Seite der Partisanen und auf der gegnerischen Seite. Daran sind beide Seiten schuld. Beide Seiten haben zahlreiche Verbrechen begangen. Die Verbrechen, die von der kommunistischen Obrigkeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Ermordung von tausenden Domobranzen und Zivilisten verübt worden sind, übertreffen hinsichtlich der Brutalität die anderen Verbrechen. Jedes Verbrechen ist eine verwerfliche Tat, besonders verwerflich und im Widerspruch mit den fundamentalen rechtlichen und zivilisatorischen Grundsätzen aber sind die außergerichtlichen Massenmorde in einer Friedenszeit. Für Verbrechen gibt es keine Entschuldigung“.
Bischof Andrej Saje rief in seiner Predigt zur Versöhnung auf und betonte, dass es bei den Morden um Entscheidungen der revolutionären Führer gegangen sei. Mit tödlicher Gewalt, der Vertreibung und der Isolation habe man mögliche und tatsächliche Gegner ausgeschaltet.5

In Kärnten steht ein eigener Gedenktag für die Opfer der titoistischen, kommunistischen Gewalt im und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zur Diskussion.
LH Peter Kaiser entschuldigte sich bei der slowenischen Volksgruppe für die Vertreibung durch die Nationalsozialisten im April 1942.6  Der Anlass des 80. Jahrestages der zwangsweisen Aussiedlung von Kärntner Slowenen wird aber nicht dazu genützt, ein allgemeines, grenzüberschreitendes Opfergedenken zu praktizieren und damit die Alpen-Adria-Region in eine friedlichere Zukunft zu führen (siehe dazu die Information Nr. 54!). Auch die Kärntner Kirche praktiziert ein einseitiges Gedenken. Der Gedenkgottesdienst am 21.5.2022 in Viktring für die Opfer der kommunistischen Gewalt fand wie alljährlich  in einem bescheidenen Rahmen statt. Der Kärntner Bischof nimmt an diesem Opfergedenken nicht teil.7  

Man müsse „die Leiden der anderen ernst nehmen“, wurde am 22.4.2022 im Rahmen eines Workshops der Pädagogischen Hochschule zum Thema „Dialogisches Erinnern in der Bildungspraxis“ thematisiert.  Dabei sollte es kein Aufrechnen des Opferstatus der aus Kärnten vertriebenen Slowenen mit Opfern der Kommunisten gehen. 8 Allerdings dürften im schulischen Bildungsbereich die Opfer der Kommunisten nicht ignoriert werden. Nicht zuletzt ist auch das Europäische Parlament davon überzeugt, dass „das letztliche Ziel der Offenlegung der von den totalitären kommunistischen Regimen begangenen Verbrechen in der Wiederaussöhnung besteht, die durch das Eingeständnis von Verantwortung, die Bitte um Vergebung und die Förderung einer moralischen Erneuerung erreicht werden kann“. 9 Davon sind wir in Kärnten und im Alpen-Adria-Bereich weit entfernt. Die Leiden der kommunistischen Opfer werden nicht ernst genommen.

Es besteht die begründete Gefahr, dass ein einseitiges Opfergedenken insbesondere bei der Jugend Feindbilder vermittelt und vermeintliche nachbarschaftliche Täter zu Hassobjekten gemacht werden. Damit werden alte Hassgefühle wiederbelebt.

P.S. Im slowenischen katholischen Wochenblatt „Družina“ (Ljubljana) wird besorgt die Frage gestellt, ob nach der Wahl des neuen slowenischen Staatspräsidenten im Oktober 2022 wieder ein Mensch diese Funktion übernehmen wird, der wie der derzeitige Staatspräsident Pahor guten Willens zu Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Kommunismus kommen wird.10
Diesbezüglich drängen sich Vergleiche mit österreichischen Spitzenpolitikern auf.  

 

 

1 Domovina, 27.1.2022, S. 21; 20.1.2022, S. 45; Demokracija, 19.5.2022, S. 32, Autor: Ivan Šokic`.

2 Demokracija, 21.4.2022, S. 62; Autor: Milan Gregorič.

3 Demokracija, 24.3.2022, S. 62 ff; Autor: Bogdan Sajovic.

4 Reporter, 23.5.2022, S. 17.

5 https://reporter.si/clanek/slovenija/pahor-v-kocevskem-rogu-najvecja…, 5.6.2022.
Borut Pahor legte vor dem Gedenkgottesdienst bei einem nahegelegenen Denkmal des Volksbefreiungskampfes einen Kranz nieder.

6 KZ, 15.4.2022, S. 14.

7 Nedelja, 29.5.2022, S. 6.

8 Persönliche Teilnahme; Leitung des Workshops: Prof. Daniel Wutti.

9 Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2. April 2009 zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus.

10 Družina, 12.6.2022, S. 13.